Wie sehen Diabetologen aus Deutschland, Österreich und Schweiz die Indikation von CGM-Systemen bei Menschen mit Diabetes? – Ergebnisse einer multinationalen Analyse der Daten des DT-Report 2024

Hintergrund: In einer multi-nationalen Befragung von Diabetologen/innen aus Deutschland (DE), Österreich (AT) und der Schweiz (CH) haben wir die Verordner um eine Einschätzung gebeten, für welche Subgruppen von Menschen mit Diabetes (MmD) sie CGM-Systeme für indiziert halten. Konkret wurde nach der Indikationsstellung von CGM-Systemen für Kinder/Jugendliche, Erwachsene und Schwangere mit Typ-1-Diabetes sowie für MmD mit Typ-2-Diabetes mit intensivierter, nicht intensivierter und ohne Insulintherapie gefragt.

Methodik Im Rahmen des Digitalisierungs- und Technologiereports wurden 512 Diabetologen/innen (DE: n=340; AU: n=139; CH n=29) in den 3 Ländern vom 1. November bis 22. Dezember 2023 online zu ihren Einschätzungen bezüglich Digitalisierung und Diabetestechnologie befragt.

Ergebnisse: Eine Indikation für ein CGM-System sahen die Befragten bei 95,2% der Kinder/Jugendlichen (DE 93,3%, AT 92,8%, CH 98,9% p=0,645), bei 95,8% der Erwachsenen (DE 96,1%, AT 93,2%, 98,9% p=0,468) und bei 95,0% der schwangeren Frauen mit Typ-1-Diabetes (DE 95,0%, AT 94,5%, CH 96,7% p=0,940). Eine Indikation für CGM wurde auch bei 82,6% der Personen mit Typ-2-Diabetes und intensivierter Insulintherapie gesehen (DE 80,9%, AT 87,2%, 91,7% p=0,231). Überraschend hoch war die Indikationsstellung mit 53,8% (DE 50,9%, AT 63,7%, 65,6% p=0,104) bzw. 42,0% (DE 39,7%, AT 52,0%, CH 44,4% p=0,285) bei Menschen mit Typ-2-Diabetes und nicht intensivierter Insulintherapie bzw. ohne Insulintherapie. Nach den Gründen dafür befragt, nannten die Diabetologen/innen als wichtigsten Grund für ein CGM System die Rückmeldung über den Einfluss von Nahrungsmitteln auf den Glukoseverlauf (28,9% aller Diabetologen/innen). Der zweitwichtigste Grund war die Rückmeldung über Auswirkungen von Bewegung auf den Glukoseverlauf (21,3% aller Diabetologen/Innen) und der drittwichtigste Grund war der Überblick über nächtliche Glukoseverläufe (16,6% aller Diabetologen/innen). Signifikante Länderunterschiede gab es hier nicht.

Schlussfolgerung: Insgesamt zeigte sich eine hohe Übereinstimmung in der Indikationsstellung der Diabetologen/innen für CGM-Systeme in den 3 Ländern. Bei Menschen mit Typ-1-Diabetes liegt die Indikationsstellung für CGM-Systeme bei nahezu 100%. Bei Menschen mit Typ-2-Diabetes und intensivierter Insulintherapie wird die Indikation für CGM-Systeme ähnlich wie bei Typ-1-Diabetes gesehen. Überraschend ist die relativ hohe Indikationsstellung für CGM-Systeme bei Menschen mit Typ-2-Diabetes und nicht intensivierter Insulintherapie bzw. ohne Insulintherapie. Gründe hierfür sind vor allem die Unterstützung bei der Veränderung des Ernährungs- und Bewegungsverhaltens. Insbesondere für die letztgenannten Indikationen von CGM besteht jedoch ein dringender Bedarf an besserer Evidenz zu den Effekten von CGM-Systemen bei Menschen mit Typ-2-Diabetes ohne intensivierte Insulintherapie.

Interessenkonflikt

Der Digitalisierungs- und Technologie Report wird von Dexcom, Abbott, Roche, Ascensia, Sanofi, Diabetes Centre Bern unterstützt. B.K. berichtet Honorare als Advisory-Board Mitglied von Abbott Diabetes Care, Embecta, Roche Diabetes Care, Novo Nordisk, Berlin Chemie AG und Dexcom Deutschland sowie über Honorare für Vorträge von Sanofi Deutschland, Novo Nordisk, Abbott Diabetes Care, Roche Diabetes Care, Berlin Chemie AG, Embecta, Dexcom und Feen. Darüber hinaus berichtet B.K. über Reisekosten und Honorare für wissenschaftliche Tagungen von Sanofi, Roche Diabetes Care und der Berlin Chemie AG sowie über unentgeltliche Verpflichtungen als Workshopleiter und Mitglied von Arbeitsgruppen der Deutschen Diabetes Gesellschaft.

Publication History

Article published online:
18 April 2024