Einleitung Medikamente können einen Bestandteil der Adipositasbehandlung darstellen. Neue Medikamente
für Kinder und Jugendliche mit Adipositas und neue randomisiert-kontrollierte Studien
(RCTs) erfordern eine Aktualisierung der Evidenzbasis.
Methoden Wir verwendeten Cochrane-Methodik sowie die Daten des Cochranereviews von Axon et
al 2016 und führten am 7. September 2022 eine Suche in zwei elektronischen Datenbanken
(Cochrane CENTRAL, MEDLINE) und zwei Studienregistern (ClinicalTrials.gov, WHO ICTRP)
durch. Ausgewählte Endpunkte waren der Body-Mass-Index (BMI), schwerwiegende unerwünschte
Ereignisse (sUEs), Lebensqualität, Typ-2-Diabetes mellitus (T2DM), psychische (z.
B. Mobbing) und soziale Gesundheit (z. B. Isolation). Soweit möglich, führten wir
paarweise Metaanalysen durch, um die Effektgrößen (Mittelwertsdifferenz oder relatives
Risikos) mit entsprechenden 95%-Konfidenzintervallen statistisch zusammenzufassen.
Potenzielle Effektmodifikatoren (Alter, Geschlecht, Medikamentenklasse) wurden in
Subgruppenanalysen untersucht.
Ergebnisse 35 RCTs (4053 TeilnehmerInnen) wurden eingeschlossen. Bei der BMI-Reduktion zeigte
sich eine große Bandbreite an Unterschieden: Orlistat −0,8 [−1,1; −0,5], Topiramate
−0,9 [−2,2; 0,5], Metformin −1,3 [−1,7; −0,9], Sibutramine −1,7 [−2,9; −0,5], Phentermine/Topiramate
−4,6 [−6,2; −3,0] und für GLP-1RA −1,0 [−4,2; 2,2] (Exenatide), −1,6 [−2,5; −0,7]
(Liraglutide) bzw. −5,9 [−7,0; −4,8] (Semaglutide). Es zeigte sich ein Trend zur Verbesserung
der Lebensqualität (2,0 [0,2: 3,8]) und keine signifikante Risikoerhöhung für sUEs.
Für T2DM, psychische oder soziale Gesundheit wurden keine Daten berichtet.
Schlussfolgerung Insgesamt zeigen die Medikamente große Unterschiede in Bezug auf die BMI-Reduktion,
die von geringer bishin zu großer klinischer Relevanz reichen sowie einen Trend zur
Verbesserung der Lebensqualität. Die sUEs unterschieden sich nicht signifikant zwischen
den Medikamenten- und Placebogruppen. Fehlende Daten für T2DM, psychische und soziale
Gesundheit weisen auf eine Evidenzlücken bei patientenrelevanten Endpunkten hin.