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DOI: 10.1055/s-0043-1768117
Die ernährungsmedizinische Versorgungssituation in deutschen Krankenhäusern – Ergebnisse einer Umfrage unter ärztlichen Fachgesellschaften
Hintergrund und Fragestellung Bei 20-30% der Patienten in Deutschland besteht bei Krankenhausaufnahme eine Mangelernährung, die mit einer schlechteren Prognose für diese Patienten einhergeht. Eine Ernährungstherapie kann bei diesen Patienten die Mortalität reduzieren und ist dabei kosteneffektiv. Das Erkennen sowie die Behandlung von betroffenen Patienten sollte daher bei jeder Krankenhausaufnahme erfolgen und durch ein interprofessionelles Ernährungsteam (ET) unterstützt werden. In einer Umfrage unter Ernährungsfachkräften im Krankenhaus aus dem Jahr 2021 gaben jedoch nur 42% der Befragten an, dass ein Screening auf Mangelernährung regelmäßig erfolgt.
Ziel dieses Projekts ist es, die durchgeführte Umfrage aus dem Jahr 2021 auf Ärzte auszuweiten, um eine besser Abbildung der aktuellen ernährungsmedizinischen Versorgungssituation in deutschen Krankenhäusern zu erhalten.
Methoden In einer Kooperation zwischen der AG Ernährungsmedizin der DGVS und der HS Fulda/KH Höchst wurde die Umfrage aus dem Jahr 2021 um 19 Fragen ergänzt und auf die Adressaten angepasst. Die Einladung zur Teilnahme an dem Online-Fragebogen wurde in dem Zeitraum 10-12/2022 über verschiedene Fachgesellschaften (DGEM, DGVS, Arbeitskreis Ernährungsmedizin der DDG und die DGHO) an Ärzte verschickt. Die Einladung wurde entweder als Teil eines Newsletters verschickt oder als eine Einladungsemail weitergeleitet. Die DGIM hatte einen Vermerk auf die Homepage gestellt. Die Datenerhebung- und auswertung erfolgte mittels Evasys und SPSS.
Ergebnisse An der bundesweiten Befragung beteiligten sich 115 Ärzte wobei die regionale Verteilung unterschiedlich war. Die meisten Antworten kamen aus Bayern (n=32), gefolgt von NRW (n=21). 45% der Ärzte sind ambulant tätig und 55% arbeiten im stationären Bereich. Die stationär tätigen Ärzte arbeiten zu 73% in Häusern mit 200-1000 Betten, in 37% an einem Krankenhaus der Maximalversorgung. In 59% der Fälle (n=35) gibt es ein ET im Krankenhaus, bei der Hälfte der Häuser bereits > 5 Jahre. ET sind häufiger in Häusern mit > 500 Betten zu finden und in Abhängigkeit der Klinikstruktur an unterschiedliche Fachbereiche angegliedert. In etwas mehr als der Hälfte (60%) arbeitet ein Arzt mit. Als häufigstes Einsatzgebiet des ET wird die Prävention und Behandlung der Mangelernährung, die künstliche Ernährung sowie die Unterstützung einer onkologischen Behandlung angegeben. Bei 86% der Befragten mit einem ET wird ein regelmäßiges Screening auf Mangelernährung durchgeführt. Am häufigsten wird der NRS-2002 verwendet. Das regelmäßige Screening ist dabei abhängig von der Größe des Krankenhauses und hängt mit dem Vorhandensein eines ET zusammen. Für die Diagnose der Mangelernährung werden nur in 29% die GLIM Kriterien verwendet. Als größter Effekt der Etablierung des ET wurde am häufigsten eine verbesserte Ernährungsversorgung, gefolgt von einem verbesserten Ernährungszustand und eine gestiegene Patientenzufriedenheit angegeben. Ein Viertel der befragten Ärzte mit ET gaben an, dass sie keine Kenntnis darüber haben, ob die Ernährungstherapie erlösrelevant ist. Weniger als die Hälfte der ambulant tätigen Ärzte (44%) geben an, dass sie regelmäßig ein Screening auf Mangelernährung durchführen.
Schlussfolgerung Die Umfrage zur ernährungsmedizinischen Versorgungssituation in Deutschland zeichnet ein heterogenes Bild ab hinsichtlich der Etablierung von ETs. Das Vorhandensein eines ET und ein regelmäßiges Screening auf Mangelernährung sind dabei abhängig von der Größe des Krankenhauses. Der, bezogen auf die Anzahl der Kliniken in Deutschland, geringe Rücklauf lässt auf den Bias einer positiven Selektion von ernährungsmedizinisch engagierten Ärzten schließen, um diesen zu verringern wird die Datenerhebung mittels Umfrage über das Deutsche Krankhausverzeichnis fortgeführt.
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Publication History
Article published online:
26 May 2023
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Georg Thieme Verlag
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