Geburtshilfe Frauenheilkd 2023; 83(06): e23
DOI: 10.1055/s-0043-1769843
ABSTRACTS | MGFG

Entbindungsmodus bei Zustand nach Sectio caesarea – eine Auswertung der Perinatalerhebung Thüringen und Sachsen (2014–2018)

S. Meschkat
,
Y. Heimann
,
E. Schleußner
 
 

    Fragestellung Multiple Faktoren bedingen den Erfolg einer vaginalen Entbindung bei Zustand nach Sectio. Es wurde untersucht, welche Rolle der prägravide BMI und Schwangerschafts- und Geburtsrisiken auf den Entbindungsmodus nach Kaiserschnitt spielen.

    Methoden Für die retrospektive Datenanalyse der Perinatalerhebung von Thüringen und Sachsen der Jahre 2014–2018 wurden 30.684 Geburten identifiziert. Es wurde der Effekt des prägraviden BMI und der dokumentierten Schwangerschafts- und Geburtsrisiken auf den Geburtsmodus der aktuellen Geburt deskriptiv und mittels linearer Regressionsanalyse statistisch analysiert und mittels Forest-Plots grafisch dargestellt.

    Ergebnisse Im Median betrug der prägravide BMI bei 26,0 kg/m², wobei eine Viertel der Schwangeren übergewichtig und 21% ädipös waren. Mit ansteigendem BMI zeigt sich ein signifikanter Anstieg an Re-Sectiones. Zwischen untergewichtigen und normalgewichtigen Schwangeren fand sich kein Unterschied der Rate an Re-Sectiones (29% vs. 26%). Knapp die Hälfte der Schwangeren (45,6 %) mit einer Adipositas Grad III wurden durch eine primäre Re-Sectio entbunden.

    Der Großteil signifikant auf den Entbindungsmodus einwirkender Risiken zeigte sich mit einer höheren Wahrscheinlichkeit zur vaginalen Entbindung nach bereits erfolgter Sectio. Dazu gehören: Z. n. Uterusoperationen (z. B. Konisation) (OR: 0,23), isthmozervikale Insuffizienz (OR: 0,45; 95) oder Oligohydramnion (OR: 0,61). Die Risiken Diabetes mellitus, Adipositas gehen mit einer leicht erhöhten Wahrscheinlichkeit einher nach einem Kaiserschnitt erneut durch Sectio zu entbinden. Deutlich höher ist diese bei Kleinwuchs (OR 2,89). Fast viermal so hoch ist die die Rate an Entbindungen per Re-Sectio caesarea bei Plazenta praevia (OR 3,85).

    Eine leichte Erhöhung des Risikos auf eine sekundäre Re-Sectio zeigt sich bei folgenden Geburtsrisiken: vorzeitigen Blasensprung, Frühgeburt, V. a. Plazentainsuffizienz oder grünes Fruchtwasser. Nachfolgende Geburtsrisiken bedeuten eine sehr hohe Wahrscheinlichkeit für einen sekundären Folgekaiserschnitt: Geburtsstillstand in der Eröffnungsperiode (OR 31,24), fetomaternales Missverhältnis (OR 167,32), drohende oder erfolgte Uterusruptur (OR 248,31) und der hohe Geradstand (OR 649,97). Einige Geburtsrisiken treten bei sekundären Re-Sectiones seltener auf. So z. B. bei der Azidose während der Geburt (OR 0,54), dem V. a. Nabelschnurkomplikationen (OR 0,62) oder der Schulterdystokie (OR 0,75).

    Schlussfolgerung Mit steigendem prägraviden BMI steigt die Rate an Re-Sectiones. Die primären Re-Sectiones zeigen ebenfalls einen positiven Trend mit steigendem BMI, bei nahezu gleichbleibender Rate an sekundären Re-Sectiones.

    Die geringste Wahrscheinlichkeit für einen Folgekaiserschnitt liegt vor bei anderen Uterusoperationen außer einer Sectio bzw. einer Azidose während der Geburt. Hingegen zeigen sich die höchsten Sectioquoten bei Vorliegen einer Plazenta praevia oder eines hohen Geradstandes.


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    Publication History

    Article published online:
    21 June 2023

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