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DOI: 10.1055/s-0043-1769243
Nachweis einer höheren Prävalenz kardialer Vitien bei hypotrophen Neugeborenen durch ein erweitertes Sonographie-Screening
Authors
Einleitung Als hypotroph werden Neugeborene (NG) mit einem Geburtsgewicht < 10. Perzentile des Gestationsalters definiert. Es ist wesentlich, zwischen SGA- und IUGR-Kindern zu differenzieren. Während der Gruppe der SGA-Kinder konstitutionell kleine sowie NG mit genetischen Erkrankungen zugeordnet werden, ist die IUGR durch pathophysiologische Veränderungen der maternalen und fetalen Perfusion bedingt. Zu selten wird diese Differenzierung pränatal getroffen. Ziel dieser Arbeit ist es, den diagnostischen Wert eines postnatalen sonographischen Screenings auf Organfehlbildungen für hypotrophe NG zu prüfen.
Methodik Retrospektiv wurden alle hypotrophen NG, die 2018-2022 in unserem Level 1-Zentrum zur Welt kamen, erfasst. Es erfolgte eine Auswertung der maternalen Risikofaktoren und pränataler Befunde hinsichtlich morphologischer oder dopplersonographischer Pathologien. Die Ergebnisse des postnatalen Sonographie-Screenings unter Beurteilung der cerebralen, renalen und echokardiographischen sowie dopplersonographischen Befunde wurden dokumentiert.
Ergebnisse Von 4593 NG wurden 399 (8,7%) mit einem Gewicht < 10. Perzentile geboren. Bei 10% der hypotrophen NG wurden pathologische pränatale Flussmuster dokumentiert, 6% wiesen Organpathologien auf. 15% kamen als Frühgeborene zur Welt. 30% der Mütter gaben einen Nikotinkonsum an. Eine postnatale Betreuung auf der neonatologischen ITS war bei 40% der NG aufgrund Frühgeburt, Hypoglykämien, NG-Infektionen bzw. respiratorischen Anpassungsstörungen erforderlich. 94% der hypotrophen Neugeborenen erhielten das Sonographie-Screening postnatal. Ein einzelnes bzw. kombiniertes Herzvitium bestand bei 46 (11,5%) der hypotrophen NG, am häufigsten waren hierbei ein ASD II (61%) und ein VSD (37%). Bei 4 NG lag eine relevante Pulmonalstenose, bei 3 eine ISTA, bei 2 eine Koronarfistel und bei je einem Kind eine Fallotsche Tetralogie bzw. ein AV-Kanal vor. 2% der NG wiesen eine Fehlbildung der Nieren und 1% eine cerebrale Fehlbildung auf [1] [2].
Schlussfolgerung Bei den hypotrophen NG traten im Vergleich zu den Prävalenzzahlen für Fehlbildungen von EUROCAT (passives Erfassungssystem) bzw. dem Mainzer Modell (aktives Erfassungssystem) signifikant häufiger Fehlbildungen auf. Am deutlichsten war die Diskrepanz bei den kardialen Vitien: 11,5% vs. 0,8% (1) bzw. 1,1% (2). Nur 22% der NG mit einem kardialen Vitium wurden pränatal bzw. postnatal klinisch diagnostiziert. Ohne das Sonographie-Screening wäre entsprechend ein Großteil der NG ohne Diagnose entlassen worden. Aus diesem Ergebnis muss auf die Sinnhaftigkeit des Screenings und der Einstufung des hypotrophen NG als Risikopatienten geschlussfolgert werden.
Interessenkonflikt
Es bestehen keine Interessenkonflikte.
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Literatur
- 1 https://eu-rd-platform.jrc.ec.europa.eu/eurocat/eurocat-data/prevalence_en
- 2 https://www.unimedizin-mainz.de/mainzer-modell/startseite/informationen-zum-mamo/basiszahlen.html
Publication History
Article published online:
06 June 2023
© 2023. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany
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Literatur
- 1 https://eu-rd-platform.jrc.ec.europa.eu/eurocat/eurocat-data/prevalence_en
- 2 https://www.unimedizin-mainz.de/mainzer-modell/startseite/informationen-zum-mamo/basiszahlen.html