Rofo 2023; 195(S 01): S13
DOI: 10.1055/s-0043-1762972
Abstracts
Vortrag (Wissenschaft)
Gefäßdiagnostik

CT-Angiographie zur Blutungssuche: Ist eine zusätzliche native Phase notwendig?

J Bremm
1   Institut für diagnostische und interventionelle Radiologie, Köln
,
J Henze
2   Institut für diagnostische und invertentionelle Radiologie, Uniklinik, Köln
,
D Maintz
3   Institut für diagnostische und interventionelle Radiologie, Uniklinik, Köln
,
D Pinto dos Santos
3   Institut für diagnostische und interventionelle Radiologie, Uniklinik, Köln
› Author Affiliations
 
 

    Zielsetzung Aktive Blutungen stellen ein potenziell lebensbedrohliches Krankheitsbild dar. Die CT-Angiographie wird in der klinischen Routine häufig zur Blutungssuche eingesetzt. In vielen Zentren wird eine zusätzliche native Phase standardmäßig durchgeführt. Ziel dieser Studie war es, den zusätzlichen Nutzen der nativen Untersuchung zu klären und Evidenz für oder gegen ihre Anwendung zu sammeln.

    Material und Methoden Alle Patienten, die zwischen 2014 und 2020 eine CT-Angiographie zur Blutungssuche und innerhalb von 6 Stunden eine interventionelle Angiographie erhalten haben, wurden retrospektiv eingeschlossen. Gemäß Institutsstandard wurden die Untersuchungen triphasisch (nativ, arteriell, portalvenös) durchgeführt. Zwei erfahrene Beobachter werteten die CTs erneut aus und stellten einen Konsens darüber her, ob die Blutungen auch ohne die native CT sicher erkannt werden konnten. Zusätzlich wurden die Dosisdaten erfasst.

    Ergebnisse 77 Patienten konnten eingeschlossen werden. Die meisten Blutungen waren extraluminal (44=57,1%). In nur 4 Fällen (5,2%) wurde eine native Untersuchung für notwendig erachtet. Die nativen Untersuchungen trugen erheblich zur Strahlenbelastung bei (mittleres DLPnativ 934.7 mGy*cm, mittleres DLParteriell 634.0 mGy*cm, mittleres DLPvenös 922.1 mGy*cm).

    Schlussfolgerungen Unsere Ergebnisse legen nahe, dass der überwiegende Teil der nativen CTs zur Blutungsdetektion nicht nötig ist. Der Verzicht hierauf führt zu einer relevanten Dosisreduktion und ist somit vorteilhaft für die Patienten. Trotzdem kann die native Phase in einigen Fällen hilfreich sein, insbesondere um falsch positive Befunde bei GI-Blutungen zu verhindern. Daher sollte sorgfältige Patientenselektion betrieben werden. Moderne Technologien wie die Spektral- oder dual energy-CT mit der Möglichkeit der virtuell nativen Rekonstruktion können dazu beitragen, gefahrenlos auf die native Untersuchung bei der Blutungssuche zu verzichten.


    Publication History

    Article published online:
    13 April 2023

    © 2023. Thieme. All rights reserved.

    Georg Thieme Verlag
    Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany