Einleitung Seit Beginn des Ukraine Krieges im Februar 2022 kommt es in Deutschland auf Grund
der hohen Flüchtlingszahlen und der höheren Tuberkuloseinzidenz in der Ukraine zu
einem leichten Anstieg der Tuberkulose Fallzahlen. Knapp ein Drittel aller Tuberkulose-Erkrankten
aus der Ukraine weist zudem eine multi drug resistance (MDR) auf.
Material und Methoden Zwischen April 2022 und Mai 2023 wurden in der Fachklinik Löwenstein 5 geflüchtete
ukrainische Personen mit einer Tuberkulose stationär behandelt. Bei allen 5 Patienten
(4m, 1w) wurde eine MDR-Tuberkulose diagnostiziert.
Ergebnisse Gründe der stationären Aufnahme waren vielfältig: ausgeprägte B-Symptomatik, positives
Screening gemäß Infektionsschutzgesetz, stärkste abdominelle Beschwerden, Bild einer
Lobärpneumonie und nachgewiesen tuberkulöse zerebrale Raumforderung.
Bei 2 Patienten bestand eine HIV-Koinfektion, einer davon war außerdem mit Hepatitis
C infiziert. Zusätzlich zur pulmonalen Infektion lag bei je einem Patienten eine Darmtuberkulose
bzw. eine zerebrale Tuberkulose vor.
Bei 4 Patienten erfolgte die endgültige Resistenztestung phänotypisch, bei 1 Patienten
über whole genome sequencing. Die Resistenzprofile waren vielfältig und gingen über
eine reine Rifampicin- und Isoniazid-Resistenz hinaus.
Die Therapieeinleitung erfolgte bei den erwähnten Patienten nach dem konventionellen
fünffach MDR-Regime. 3 der Patienten konnten nach unterschiedlich langer 5-fach Therapie
auf das 6-monatige BPaLM-Regime umgestellt werden.
Fazit Die Erfahrungen in der Fachklinik Löwenstein spiegeln die allgemeinen Erfahrungen
mit Tuberkulosepatienten aus der Ukraine wider: Ein höherer Anteile an männlichen
Erkrankten, hohe Koinfektionsraten mit HIV und Hepatitis B/C, sowie eine hohe Rate
an MDR-Tuberkulose.
Bei Kontakt mit Flüchtlingen aus der Ukraine sollte das medizinische Personal auch
bei unspezifischen Symptomen an das mögliche Vorliegen einer Tuberkuloseerkrankung
denken.