Ewig S.
Hrsg.
Pneumonie unter Immunsuppression.
Berlin: Springer Verlag; 2018. 239 S., 33 Abb., 89,99 €
ISBN: 978-3-662-55740-2
Unter den drei Pneumonie-Entitäten – ambulant erworben, nosokomial und unter Immunsuppression
– stellt letztere die größte diagnostische und therapeutische Herausforderung dar.
Hier findet sich das größte Erregerspektrum, neben den typischen respiratorischen
viralen und bakteriellen Erregern spielt eine Vielzahl verschiedener Opportunisten
je nach Art der Immunsuppression eine Rolle. Insbesondere die Vielfältigkeit der Immunsuppression
bedingt die hohe Heterogenität dieses Krankheitsbildes. Dies mag einer der Gründe
sein, warum bislang keine Fachgesellschaft den Versuch unternommen hat, eine wirklich
umfassende Leitlinie zu diesem Krankheitsbild herauszugeben. Alle bislang publizierten
Empfehlungen adressieren nur Teilpopulationen und die Literatur zeigt, dass Erkenntnisse
zu einer dieser Teilpopulationen nicht ohne Weiteres auf andere übertragen werden
können.
In diesem Kontext ist das vorliegende Buch eine enorme Hilfe für den Praktiker, um
diese komplexen Patienten evidenzbasiert zu behandeln. Klinisch relevante Fragestellungen
können schnell nachgeschlagen werden, wobei der kurz gehaltene, präzise Schreibstil
die hohe Arbeitsdichte im ärztlichen Alltag berücksichtigt.
Auch für den wissenschaftlich tätigen Arzt ist das Buch eine willkommene Unterstützung.
Aufgrund der o. g. Heterogenität der Pneumonie unter Immunsuppression ist die Literatur
kaum noch überschaubar. Der Autor des Buches hat sich über Jahrzehnte mit diesem Thema
befasst, hat selbst eine Vielzahl an Übersichts- und Originalartikeln beigetragen
und sich damit einen internationalen Expertenstatus erarbeitet. Es gelingt ihm daher,
die Literatur didaktisch sehr gut zu strukturieren und priorisieren. Jedes Kapitel
ist ausführlich mit aktueller Literatur und den wesentlichen „mile stone studies“
belegt, sodass bei Bedarf das Thema weiter vertieft werden kann.
Zunächst werden der Begriff Immunsuppression und die verschiedenen Formen definiert.
Auch die aktuelle Erkenntnis, dass Alter (Immunoseneszenz) und bestimmte Ko-Morbiditäten
eine relevante Immunsuppression bedingen können, wird reflektiert. Die verschiedenen
Typen der Immunsupression werden in eigenen Kapiteln besprochen und die zu erwartenden
Erreger bis hin zu seltenen Infektionen wie Toxoplasmose dargestellt. Dabei werden
für jeden einzelnen Erreger Symptomatik, besondere Risikofaktoren und Übertragungswege
sowie Besonderheiten in der Therapie und Diagnostik aufgeführt.
Die im Alltag teilweise selten verwendeten Antiinfektiva werden noch einmal gesondert
in einem eigenen Kapitel behandelt. Dabei wird zwischen therapeutischem und prophylaktischem
Ansatz unterschieden.
Besonderheiten in der bronchoskopischen, histologischen, mikrobiologischen und radiologischen
Diagnostik, die bei diesen Patienten beachtet werden sollten, werden in separaten
Kapiteln aufgeführt.
Kurze Praxistipps in farblich unterlegten Boxen sowie Tabellen und Schaubilder mit
den Therapieoptionen heben Wichtiges hervor und erleichtern das schnelle Nachschlagen.
Zusammenfassend bietet „Pneumonie unter Immunsuppression“ den aktuellen Wissensstand
zu einem hochkomplexen Thema in sehr gut strukturierter und knapper Form, zusammengestellt
von einem ausgewiesenen Experten, der die Entwicklungen auf diesem Gebiet über Jahrzehnte
geprägt und verfolgt hat. Aufgrund der Struktur des Buches eignet es sich sowohl für
das schnelle punktuelle Nachschlagen im klinischen Alltag als auch für das intensive
Einarbeiten in das Thema.
Univ.-Prof. Dr. med. Mathias W. Pletz, Jena