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DOI: 10.1055/s-0044-1787251
Das Brustimplantat-assoziierte (BIA) Lymphom – ein Fallbericht
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Hintergrund Das Brustimplantat-assoziierte anaplastische großzellige Lymphom (BIA-ALCL) ist eine sehr seltene Erkrankung, die bei Frauen mit Brustimplantat auftreten kann, unabhängig davon, ob die Implantation aus kosmetischen Gründen oder nach Mammakarzinomerkrankung erfolgte. Bei frühzeitiger Diagnose und adäquater Therapie liegt eine günstige Prognose vor.
Fallbericht Wir berichten von einer 74-jährigen Patientin, die im Alter von 63 Jahren an einem ausgdehnten rechtsseitigen invasiv-lobulären Mammakarzinom erkrankte, Tumorstadium pT2 pN0 G2 HR positiv, HER2: negativ. 2012 wurde die subcutane Mastektomie mit Implantateinlage durchgeführt. Im Rahmen der Nachsorge erfolgten ab 2016 jährliche Mamma-MRT-Untersuchungen mit Nachweis eines im Verlauf zunehmenden Seroms und V.a. Kapselfibrose. Eine Serompunktion 2020 zeigte atypische Zellen. Die Indiktion zum Implantatwechsel wurde gestellt, erfolgte auf Wunsch der Patientin erst 3 Jahre später, nachdem eine Größenzunahme und Spannungsgefühl der rechten Brust sowie Schmerzen und kutane Ausschläge auftraten. Histologisch zeigte sich im Bereich der resezierten Implantatkapsel ein CD30-positives, ALK-negatives Brustimplantat-assoziiertes anaplastisches großzelliges Lymphom mit fokal beginnender Infiltration der Implantatkapsel. Nach interdisziplinärer Therapieplanung wurde zunächst eine PET-CT-Untersuchung durchgeführt, in der sich malignomtypische Anreicherungen in rechts-axillären Lymphknoten und am Implantatrand zeigten. Die Patientin erhielt folgendes Therapieschema: Chemotherapie mit 6 x Brentuximab-Vedotin-CHP (Doxorubicin, Cyclophosphamid und Prednison), nach 2 Zyklen Implantatentfernung mit Nachresektion der Implantatloge im Sinne einer Mastektomie und Axilladissektion Level I und II rechts sowie die Radiotherapie der rechten Thoraxwand. Die Histologie des Resektates zeigte regressiv verändertes Gewebe.
Diskussion Das Brustimplantat-assoziierte anaplastische großzellige Lymphom (BIA-ALCL) ist ein CD30-positives, ALK-negatives ALCL und damit eine aggressive Form eines T-Zell-Lymphoms. Es wird als klinisch indolente Erkrankung mit relativ guter Prognose gesehen und stellt eine neue Entität des ALCL dar (seit 2016 durch die WHO anerkannt). Die Therapie der Erkrankung richtet sich nach dem Stadium und umfasst neben der Implantatentfernung, Kapsulektomie und Lymphonodektomie (im Stadium IA-IIA), zusätzlich die adjuvante Chemotherapie (im Stadium IIB-4) sowie ggf. Strahlentherapie.
Fazit für die Praxis Aufgrund der Seltenheit der Erkrankung (weltweit sind lediglich 800 Fälle beschrieben bei etwa 35 Millionen Implantatträgerinnen) sollte bei progredienter Kapselfibrose und neu nachweisbaren Seromen („Spätseromen“) eine zytologische und histologische Sicherung erfolgen, um eine adäquate Therapie einleiten zu können.
Publication History
Article published online:
11 June 2024
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