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DOI: 10.1055/s-0043-1767875
Einfluss elektrischer Netzwerkstimulation auf belohnungs- und insulinsensitive Netzwerke und das Essverhalten bei Personen mit Übergewicht
Fragestellung Das Belohnungssystem des Gehirns, d.h. insbesondere das mesolimbische Netzwerk, spielt eine wichtige Rolle in der Nahrungswahl und -Aufnahme. Aktivität in diesen Regionen wird insbesondere auch durch Insulin moduliert und zeigt bei Personen mit Übergewicht und Adipositas eine Insulinresistenz. Um funktionelle Untersuchungen dieses Netzwerkes zu ermöglichen, kann mit nicht-invasiver elektrischer Stimulation dessen Aktivität und Konnektivität moduliert werden. Hierbei stellt sich insbesondere die Frage, ob dies in einem veränderten Essverhalten resultiert.
Methodik 29 Männer und Frauen mit Übergewicht und Adipositas wurden randomisiert und doppelblind über drei konsekutive Tage einer aktiven, 25-minütigen Hirnnetzwerkstimulation (tDCS) ausgesetzt. Eine Gruppe wurde mit einem Netzwerk erregenden (anodalen), die andere mit einem Netzwerk hemmenden (kathodalen) Protokoll stimuliert. Nach jeder Stimulationssitzung wurde die Kalorienaufnahme an einem ad libitum Buffet gemessen. Am Tag vor (Baseline Visite) und nach der letzten Stimulationssitzung (Follow-up Visite) erfolgte eine funktionelle resting-state MRT-Aufnahme.
Ergebnis Die Aktivität im mesolimbischen Netzwerk war im Ventralen Tegmentalen Areal (VTA) bei der Gruppe mit erregender Stimulation signifikant erhöht, wohingegen bei der Gruppe mit hemmender Stimulation eine signifikante Abnahme auftrat (T(27)=2.244, p=0.033). Weiterhin war eine höhere Kilokalorienzufuhr mit einer stärkeren funktionellen Konnektivität der VTA bei der follow-up Visite, Stimulationsprotokoll-unabhängig, assoziiert (r=0.545, p=0.002).
Schlussfolgerung Wir konnten zeigen, dass tDCS Veränderungen in insulinsensitiven Regionen des mesolimbischen Netzwerkes, vornehmlich innerhalb des VTA und dessen Verbindungen bewirkt. Inwieweit eine Netzwerk-basierte Stimulation in diesem System auch prospektiv zu einer Verminderung der Kalorienzufuhr beitragen und somit das Risiko zur Entwicklung von Übergewicht und damit eines Diabetes Mellitus Typ 2 senken kann, bleibt Gegenstand zukünftiger Studien.
Interessenkonflikt
Keine.
Publication History
Article published online:
02 May 2023
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Georg Thieme Verlag
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