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DOI: 10.1055/s-0043-1768817
Der klinische Einsatz des Linzer Triage Score (LTS) in der gynäkologischen Notfallambulanz
Einleitung Während in "allgemeinen" Notfallambulanzen (NFA) der Manchester Triage Score in der Beurteilung der Dringlichkeit von Patient:innen eingesetzt wird, gibt es für die gynäkologische NFA keinen vergleichbaren validierten Score. Wir haben einen Gynäkologie-spezifischen NFA-Triage-Score entwickelt, den Linzer Triage Score (LTS). Mithilfe dieses Scores soll die Dringlichkeit der Untersuchung von Patientinnen in der gynäkologischen NFA objektivierbar gemacht werden. Ziel der vorliegenden Studie ist, die Leistungsfähigkeit des LTS in der klinischen Praxis zu analysieren.
Material und Methodik Im Rahmen einer retrospektiven Studie wurden die Daten des LTS aller Patientinnen, die in der gynäkologischen NFA des Konventhospital der Barmherzigen Brüder Linz von November 2021 bis Dezember 2022 vorstellig wurden, analysiert. Der Score wurde bei allen gynäkologischen Patientinnen (bis inklusive der zwölften Schwangerschaftswoche), ausgenommen Beschwerden an der Brust, angewendet.
Bei der Erstellung des LTS werden folgende Parameter beurteilt:
1.akutes Abdomen, 2. Schock/hämodynamische Instabilität, 3. „anderer Notfall“, 4. Patient kann nicht aufrecht in die Ambulanz gehen, 5. Erbrechen innerhalb der letzten 6 Stunden, 6. plötzlicher Beginn des Schmerzes und Beginn innerhalb der letzten 6 Stunden, 7. vaginale Blutung deutlich über Regelstärke, 8. Puls > 120, 9. Körpertemperatur > 38 °C, 10. Schwangerschaftstest positiv (ab 55 Jahre kein Schwangerschaftstest notwendig).
Sobald ein Parameter zutrifft, wurde die Patientin als „Notfall“ triagiert (LTS positiv).
Ergebnisse 763 Patientinnen wurden im angegebenen Zeitraum in der gynäkologischen NFA untersucht und der LTS wurde erstellt. 279 (36.6%) Patientinnen wurden anhand des LTS als Notfall eingeschätzt. Bei diesen LTS positiven Patientinnen wurde in 23 Fällen (8.2%) ein echter Notfall diagnostiziert, der eine zeitnahe Behandlung bedurfte. Im Gesamtkollektiv aller Patientinnen betrug die Rate an echten Notfällen somit 3.0%. Diese Notfälle waren 8 Tubargraviditäten (34.8%), 6 Nachblutungen nach Konisation (26.1%), 2 Scheidenrisse nach Geschlechtsverkehr (8.7%), 2 Ovarialtorsionen (8.7%), 2 Blutungen bei Plazentaresiduen (8.7%), 1 hämoglobin-relevante Menorrhagie (4.3%), 1 postpartale Blutung (4.3%) und 1 Blasentamponade (4.3%). Bei den 484 LTS negativ-beurteilten Patientinnen konnte kein echter Notfall diagnostiziert werden. Es konnte somit eine Sensitivität von 100%, eine Spezifität von 65.4%, ein positiver prädiktiver Wert von 8.2% und ein negativer prädiktiver Wert von 100% erzielt werden.
Zusammenfassung Der LTS ist ein gutes und zuverlässiges Instrument, um Patientinnen mit gynäkologischen Notfällen in 100% zu erkennen, aber gleichzeitig fast zwei Drittel aller Patientinnen treffsicher als "kein Notfall" zu triagieren.
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Publication History
Article published online:
06 June 2023
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Georg Thieme Verlag
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