Rofo 2024; 196(S 01): S10
DOI: 10.1055/s-0044-1781495
Abstracts
Vortrag (Wissenschaft)
Gastro- und Abdominaldiagnostik

Multizentrische Rebefundungsstudie prätherapeutisches MRT vs. postoperative Pathologie zum Staging des Rektumkarzinoms bei nicht vorbehandelten Patienten auf Grundlage der OCUM-Studie

J Weßling
1   Clemenshospital, Radiologie, Münster
,
P Kienle
10   Theresienkrankenhaus und St. Hedwig-Klinik Mannheim, Klinik für, Allgemein- und Viszeralchirurgie, Mannheim
,
L Grenacher
2   Conradia Radiologie München, MVZ Diagnostik und Nuklearmedizin, München
,
S Stelzner
3   University Hospital of Leipzig, Department of Visceral, Transplant, Thor, Leipzig
,
T Junginger
4   Universitätsmedizin Mainz, Klinik für Allgemein- und Abdominalchirurgie, Mainz
,
S Merkel
5   Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Klinik für Chirurgie, Erlangen
,
R Ruppert
6   Klinik Neuperlach, Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, endokrine Chirurgie und Coloproktologie, München
,
J Baral
7   Klinikum Karlsruhe, Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Karlsruhe
,
S Fichtner-Feigl
8   Universitätsklinikum Freiburg, Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Freiburg
,
V Kahlke
9   Proktologische Praxis Kiel, Kiel
,
A Kroesen
11   Krankenhaus Porz am Rhein, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Unfallchirurgie, Köln
,
T Kittner
12   Städtisches Klinikum Dresden, Radiologische Klinik, Dresden
,
I Gockel
13   Universitätsklinikum Leipzig, Department für Viszeral-, Transplantations-, Thorax- und Gefäßchirurgie, Leipzig
,
M Kuhn
14   Medizinische Fakultät der TU Dresden, Institut für medizinische Informatik und Biometrie (IMB), Dresden
› Author Affiliations
 
 

    Zielsetzung Das MRT stellt den Goldstandard bei der lokoregionären Ausbreitungsdiagnostik des Rektumkarzinoms dar. In den aktuellen Leitlinien werden insbesondere die cT- und die cN-Kategorie für die Entscheidung zu einer neoadjuvanten Therapie zugrunde gelegt. Allerdings werden zum Teil große Unsicherheiten in der Genauigkeit dieser Kategorien beschrieben. Ziel dieser prospektiv-experimentellen Studie ist es, die Übereinstimmung von prätherapeutischem MRT und postoperativem histopathologischen Befund bezüglich der T- und der N-Kategorie in einer deutschlandweiten Querschnittsstudie zu überprüfen.

    Material und Methoden Aus dem Datenpool der OCUM-Studie wurden 51 MRT-Befunde von nicht-vorbehandelten Patienten (davon 24 weiblich) mit einem histologisch gesichertem Adenokarzinom des Rektums <=12 cm von Analrand ohne nachgewiesene Fernmetastasen (Stadien I – III) ausgewählt. Die MRTs wurden server-basiert von n=79 gegen den histopathologischen Befund verblindeten Radiolog*innen (Rater) mit unterschiedlicher Expertise und Affiliation ausgewertet. Die Befundung der lokoregionären Ausbreitung erfolgte anhand eines algorithmischen Pfades, der an der Vorlage der Arbeitsgemeinschaft Abdomen zur „strukturierten Befundung“ der Deutschen Röntgengesellschaft orientiert war. Die erhobenen Befunde wurden mit dem histopathologischen Befund verglichen und die Übereinstimmung mit dem Cohen’s Kappa Koeffizienten beurteilt.

    Ergebnisse Bei den 51 zugrundeliegenden Rektumkarzinomen handelte es sich um n=23 (45,1%) im pathologischen UICC-Stadium I, n=11 (21,6%) im Stadium II und n=17 (33,3%) im Stadium III. Insgesamt wurden 3124 vollständige MRT-Befundungen für die Kombination cTcN durchgeführt. In 776 (24,8%) Befundungen konnten sich die Rater aufgrund eines cTX oder eines cNX nicht bezüglich des UICC-Stadiums festlegen. Das klinische UICC-Stadium stimmte in 1079 (34,5%) Befundungen mit dem histopathologischen Befund überein, bei 765 (24,5%) Befundungen lag ein Overstaging und bei 504 (16,1%) ein Understaging vor. Der Cohen’s Kappa Wert der Übereinstimmung betrug 0,127 [0,043 – 0,21 (95% KI)].

    Schlussfolgerungen Die vorliegende Studie zeigt für lokal eher wenig fortgeschrittene Rektumkarzinome bei der Beurteilung durch Rater mit unterschiedlicher Erfahrung im Sinne der „real world“-Situation eine geringe Übereinstimmung der bildgebenden mit den pathologischen T- und N-Kategorien. Die in der Literatur angegebenen deutlich höheren Übereinstimmungswerte sind möglicherweise auf die Befundung durch nur wenige Expertenradiologen zurückzuführen und reflektieren nicht hinreichend die Alltagssituation. Aus den Ergebnissen lässt sich ein Schulungsbedarf für in Darmkrebszentren tätige Radiolog*innen ableiten. Die Etablierung eines Curriculums mit Zertifizierung könnte hierfür ein wichtiger nächster Schritt sein.


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    Publication History

    Article published online:
    12 April 2024

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