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DOI: 10.1055/s-0043-1776480
Digitale Schwangerenversorgung – Analyse der Anwendbarkeit im klinischen Alltag
Fragestellung Digitalisierung im Gesundheitswesen ist in Deutschland noch wenig ausgebaut und im internationalen Vergleich weit unterdurchschnittlich. Sie verspricht durch bessere intersektorale Kommunikation, klare Behandlungsprozesse, sowie das Vermeiden von Mehrfachbehandlungen eine Arbeitserleichterung, Effizienzsteigerung, vermehrte Sicherheit und auch Kostenersparnis im Verlauf. Die analoge Mutterschaftsvorsorge in Deutschland ist gut strukturiert und medizinisch sinnvoll. Vergleichbare Strukturen gibt es international kaum. Der mittlerweile fertiggestellte, auf der Telematikinfrastruktur basierende eMutterpass bietet ein vielversprechendes Zukunftstool und ist als MIO (medizinisches Informationsobjekt) in die elektronische Patientenakte eingebunden. In den geburtshilflichen Kliniken schreitet die Digitalisierung auch mithilfe der über das KHZG bereitgestellten Mittel langsam fort und erfordert eine Analyse der Chancen und Hürden dieser Veränderungen.
Methoden Seit 2019 wurde in unserer Klinik mit 3500 Geburten jährlich die Ultraschall-, Geburten- und CTG-Dokumentation digitalisiert. Die auftretenden Effekte und häufigsten Fehlerquellen wurden dokumentiert.
Ergebnisse Hierbei zeigten sich Vorteile des papierlosen Arbeitens, der besseren Lesbarkeit, der hohen Verfügbarkeit der Anamnese und Ultraschallbefunde und der digitalen Archivierung. Demgegenüber kam es zu zahlreichen Schnittstellenprobleme zum KIS-System, ineffizienter Arztbriefschreibung, zum Fehlen einer dokumentenechten digitalen Signatur, Fehlern in der QS-Plausibilitätskontrolle, sowie Problemen die die interdisziplinäre Anbindung an die Neonatologie und Anästhesie betreffen. Sowie zu MEdienbrüchen zur Station und weiterhin erforderlicher Mehrfachdokumentation. Auch der intersektorale Übergang der Informationen zurück an die Zuweiser und die Hebammen über die TI sind für die Implementierung der EPA noch nicht geklärt.
Schlussfolgerung Digitalisierung in der Geburtshilfe ist wünschenswert und zukunftsweisend. Um den Problemen adäquat zu begegnen ist ein Umdenken der Anbieter digitaler Systeme im Gesundheitswesen hinzu besserer Interoperabilität, das Schaffen passender politischer Rahmenbedingungen und auch das Annehmen der Veränderungen durch die Leistungserbringer erforderlich. Eine gesetzliche Verpflichtung der Anbieter digitaler Produkte zur Bereitstellung der passenden Schnittstellen sollte erfolgen. Ebenfalls ist eine gute Kommunikation der Vorteile und Chancen einer Veränderung im Sinne einer holistischen Digitalisierungsstrategie sowohl auf Bundesebene als auch innerhalb der Sektoren und Praxen und Kliniken sowie der Schwangeren erforderlich.
Publication History
Article published online:
15 November 2023
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