Zentralbl Chir 2024; 149(S 01): S97
DOI: 10.1055/s-0044-1788113
Abstracts
Interdisziplinäre Versorgung

Therapie der postoperativen Sekretretention durch Stimmbandunterspritzung

Authors

  • O Hamid

    1   Universitätsklinikum Münster, Sektion Thoraxchirurgie und Lungentransplantation, Münster, Deutschland
  • M Eppelmann

    1   Universitätsklinikum Münster, Sektion Thoraxchirurgie und Lungentransplantation, Münster, Deutschland
  • S Shah

    1   Universitätsklinikum Münster, Sektion Thoraxchirurgie und Lungentransplantation, Münster, Deutschland
  • M Oberste

    2   Universitätsklinikum Münster, Klinik für Hals-, Nasen-und Ohrenheilkunde, Münster, Deutschland
  • E Böse

    2   Universitätsklinikum Münster, Klinik für Hals-, Nasen-und Ohrenheilkunde, Münster, Deutschland
  • K Wiebe

    1   Universitätsklinikum Münster, Sektion Thoraxchirurgie und Lungentransplantation, Münster, Deutschland
 
 

    Hintergrund Eine Stimmbandparese verhindert den Glottisschluss und effektiven Hustenstoß. Bei postoperativem Sekretverhalt kann schnell eine respiratorische Insuffizienz entstehen.

    Material und Methode In zwei Fällen (69 Jahre, NSCLC; 50 Jahre, Mediastinaltumor) entwickelte sich nach thoraxchirurgischem Eingriff unter spontaner Atmung eine Sekretretention mit Einschränkung der Oxygenierung. Trotz intensivem Atemtraining, Inhalation, antibiotischer Therapie, Schmerztherapie, und Cough-Assist-Training waren tägliche Bronchoskopien zur Sekretabsaugung erforderlich. Begleitend hatten beide Patienten Heiserkeit bei einer Stimmbandparese links. Bei weiterer respiratorischer Verschlechterung wurde am 9. bzw. 10. postoperativen Tag eine Stimmband-Augmentation durchgeführt.

    Ergebnis Im OP-Saal erfolgte unter in Sedierung (Propofol) durch einen hinzugezogenen HNO-Arzt unter spontaner Atmung das Einsetzen des Spekulums und Darstellung des Stimmbandes. Unter direkter Sicht wurde mit Hilfe einer Nadel das stehende Stimmband mit 0,8 bzw. 2 ml Hyaluronsäure unterspritzt. Der Effekt konnte unter Sicht direkt beurteilt werden; es wurde mehrfach appliziert bis der gewünschte Status erreicht war. Die Prozedur dauerte 5 min bzw. 20 min und wurde von beiden Patienten auch bei eingeschränktem Gasaustausch (2 – 6 l/min Sauerstoff per Nasensonde) komplikationslos vertragen. Nach dem Eingriff kam es zu einem Rückgang der Heiserkeit und der Hustenstoß wurde deutlich kräftiger. Tägliche Bronchoskopien waren nicht mehr erforderlich, die respiratorische Situation war entscheidend verbessert. Ein Patienten konnte schon nach 2 Tagen entlassen werden, der intensivpflichtige Patienten konnte nach 7 Tagen die Station verlassen.

    Schlussfolgerung Die Unterspritzung eines Stimmbandes in Sedierung ist eine schnelle und sichere Technik, auch bei respiratorisch eingeschränkten Patienten. Die frühzeitige Unterspritzung eines stehenden Stimmbandes mit der nur für Wochen wirksamen Hyaluronsäure ermöglicht wieder ein effektives Abhusten und kann ein wertvolles Instrument im postoperativem Verlauf sein.


    Publikationsverlauf

    Artikel online veröffentlicht:
    13. August 2024

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