Z Gastroenterol 2024; 62(05): e457
DOI: 10.1055/s-0044-1785632
Abstracts
Kategorie: Der interessante Fall

Zwischen Leber und Milz – ungewöhnliche Komplikation einer akuten Salmonellen-Infektion

M. Regler
,
S. Reichermeier
,
M. Dauer
 
 

Einleitung Die Infektion mit nicht-typhoidalen Salmonellen manifestiert sich meist als akute Gastroenteritis mit plötzlich einsetzender Diarrhoe, Übelkeit, Erbrechen und Fieber. In mehr als 95% der Fälle verläuft die Salmonella-Enteritis komplikationslos, so dass es meistens zu einem selbstlimitierenden Verlauf ohne Notwendigkeit für eine antibiotische Behandlung kommt [1] [2].

Kasuistik Eine 23-jährige Patientin ohne Vorerkrankungen stellte sich in der Notaufnahme mit seit einer Woche bestehendem Fieber, atemabhängigen Schmerzen und Sklerenikterus vor. Die stationäre Aufnahme erfolgte unter der Verdachtsdiagnose eines viralen Infekts mit Begleithepatitis. Im Verlauf wurde die Diagnose einer ambulant erworbenen Pneumonie gestellt, sodass eine empirische Antibiose begonnen wurde. Bei abdominellen Beschwerden und Leberwerterhöhung erfolgte eine Abdomensonographie, in der überraschend ein Milzabszess beschrieben wurde. Eine ergänzende CT Abdomen konnte die Abszessformation nicht sicher zu Milz oder Leber zuordnen, trotzdem erfolgte eine CT-gesteuerte Drainagenanlage zur Fokussanierung. Dennoch entwickelte die Patientin im Verlauf Zeichen eines Schocks und bedurfte intensivmedizinischer Überwachung. Eine zunächst angenommene hämorrhaghische Ursache nach Drainagenanlage bestätigte sich in einer erneuten CT nicht. Vielmehr boten sich im Verlauf Hinweise auf einen septischen Schock, sodass eine Eskalation der Antibiose zunächst auf Piperacillin/Tazobactam und dann auf Meropenem erfolgte. Nach erneuter ausführlicher Fokussuche zeigte sich schließlich ein Pleuraempyem linksseitig. Eine thorakoskopische Empyemdestruktion mit atypischer Unterlappenresektion erfolgte. Erst im Verlauf ergab sich der mikrobiologische Nachweis von Salmonella Virchow im Milzabszesspunktat, während aus dem Pleuraempyem kein Keimnachweis erbracht werden konnte. In einer gezielten, retrospektiven Anamnese berichtete die Patientin von vorangegangenen Symptomen einer Gastroenteritis. Die Antibiose wurde schließlich testgerecht auf Amoxicillin p.o. deeskaliert. In der poststationären Kontrollsonographie zeigten sich inhomogene Residuen des Milzabszesses – Pleuraergüsse waren beidseits nicht nachweisbar.

Fazit In weniger als 5% der Fälle kommt es bei Salmonellen-Gastroenteritiden zu einer Bakteriämie mit Komplikationen wie Abszedierung, Osteomyelitis, septischer Arthritis, Endokarditis, Meningitis oder Pneumonie. Abszesse können in vielen Organen auftreten – betroffen kann hierbei das lymphatische oder retikuloendotheliale System mit Lymphknoten, Leber oder Milz sowie auch die Pleura sein. Derartige Komplikationen treten vor allem bei immundefizienten oder älteren Patienten auf [1] [2]. Im vorliegenden Fall der jungen, gesunden Patientin war keine Immunsuppression bekannt. Retrospektiv ist neben dem Milzabszess möglicherweise auch das Pleuraempyem als systemische Manifestation der Salmonellen-Infektion einzuordnen. Der Keimnachweis könnte durch die ausgedehnte antibiotische Vorbehandlung erschwert gewesen sein. Somit müssen auch bei jungen Patienten Komplikationen einer akuten Salmonellen-Infektion und die Gefahr einer systemischen Manifestation bedacht werden.


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Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
13. Mai 2024

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