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DOI: 10.1055/s-0044-1781764
Salmonellose in Deutschland: Epidemiologische Erkenntnisse aus den Surveillancedaten, 2012 bis 2022
Authors
Hintergrund: Salmonellose gilt in Deutschland als die zweithäufigste bakterielle gastrointestinale Erkrankung und weltweit als eine der Hauptursachen für Durchfallerkrankungen. Die Hauptübertragungswege sind kontaminierte Lebensmittel und der Kontakt mit infizierten Tieren. Unsere Studie analysiert die Meldedaten nicht-typhoider Salmonellosen von 2012 bis 2022 in Deutschland, um evidenzbasierte Ansätze für zukünftige Präventions- und Kontrollmaßnahmen im Bereich der öffentlichen Gesundheit zu entwickeln.
Methoden: Wir verwendeten gemäß dem Infektionsschutzgesetz (IfSG) übermittelte Daten, die den Referenzdefinitionen für nicht-typhoide Salmonellose entsprechen. Jährliche Inzidenzen pro 100.000 Einwohner wurden berechnet, und soziodemographische Merkmale sowie zeitliche und räumliche Trends dargestellt. Wir stratifizierten die Auswertungen nach Alter, Geschlecht, Bundesland, Expositionsort, Serovar und Erkrankungsschwere (hospitalisiert/verstorben; Auswertung ab 2017). Die fallspezifisch übermittelten Informationen wurden auf Vollständigkeit und Plausibilität geprüft, und die Datenanalyse erfolgte mithilfe von R (Version 4.2.1).
Ergebnisse: Für den Zeitraum von 2012 bis 2022 berücksichtigten wir 150.086 Salmonellose-Fälle. Die jährliche Inzidenz der Salmonellose sank um 58%, von 26 (2012) auf 11 pro 100.000 (2022). Nach einer Plateauphase von 2015 bis 2019 mit 16-17 Fällen pro 100.000 nahm die Inzidenz mit Beginn der COVID-19-Pandemie (2020) um 37% auf 10 pro 100.000 deutlich ab. Regionale Unterschiede in der Inzidenz waren über den gesamten Zeitraum signifikant. Besonders betroffen waren Kinder unter fünf Jahren mit einer mittleren Inzidenz von 55 Fällen pro 100.000. Unter den Fällen mit verfügbaren Informationen zum Expositionsort (Datenvollständigkeit 76%, n=114.501) wurden 16% als importierte, reise-assoziierte Fälle klassifiziert. Von 2012 bis 2022 ging die Anzahl der Fälle, bei denen Deutschland als Expositionsort angegeben war, um 74% zurück (von 16.587 auf 4.266 Fälle). Unter den gemeldeten Serovaren (Datenvollständigkeit 76%, n=113.377) wurden S. Enteritidis und S. Typhimurium mit 39% bzw. 37% durchgehend am häufigsten übermittelt. Der Anteil schwerer Erkrankungen (Datenvollständigkeit 86%, n=57.658) wurde ab dem Jahr 2017 in unsere Analyse einbezogen und blieb bis 2022 konstant bei ca. 30% jährlich. Insbesondere in der Altersgruppe über 60 Jahren stieg der prozentuale Anteil schwerer Erkrankungen kontinuierlich an (bis zu 56% in der Altersgruppe über 80 Jahren).
Schlussfolgerung: Der Rückgang der übermittelten nicht-reiseassoziierten Fallzahlen kann ein Zeichen für die Effektivität von Präventions- und Hygienemaßnahmen sowie Anstrengungen des öffentlichen Gesundheitsdienstes sein. Als Risikogruppen wurden Kinder unter fünf Jahren sowie, speziell für schwere Erkrankungen, Erwachsene über 60 Jahren identifiziert und sollten bei Maßnahmenplanungen besonders berücksichtigt werden. Zukünftige Forschung könnte die Ursachen für die starken regionalen Unterschiede in der Inzidenz genauer untersuchen.
Publication History
Article published online:
10 April 2024
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Georg Thieme Verlag
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