Geburtshilfe Frauenheilkd 2023; 83(06): e16
DOI: 10.1055/s-0043-1769821
ABSTRACTS | MGFG

Operative Therapie auf Grundlage der ontogenetischen Krebsfeldtheorie bei Patientinnen mit primärem Zervixkarzinom: aktualisierte 10-Jahres Ergebnisse der MMR-Studie.

L. Weydandt
,
B. Wolf
,
N. Dornhöfer
,
B. Aktas
 

Hintergrund Bereits veröffentlichte Ergebnisse aus unserem Zentrum deuten darauf hin, dass sich das Zervixkarzinom innerhalb ontogenetischer Krebsfelder ausbreitet. In der MMR-Studie wollten wir herausfinden, ob eine chirurgische Behandlung, die stadienassoziierte, ontogenetische Krebsfelder und deren zugehöriges lymphatisches Gewebe berücksichtigt, zu einer lokoregionalen Tumorkontrolle führt, ohne dass eine adjuvante Radiatio erforderlich ist.

Methoden Die Leipziger-MMR-Studie ist eine prospektive, monozentrische, beobachtende Kohortenstudie bei Patientinnen mit primärem Zervixkarzinom. Alle Studienteilnehmerinnen erhalten entweder eine totale oder erweiterte mesometriale Resektion (TMMR oder EMMR) mit therapeutischer Lymphonodektomie. Da diese Behandlungsstrategie die chirurgische Entfernung aller lokoregionalen Risikogewebe ermöglicht, ist keine adjuvante Radiatio erforderlich, selbst bei Vorliegen etablierter Risikofaktoren. Die Studie ist im Deutschen Register für Klinische Studien unter der Nummer DRKS00015171 registriert. Für diese aktualisierte Überlebensanalyse haben wir Patientinnen mit primärem Zervixkarzinom in den FIGO Stadien IB1 - IIA2 (anhand der internationalen FIGO-Klassifikation 2009) eingeschlossen. Mithilfe des Kaplan-Meier-Schätzers berechneten wir das rezidivfreie Überleben, sowie das Gesamtüberleben.

Ergebnisse Zwischen Oktober 1999 und Dezember 2020 wurden 420 Patientinnen nach Protokoll behandelt und im Median 136 Monate (IQR 77-190) nachbeobachtet. 329 Patienten (78,3 %) hatten ein Stadium IB1, 58 (13,8 %) ein Stadium IB2, 24 (5,7 %) ein Stadium IIA1 und 9 (2,1 %) ein Stadium IIA2. Der Lymphknotenstatus war bei 349 (83,1 %) Patienten pN0 und bei 71 (16,9 %) der Fälle pN1. Eine parametriale Beteiligung lag bei 47 (11,2 %) Patienten vor.

Die 10-Jahres-Gesamtüberlebensrate lag bei 90,2 % (95 %-Konfidenzintervall [KI] 87,1-93,4) und das rezidivfreie Überleben bei 90,6 % (95 %-KI 87,8-93,6). Stratifiziert nach Lymphknotenstatus betrug das 10-Jahres-Gesamtüberleben 91,7 % (95 % Konfidenzintervall [KI] 88,5-95) für pN0 und 83,2 % (95 % Konfidenzintervall [KI] 74,6-92,9) für pN1. Das rezidivfreie Überleben betrug 93,8 % (95 % CI 91,2-96,5) für pN0 und 75,4 % (95 % CI 65,9-86,3) für pN1.

Schlussfolgerung Trotz des Verzichts auf eine adjuvante Radiatio haben Patientinnen, die mit einer totalen oder erweiterten mesometrialen Resektion mit therapeutischer Lymphonodektomie behandelt wurden, hervorragende Überlebensraten. Weitere multizentrische Studien sind erforderlich, um unsere Ergebnisse zu überprüfen und zu validieren.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
21. Juni 2023

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