Aktuelle Kardiologie 2018; 7(01): 55-59
DOI: 10.1055/s-0044-100363
Übersichtsarbeit
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Die neue EACTS/ESC-Leitlinie im Spannungsfeld Operation versus Katheterintervention – Perspektive des Herzchirurgen

The New EACTS/ESC Guidelines between the Poles of Surgery and Catheter Intervention – Surgical Perspective
Simon H. Sündermann
Klinik für Herz-, Thorax-, Gefäßchirurgie, Deutsches Herzzentrum Berlin
,
Axel Unbehaun
Klinik für Herz-, Thorax-, Gefäßchirurgie, Deutsches Herzzentrum Berlin
,
Jörg Kempfert
Klinik für Herz-, Thorax-, Gefäßchirurgie, Deutsches Herzzentrum Berlin
,
Volkmar Falk
Klinik für Herz-, Thorax-, Gefäßchirurgie, Deutsches Herzzentrum Berlin
› Institutsangaben
Weitere Informationen

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
28. Februar 2018 (online)

Preview

Zusammenfassung

Die neuen Guidelines geben Empfehlungen zur Behandlung aller Herzklappenvitien außer der Pulmonalklappe ab. Insbesondere im Bereich der Aortenklappenstenose und der Mitralklappeninsuffizienz spielen zunehmend katheterbasierte Therapieformen eine Rolle. Das TAVI-Verfahren wird in den neuen Guidelines bei Patienten mit intermediärem Risiko empfohlen. Zur Behandlung der Mitralinsuffizienz ist die Studienlage nicht so umfangreich. Das MitraClip-Verfahren ist die einzige katheterbasierte Therapie, die empfohlen wird – jedoch nur bei Patienten mit hohem Operationsrisiko und nur nach genauer Evaluation inklusive Diskussion im Heart-Team, um eine unverhältnismäßige Anwendung zu vermeiden. Im Bereich der Therapie der strukturellen Herzerkrankung gibt es rasante Entwicklungen. Chirurgen müssen sich mit den katheterbasierten Therapien und Techniken beschäftigen und nicht nur passiv an den Prozeduren teilnehmen, um den gesetzlichen Vorschriften zu genügen.

Abstract

The new guidelines give recommendations for the treatment of all cardiac valve pathologies. Especially for aortic stenosis and mitral valve regurgitation, catheter-based therapies play a key role more often. TAVI is recommended already for patients with intermediate risk, because recent literature shows good results for TAVI. For mitral valve regurgitation, there is not so much evidence available. The only catheter-based therapy that is recommended is the MitraClip therapy for surgical high risk patients. It is also clearly recommended that futility must be avoided by strict evaluation of patients and by discussion in the heart team, which is highly ranked in the guidelines. There are rapid developments in the field of structural heart disease. Surgeons have to involve themselves in catheter-based therapies and not only stand by during the procedures to follow the legal requirements.

Was ist wichtig?
  • Heart-Team und Zentrumsbildung: Das Heart-Team ist für die Therapieentscheidung von zentraler Bedeutung. Es wird die Bildung von Herzklappen-Zentren mit personellen und strukturellen Standards empfohlen, um eine optimale Versorgung struktureller Herzklappenerkrankungen zu gewährleisten.

  • Aortenklappenstenose: Die Kriterien zur Entscheidungsfindung bez. Transkatheter-Aortenklappenimplantation (TAVI) oder Chirurgie werden klar definiert. TAVI wird auch für Patienten mit intermediärem Risiko empfohlen.

  • Mitralklappeninsuffizienz: Für degenerative und funktionelle Mitralklappenerkrankungen bleibt die chirurgische Rekonstruktion Methode der Wahl. Für die funktionelle Mitralklappeninsuffizienz erlangen kathetergestützte Verfahren zunehmend an Bedeutung.