Geburtshilfe Frauenheilkd 2023; 83(06): e15
DOI: 10.1055/s-0043-1769819
ABSTRACTS | MGFG

3D-Bodyscan-Anthropometrie: ein neuer Ansatz zur Geburtsplanung bei Beckenendlage?

A. Dathan-Stumpf
1   Universitätsklinikum Leipzig, Abteilung Geburtsmedizin, 04103 Leipzig, Deutschland
,
M. Lia
1   Universitätsklinikum Leipzig, Abteilung Geburtsmedizin, 04103 Leipzig, Deutschland
,
C H. Meigen
2   LIFE Leipzig Forschungszentrum für Zivilisationserkrankungen, Universität Leipzig, 04103 Leipzig, Deutschland
,
M. Martin
3   Universitätsklinikum Leipzig, Abteilung Diagnostische und interventionelle Radiologie, 04103 Leipzig, Deutschland
,
A. Aßmann
2   LIFE Leipzig Forschungszentrum für Zivilisationserkrankungen, Universität Leipzig, 04103 Leipzig, Deutschland
,
W. Kiess
4   Universitätsklinikum Leipzig, Klinik und Poliklinik für Kinderheilkunde, 04103 Leipzig, Deutschland
,
H. Stepan
1   Universitätsklinikum Leipzig, Abteilung Geburtsmedizin, 04103 Leipzig, Deutschland
› Author Affiliations
 
 

    Hintergrund Im Rahmen der Geburtsplanung der vaginalen Beckenendlagengeburt erfolgt bei Erstgebärenden eine MR-Pelvimetrie mit Vermessung der Conjugata vera (CV). Neben dem fetalen Schätzgewicht und dem Gestationsalter ≥ 36+0. Schwangerschaftswochen (SSW) wird ein Wert der CV ≥ 12,0 cm als günstig für eine erfolgreiche Spontangeburt bewertet. Im Rahmen dieser prospektiven, monozentrischen Studie wurde untersucht, inwiefern durch äußere Vermessung des Beckens ein Maß in der Vorhersage eines erfolgreichen Spontanpartus der Beckenendlage (BEL) gefunden werden kann, welches der CV gleichwertig oder überlegen ist.

    Methoden Zwischen 07/2021 und 09/2022 wurden 73 Nullipara mit Einlingsschwangerschaft in BEL > 36+0 SSW und Wunsch auf Spontangeburt im Rahmen der Geburtsplanung mittels Beckenzirkel nach Martin, 3D-Bodyscanner sowie MRT-Pelvimetrie vermessen. Der 3D-Bodyscanner ist in der Lage mit Hilfe augensicherer Lasertechnologie innerhalb von Sekunden, durch Abtastung der Körperoberfläche in einer Auflösung von 1mm, verschiedene Umfangs-, Größen-, Längen- und Abstandsparameter zu generieren. Durch Markierung verschiedener Punkte auf der Körperoberfläche während der Bodyscan-Anthropometrie konnten verschiedene Messgrößen wie die Conjugata externa oder die Distantia spinarum, welche ebenfalls klassisch mit dem Beckenzirkel vermessen werden, noch genauer generiert werden.

    Ergebnisse Von 73 untersuchten Schwangeren wurden 10 wegen Partus aus Schädellage aus der Analyse ausgeschlossen. Der Anteil an erfolgreichen Vaginalgeburten aus BEL bei intendiertem Spontanpartus (29/51) lag nur bei 56,9% und damit knapp 20% unter der üblichen Erfolgsrate am Universitätsklinikum Leipzig. Die AUC (area under the curve) der Conjugata vera in der Vorhersage eines erfolgreichen Spontanpartus lag bei 0,62 (OR 0,62; p=0,22), adjustiert für das neonatale Geburtsgewicht bei AUC=0,66 (p=0,19). Von den 21 gemessenen 3D-Bodyscanner Werten zeigte das Verhältnis aus Taillenumfang zu maternale Körpergröße die beste Vorhersage (AUC=0,71; OR 1,27; p=0.015). Von den vier traditionell gemessenen Parametern mit dem Beckenzirkel nach Martin zeigte die Distantia spinarum mit einer AUC=0,65 (OR=0,80; p=0,20) die beste Vorhersage in der binär logistischen Regression, was in etwa der Vorhersagegenauigkeit der historischen Beckenschätzung der Conjugata externa minus 9 cm (AUC=0,65; p=0,26) entsprach. Die beste Vorhersagegenauigkeit erreichte jedoch die BMI-Zunahme während der Schwangerschaft (AUC=0,79; OR=1,74; p=0,026). Ab einer BMI-Zunahme von 2,6 kg/m² zeigte sich ein steil signifikanter Anstieg für die Wahrscheinlichkeit einer sekundären Sectio caesarea.

    Zusammenfassung Die Vorhersage eines erfolgreichen Spontanpartus aus BEL durch isolierte Betrachtung der CV ist schwach. Äußere anthropometrische Größen sind in der Vorhersage mindestens gleichwertig zu betrachten. Am Wesentlichsten für den Erfolg der vaginalen Beckenendlagengeburt scheint die BMI-Zunahme während der Schwangerschaft.


    Publication History

    Article published online:
    21 June 2023

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