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DOI: 10.1055/s-0043-1772010
Aktuelle Daten zur Morbidität und Mortalität der akuten Pankreatitis basierend auf der DRG Statistik des Statistischen Bundesamtes
Authors
Einleitung Angaben zur Inzidenz und Mortalität der akuten Pankreatitis (AP) schwankenstark und basieren oft auf alten Erhebungen. Auch zur Art des Organversagens bei schwerer AP und entsprechenden therapeutischen Maßnahmen gibt es nur wenige aktuelle Daten. Wir haben deshalb die deutschlandweiten Diagnosis related groups (DRG) Daten des Statistischen Bundesamtes hinsichtlich Morbidität und Mortalität der AP ausgewertet.
Methodik Ausgewählte Codes wurden im DRG Datensatz analysiert. Je nachdem ob der Code z.B. verpflichtend gemeldet werden muss, wurde die Information als zuverlässig, akzeptabel oder ungewiss klassifiziert.
Ergebnisse In den Jahren 2018-2019 wurden 109.064 Patient*innen mit der Hauptdiagnose AP in deutschen Kliniken behandelt. Dies entspricht einer Inzidenz von 65,5/100.00 Personen-Jahren. Das mediane Alter war 57 (IQR 45-71), 50,8% waren männlich und 22,0% hatten eine akut auf chronische Pankreatitis. Die mediane Krankenhausaufenthaltsdauer betrug 6 Tage (IQR 4-10). Es wurden jedoch 5,2% der Patient*innen bereits am ersten Tag entlassen. Gemäß den verschlüsselten DRG Codes erlitten 7,3% eine respiratorische Insuffizienz, 6,4% ein akutes Nierenversagen (akzeptabel), 1,6% ein Kreislaufversagen und 0.6% ein Leberversagen (ungewiss). Eine Dialyse erhielten 1,3% und ein ECMO benötigten 0,06% der Patient*innen. Bei 1,8% erfolgte eine Drainage im Bereich der Pankreas. Bei 73% dieser Drainagen handelte es sich um eine endoskopische Drainage. Nekrosektomien wurden bei 1,1% der Patient*innen durchgeführt und 0,8% erhielten eine Therapie mit Caspofungin (zuverlässig). Insgesamt wurden 3,5% der Patient*innen auf Intensivstation behandelt, 3,6% beatmet und 3,1% erhielten eine invasive Beatmung. Gemäß der revidierten Atlanta Klassifikation lag in 86,8% eine milde Pankreatitis vor. In 13,2% wurde min. ein Organversagen oder eine lokale Komplikation kodiert. Die Mortalität lag bei 2,4% (1,6/100.000 Personen, zuverlässig). Mit min. 1 Organversagen oder 1 lokalen Komplikation lag die Mortalität bei 14,9% und bei Patient*innen, die entweder aufgrund lokaler Komplikationen behandelt, beatmet oder dialysiert wurden (entspricht einer schweren (S)AP), bei 24,9% (*** p<0,001; zuverlässig).
Schlussfolgerung Die Inzidenz der AP in Deutschland ist deutlich höher als bisher angenommen. Obwohl bei Patient*innen mit systemischen oder lokalen Komplikationen die Mortalität nach wie vor hoch ist, befinden sich die Werte eher im unteren Bereich der berichteten Daten ([Abb. 1]).


Publication History
Article published online:
28 August 2023
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Georg Thieme Verlag
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