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DOI: 10.1055/s-0043-1771063
Thoraxtrauma im Schockraum – Ist ein Thoraxchirurg oder ein Herzchirurg oder sind beide notwendig?
Hintergrund Im Weißbuch Schwerverletzten-Versorgung für ein überregionales Traumazentrum ist im erweiterten Schockraumteam ein „Facharzt für Herz- und/oder Thoraxchirurgie“ gefordert. Somit ist es nach diesen Kriterien möglich, dass entweder ein Herzchirurg oder ein Thoraxchirurg erreichbar ist. Ziel dieser Analyse ist es nicht zu überprüfen, ob ein Herzchirurg spezifische thoraxchirurgische Fragestellungen wie Lungen- oder Brustwandverletzungen behandeln kann. Vielmehr ist in dieser retrospektiven Analyse untersucht worden, wie oft eine Intervention von einem Herzchirurgen notwendig war.
Material und Methode Diese Analyse wurde aus dem Datenbestand der Notaufnahme des Universitätsklinikums Augsburg mit jährlich ca. 75.000 Patienten erhoben. Zwischen 7/2016 und 7/2021 wurden alle Patienten eingeschlossen, bei denen aufgrund eines Traumas eine herzchirurgische Versorgung durch den Notarzt angefordert worden war. Sowohl penetrierende als auch stumpfe Verletzungen wurden eingeschlossen. Injury Severity Score, Art der kardialen Verletzung, Intervention und Outcome wurden erfasst.
Ergebnis Insgesamt wurden 43 Patienten identifiziert. Bei der überwiegenden Anzahl n=27 (63%) wurde eine contusio cordis als Diagnose erhoben. Eine chirurgische Intervention war nicht notwendig. Bei 16 Patienten (37%) war eine Operation notwendig. Davon hatten n=9 Patienten ein stumpfes Thoraxtrauma mit Verletzungen am Perikard aber auch jeweils eine Ruptur von Sehenfaden an der Trikuspidalklappe oder Einriss des linken Vorhofohres wurden versorgt. Bei sieben Patienten wurden penetrierende Verletzungen des Herzens oder Herzbeutel versorgt. Die Mortalität nach Operation eines stumpfen Traumas war 22%, wohingegen keine Mortalität bei penetrierenden Verletzungen bestand.
Schlussfolgerung In einem 6-Jahreszeitraum waren 16 Operationen am Herz- oder Perikard nach Trauma notwendig. Dabei waren auch komplexe Rekonstruktionen des Klappenapparates oder der Herzwand durchgeführt worden. Somit ist eine herzchirurgische Expertise – wenn auch selten – notwendig. Die eingangs erwähnte Formulierung „und/oder“ ist zu überdenken, da neben der Versorgung von Lunge, Brustwand und Pleuraraum durch den Thoraxchirurgen auch eine herzchirurgische Versorgung von Traumapatienten notwendig sein kann.
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
21. August 2023
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