RSS-Feed abonnieren
DOI: 10.1055/s-0043-1776627
Interkostalneuralgie (ICN) in der Schwangerschaft: eine unterschätzte Herausforderung der Diagnosestellung
Einleitung Die Interkostalneuralgie (ICN) in der Schwangerschaft stellt aufgrund der geringen Prävalenz eine große Herausforderung im geburtshilflichen Setting. Da die Erkrankung selten als Differentialdiagnose bei thorakalen oder Flankenschmerzen berücksichtigt wird, werden die Schwangere oft inadäquat behandelt. Bisher existieren keine Daten zu den prädisponierenden Risikofaktoren, zu den Folgen der Fehldiagnose oder zu einem optimalen Therapiemanagement. Es wurde eine retrospektive deskriptive Analyse durchgeführt, bei der die Daten von Schwangeren mit ICN aus den letzten 15 Jahren untersucht wurden.
Material/Methode Es wurde eine retrospektive Recherche in der geburtshilflichen Datenbank des Universitätsklinikum Bonn durchgeführt, die den Zeitraum von 2008 bis 2023 umfasste. Es wurden nur Schwangerenakten eingeschlossen, bei denen eine Dokumentation über Rippen- oder neuralgische Schmerzen oder ICN vorlag.
Ergebnisse Insgesamt wurden 57 Fälle von ICN in den letzten 15 Jahren dokumentiert. Die häufigsten Differentialdiagnosen waren Pyelonephritis, HELLP/Gestose, Herzinfarkt oder Lungenarterienembolie. ICN wurden am häufigsten im Herbst oder Frühling diagnostiziert. Der durchschnittliche BMI lag bei 28,5 kg/m2, nur bei 21% der Fälle zeigte sich der BMI>30. Bei 79,8% der Schwangere trat die ICN als primäre Manifestation der Erkrankung auf, ohne dass eine vorherige Ursache identifiziert wurde. Im Gegensatz dazu zeigte sich bei 17,5% der Frauen eine vorherige grippale Infektion in der Anamnese. Etwa 3,5% der ICN-Fälle traten postpartal auf. Als Therapie der Wahl wurde am häufigsten eine expektative oder symptomatische Behandlung durchgeführt. Eine medikamentöse Schmerzeinstellung kam selten vor und nur bei nur 8 Fälle wurde ein IC-Block durchgeführt. Bei 2 Frauen wurde aufgrund der Beschwerden die Indikation zur Entbindung gestellt.
Diskussion Die Ergebnisse dieser Studie zeigen, dass die Berücksichtigung von ICN als eine wichtige Differentialdiagnose bei Schwangeren von großer Bedeutung ist. Eine sorgfältige körperliche Untersuchung reicht oft aus, um die Diagnose zu bestätigen und andere Ursachen auszuschließen. Die Anwendung eines IC-Blocks bietet eine effektive und sichere Option, die eine sofortige Symptomlinderung ermöglicht und den Bedarf an systemischer Analgesie reduzieren kann. Eine interdisziplinäre Zusammenarbeit ist entscheidend, um eine umfassende Betreuung und ein individuelles Therapiemanagement der Frauen zu gewährleisten.
#
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
15. November 2023
© 2023. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany