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DOI: 10.1055/s-0044-1781720
Nierenarterienverschluss. Warum trotz fortgeschrittener renaler Ischämiezeit die interventionelle Radiologie ein Hoffnungsträger bleibt.
Einleitung Die renale Ischämiezeit wird im klinischen Einzelfall kontrovers diskutiert. Fest steht, dass die Sauerstoffversorgung des Nierengewebes nach akutem Nierenarterienverschluss rasch abfällt [1] und in Kombination mit einer verminderten glomerulären Perfusion umgehend zu renalen Funktionseinschränkungen führt [2]. Während allgemeiner Konsens darüber besteht, dass eine frühzeitige Behandlung die ischämische Schädigung der Niere verringert, besteht Unklarheit über den Nutzen einer Behandlung nach längerer Ischämiezeit [3].
Anamnese Ein 78-jähriger Patient stellte sich mit akuter Nierenschädigung, seit einer Woche bestehender Anurie und deutlich erhöhten Nierenretentionsparametern (eGFR 2 ml/min/1,73) vor. Bei Z. n. EVAR zeigte die aktuelle CTA bei funktioneller Einzelniere einen neuen Verschluss der linken Nierenarterie. Die farbkodierte Duplexsonographie ergab eine minimal erhaltene Perfusion der linken Niere. Somit war von einer Vita minima auszugehen, nachdem sich 3 Wochen zuvor im Vor-CT die linke Nierenarterie noch offen darstellte. Im interdisziplinären Konsens fiel trotz mutmaßlich mehrtägiger renaler Ischämiezeit der Entscheid zur interventionellen Therapie. Der Verschluss wurde mittels hydrodynamischer Thrombektomie und Stentgraftimplantation erfolgreich therapiert. Am nächsten Morgen setzte die Diurese des Patienten wieder ein (300 ml). Der Patient konnte nach 14 Tagen mit einer GFR von 20 ml/min/1,73 ohne Dialysepflichtigkeit entlassen werden.


Diskussion Auch bei weit fortgeschrittener renaler Ischämiezeit kann die interventionelle Revaskularisierung bei akutem Nierenarterienverschluss zur Wiederherstellung der Nierenfunktion führen und die Dialysepflichtigkeit verhindert werden. Für eine gute Therapieentscheidung ist ein interdisziplinäres Vorgehen unter Berücksichtigung patientenspezifischer Entscheidungskriterien sinnvoll. Diesbezüglich scheint ein erhaltenes renales Duplexsonographie-Signal, als Korrelat einer Vita Minima, einen relevanten prognostischen Faktor darzustellen.
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Literatur
- 1 Tracy CR, Terrell JD, Francis RP, Wehner EF, Smith J, Litorja M, Zuzak KJ. Characterization of renal ischemia using DLP hyperspectral imaging: a pilot study comparing artery-only occlusion versus artery and vein occlusion. J Endourol 2010; 24 (03) 321-325
- 2 Heidemann F, Kölbel T, Debus ES, Diener H, Carpenter SW, Rohlffs F, Tsilimparis N. Renal Function Salvage After Delayed Endovascular Revascularization of Acute Renal Artery Occlusion in Patients With Fenestrated-Branched Endovascular Aneurysm Repair or Visceral Debranching. J Endovasc Ther 2018; 25 (04) 466-473
- 3 Silverberg D, Menes T, Rimon U, Salomon O, Halak M. Acute renal artery occlusion: Presentation, treatment, and outcome. J Vasc Surg 2016; 64 (04) 1026-1032
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
12. April 2024
© 2024. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany
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Literatur
- 1 Tracy CR, Terrell JD, Francis RP, Wehner EF, Smith J, Litorja M, Zuzak KJ. Characterization of renal ischemia using DLP hyperspectral imaging: a pilot study comparing artery-only occlusion versus artery and vein occlusion. J Endourol 2010; 24 (03) 321-325
- 2 Heidemann F, Kölbel T, Debus ES, Diener H, Carpenter SW, Rohlffs F, Tsilimparis N. Renal Function Salvage After Delayed Endovascular Revascularization of Acute Renal Artery Occlusion in Patients With Fenestrated-Branched Endovascular Aneurysm Repair or Visceral Debranching. J Endovasc Ther 2018; 25 (04) 466-473
- 3 Silverberg D, Menes T, Rimon U, Salomon O, Halak M. Acute renal artery occlusion: Presentation, treatment, and outcome. J Vasc Surg 2016; 64 (04) 1026-1032

