Gesundheitswesen 2024; 86(S 02): S104
DOI: 10.1055/s-0044-1781867
Abstracts | BVÖGD, BZÖG, DGÖG
26.04.2024
Infektionsschutz – Postersitzung 08:00 – 10:00 | Saal X.3

Importierte Malaria Erkrankungen in Nordrhein-Westfalen – Ergebnisse aus der landesweiten Surveillance

J. Schauer
1   Landeszentrum Gesundheit NRW, Fachgruppe Infektionsepidemiologie, Bochum
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A. Jurke
1   Landeszentrum Gesundheit NRW, Fachgruppe Infektionsepidemiologie, Bochum
› Institutsangaben
 
 

    Mit der Einführung der namentlichen Meldepflicht von Malaria bzw. Plasmodium spp. gemäß § 7 Abs.1 des Infektionsschutzgesetzes am 17.07.2023 erhielt das Landeszentrum Gesundheit NRW als Landesmeldestelle für meldepflichtige Erkrankungen seit August 2023 erstmalig Meldungen von Malaria-Fällen aus den Gesundheitsämtern in NRW. Die Inzidenz ist zwar gering, jedoch können Malaria-Erkrankungen innerhalb kürzester Zeit einen lebensbedrohlichen Verlauf nehmen.

    Für das Outcome ist das schnelle Erkennen der Erkrankung und das umgehende Einleiten von adäquaten therapeutischen Maßnahmen von hoher Bedeutung, gerade bei der Erkrankungsform Malaria tropica, welche vornehmlich durch die Plasmodienspezies P. falciparum verursacht wird und unbehandelt bei 20% der nichtimmunen Erkrankten zum Tode führt. Insbesondere bei Fällen mit Verdacht auf virale hämorrhagische Fieber sollte Malaria differenzialdiagnostisch in Betracht gezogen werden und sofern erforderlich zeitnah eine Malariatherapie eingeleitet werden, auch wenn weitere Infektionen noch labordiagnostisch in Abklärung sind. Da es gut wirksame Prophylaxen gegen Malaria gibt, ist die Erkrankung grundsätzlich vermeidbar.

    Bereits in den letzten Jahren (zwischen 2017 und 2021) erhielt das RKI jährlich nichtnamentliche Meldungen von durchschnittlich 765 importierten Malaria-Fällen, welche die Referenzdefinition erfüllen. Die Anzahl der nach Deutschland importierten Malaria-Infektionen hängt dabei stark von der stets schwankenden epidemiologischen Situation in den Reiseländern sowie der Veränderung von Reiseströmen ab.

    Mit einem nun möglichen Überblick über die Zahl und Entwicklung der nach Nordrhein-Westfalen importierten Malaria-Infektionen können Trends identifiziert und erstmalig Informationen zu verschiedenen demographischen und epidemiologischen Aspekten dieser Fälle analysiert werden. Anhand der erhobenen Informationen wie z.B. der Speziesverteilung der Plasmodien kann eine Risikobewertung bezogen auf die Häufigkeit schwerer Verläufe oder dem Auftreten und der Verbreitung von Resistenzen in den verschiedenen Spezies gegenüber eingenommener Prophylaxe durchgeführt werden.

    Des Weiteren können anhand der erhobenen Daten Risikogruppen definiert und anhand dessen Aufklärungsstrategien zum Thema Malaria, Malariatherapie und Malariaprophylaxe entwickelt werden, welche für Ärztinnen und Ärzte und für eben diese Risikogruppen niederschwellig erreichbar sind (z.B. Flyer in Haus- oder Kinderarztpraxen).


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    Publikationsverlauf

    Artikel online veröffentlicht:
    10. April 2024

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