Fragestellung Der kongenitale Hyperinsulinismus (CHI) ist eine seltene Erkrankung, die durch schwere
postnatale Hypoglykämie gekennzeichnet ist. Dem Krankheitsbild liegen häufig Mutationen
in den Genen ABCC8 und KCNJ11 zugrunde, welche für den ATP-sensitiven Kaliumkanal
kodieren. Die fokale Form der Erkrankung weist Regionen mit einer unkontrollierten
Insulinausschüttung auf. Ziel dieser Studie war es, isolierte Inseln aus Pankreasteilresektionen
von CHI-Kindern in vivo zu untersuchen.
Methodik Fokale und gesunde Inseln wurden durch Kollagenaseverdau aus Proben von 2 – 12 Monate
alten Kindern (n=4) isoliert. Die Inseln wurden auf PCA-Objektträgern kultiviert,
um Einzelzellanalysen zu ermöglichen. Insulin und Glukagon Genexpression wurde durch
RT-PCR, Lokalisation durch Immunfluoreszenz und Freisetzung im Überstand durch ELISA
bestimmt. Die intrazelluläre Calciumkonzentration wurde mittels FURA untersucht.
Ergebnisse Fokale versus gesunde Inseln zeigten eine 5-fach höhere Insulin- und 3-fach höhere
Glucagonsekretion. Die Genexpression beider Hormone war ebenfalls signifikant erhöht.
Fokale versus gesunde Inseln wiesen im intrazellulären Calcium keine Glucose Responsivität
auf. Nur fokale Inseln von 2 Monate alten Kindern hatten einen hohen intrazellulären
Calciumspiegel. Nur gesunde Inseln von 12 Monate alten Kindern präsentierten Calciumoszillationen
vergleichbar adulten Inseln. Fokale Inseln enthielten unterschiedliche Anteile an
Insulin und Glukagon positiven Zellen und solche, die beide Hormone produzieren.
Schlussfolgerung Der Schweregrad der CHI Manifestation scheint vom Entwicklungsstadium des endokrinen
Pankreas abzuhängen. Daher sollten Marker der frühen und späten Pankreasentwicklung
weiter analysiert werden, um auch das Vorliegen der Insulin und Glukagon doppelt positiven
Zellen erklären zu können. Die Untersuchung älterer und insbesondere geheilter CHI-Patienten
könnte Ansatzpunkte zu neuen Therapieansätzen für den Diabetes mellitus Typ 2 geben.