Zusammenfassung
Wegen Abrechnungsbetrug ins Visier von staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen zu gelangen,
ist eine imminente Gefahr für jeden privat liquidierenden oder kassenärztlich niedergelassenen
Kollegen. Die Rechtsprechung unterstellt, dass jeder Arzt die Regelungen und die Abrechenbarkeit
bis in die kleinste Verästelung kennt bzw. kennen muss. Auch die Auslegung der Abrechnungsziffern
hat der Arzt eigenverantwortlich vorzunehmen. Als problematisch muss hervorgehoben
werden, dass bereits ab einer angenommenen Schadenssumme von nur 50,00 EUR ein staatsanwaltschaftlich
zu ahndendes, relevantes Betrugsdelikt angenommen wird. Die Hürden zur Einleitung
eines Ermittlungsverfahrens oder von Durchsuchungsmaßnahmen sind in Deutschland niedrig.
Ein Anfangsverdacht, d. h. die bloße Wahrscheinlichkeit, basierend auf der kriminalistischen
Erfahrung der Ermittlungsbehörden, dass ein Abrechnungsbetrug begangen worden sein
könnte, ist hierfür ausreichend. Allzu rasch wird ein Beschuldigter so zum Spielball
der Ermittlungsbehörden und steht nahezu rechtsschutzlos da. Ein Ermittlungs- oder
Gerichtsverfahren wegen Abrechnungssachen stellt eine existenzielle Bedrohung für
jeden Arzt dar – bis hin zum Verlust der ärztlichen Approbation.
Abstract
Finding yourself the target of investigative procedures by the public prosecutorʼs
office is an immanent risk for every private or statutory health insurance physician.
The law assumes that every physician is and must be familiar with all regulations
respecting the invoicing of services, down to the most minute details. Physicians
are also expected to interpret the medical accounting codes at their own responsibility.
What makes this particularly problematic is that even a putative loss amounting to
just 50.00 EUR may already be classified as fraud requiring investigation by the public
prosecutorʼs office. The obstacles which would mitigate against opening investigative
proceedings or initiating search procedures are low in Germany. An initial suspicion,
i.e. a mere balance of probability that accounting fraud might have been committed,
is sufficient. All too quickly, the suspect becomes a mere pawn of the investigative
authorities and is left with almost no legal protection. Investigative or court proceedings
for putative accounting irregularities represent an existential threat for every physician
– and can even lead to the loss of their license to practice medicine.
Schlüsselwörter
Abrechnungsbetrug - Ermittlungsverfahren gegen Ärzte - Existenzgefährdung
Key words
accounting fraud - investigation procedures against doctors - threat to their livelihood