Z Gastroenterol 2023; 61(08): e554
DOI: 10.1055/s-0043-1772029
Abstracts | DGVS/DGAV
Kurzvorträge
GI-Blutung und postinterventioneller Komplikationen
Freitag, 15. September 2023, 09:50–11:02, Saal C2.1

Patienten mit benigner Papillenstenose weisen nach endoskopischer Papillotomie eine erhöhte Mortalität auf

A. Babucke
1   Berufsgenossenschaftliches Universitätsklinikum Bergmannsheil, Gastroenterologie und Hepatologie, Bochum, Deutschland
,
A. Mügge
2   Berufsgenossenschaftliches Universitätsklinikum Bergmannsheil, Kardiologie und Angiologie, Bochum, Deutschland
,
T. Brechmann
1   Berufsgenossenschaftliches Universitätsklinikum Bergmannsheil, Gastroenterologie und Hepatologie, Bochum, Deutschland
3   St. Elisabeth Hospital Gütersloh, Innere Medizin und Gastroenterologie, Gütersloh, Deutschland
› Author Affiliations
 
 

    Einleitung Die benigne Papillenstenose (BPS) führt zu einer Abflussbehinderung der Galle, deren Bedeutung als Zufallsbefund unzureichend charakterisiert ist. Insbesondere ist unklar, ob bei einer asymptomatischen BPS eine endoskopische retrograde Cholangiopankreatikographie (ERCP) mit endoskopischer Papillotomie (EPT) erfolgen sollte.

    Ziele Das Hauptziel war es, das Komplikationsrisiko einer ERCP mit EPT bei BPS sowie den Verlauf nach EPT zu erfassen. Als Nebenziele sollten das klinische Erscheinungsbild der BPS beschrieben und Risikofaktoren für die Entwicklung von Komplikationen detektiert werden.

    Methodik In einer retrospektiven Fall-Kontrollstudie wurden 92 Patienten mit BPS (Alter: 77,0 (68,3; 83,8) Jahre, 64 Frauen (69,6%)), die zwischen 2010 bis 2019 eine ERCP mit EPT erhielten, mit einer nach Geschlecht, Alter und Untersuchungsjahr gematchten Vergleichsgruppe, bei denen ebenfalls eine EPT aus anderer Indikation durchgeführt worden war, verglichen.

    Ergebnis Der Ductus hepatocholedochus war in der BPS-Gruppe vor der ERCP mit EPT sonographisch nominell weiter als in der Vergleichsgruppe (11,0 (9,0; 14,0) mm vs. 9,5 (7,0; 13,0) mm, p=0,055). Ohne signifikanten Unterschied zwischen den Gruppen bildete sich die Weite des DHC nach dem Eingriff sowohl absolut (-6,5 (-9,7; -3,2) mm vs. -3,5 (-6,7; 0,0) mm, p=0,381) als auch prozentual (-50,0 (-59,5; -24,7)% vs. -38,7 (-53,4; 0,0)%), p=0,198) in der BPS-Gruppe stärker zurück. Die Gesamtkomplikationsrate lag in der BPS-Gruppe nominell höher (20,7% vs. 10,9%, p=0,069); Blutungen (12,0% vs. 5,4%, p=0,116) als auch Post-ERCP-Pankreatitiden (10,1% vs. 4,4%, p=0,144) traten als Einzelkomponenten ebenfalls nominell häufiger auf. In der BPS-Gruppe verstarben signifikant mehr Patienten (9,8% vs. 2,2%, p=0,030); die Verstorbenen wiesen im Vorhinein einen reduzierten Gesundheitszustand auf (ASA 3: 22,2% oder ASA 4: 77,8%). Zwei von neun BPS-Patienten starben aufgrund direkter Komplikationen der ERCP mit EPT. Durch eine binär logistische Regression innerhalb der BPS-Gruppe konnten keine Risikofaktoren für Komplikationen oder den Tod detektiert werden.

    Schlussfolgerung Die EPT geht bei BPS mit einem erhöhten Komplikationsrisiko, insbesondere vermehrten Todesfällen einher, wobei die Mehrzahl der Patienten jedoch nicht aufgrund der Prozedur verstorben ist. Weitere Studien zum natürlichen Verlauf der BPS und dem Effekt einer elektiven EPT in dieser Patientengruppe sind erforderlich.


    Publication History

    Article published online:
    28 August 2023

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