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DOI: 10.1055/s-0043-1762711
SARS-CoV-2 Bei Altenpflegeheimbewohnern 2020-2022 – deutlich leichtere Krankheitsverläufe 2022 als zu Beginn der Pandemie
Einleitung Altenpflegeheimbewohner zählen zu der höchsten Risikogruppe in der SARS-CoV-2-Pandemie. Zu Beginn der SARS-CoV-2-Pandemie traten die Mehrzahl aller Todesfälle an oder mit SARS-CoV-2 in Altenpflegeheimen (APHs) auf. Nachfolgend wird der Frage der Auswirkungen der neuen Virus-Varianten und der Impfkampagne auf die Krankheitsschwere und case fatality rate bei Altenpflegeheimbewohnern nachgegangen.
Methode In vier Heimen in Frankfurt am Main mit insgesamt ca. 530 Bewohnerplätzen wurden alle in der Einrichtung auftretenden Fälle erfasst und dokumentiert (Geburts- und Diagnosedatum, Hospitalisierung und Tod, Impfstatus) und mit SPSS deskriptiv ausgewertet.
Ergebnisse Bis August 2022 wurden 366 Bewohner positiv auf SARS-CoV-2 getestet, 93 im Jahr 2020, 43 im Jahr 2021 und 230 im Jahr 2022. Der Anteil der Hospitalisierungen nahm von 24,7% (2020) über 18,6% (2021) auf 8,3% (2022) ab, der Anteil der Todesfälle von 20,4% über 14,0% auf 1,7%. Im Jahr 2021 waren 53,5% der Infizierten geimpft (mindestens 2x), im Jahr 2022 waren 85,6% der Bewohner geimpft, 85% davon bereits „geboostert“. Die Hospitalisierungs- und Todesrate war bei den Ungeimpften signifikant höher als bei den Geimpften (Ungeimpfte 23,2% und 18,1%; Geimpfte 7,8% und 1,5%; KW Test p=0,000); der Unterschied war unter dem Vorherrschen der Omikron-Variante im Jahr 2022 nicht mehr signifikant (Ungeimpfte 12,0% und 0%; Geimpfte 8,1% und 2,0%).
Diskussion und Schlussfolgerung 2020 kam es unter dem Wuhan-Wild-Typ in einem noch völlig ungeimpften Kollektiv zu schweren COVID-19-Krankheitsverläufen mit einer hohen Todesrate. Demgegenüber waren während der Omikronwelle bei den zumeist geimpften und geboosterten Altenpflegeheimbewohnern zwar viele Infektionen aber nur wenige schwere Verläufe und Todesfälle zu beobachten. Dies kann darauf zurückgeführt werden, dass zum einen die Altenpflegeheimbewoh-ner nach Impfung und durchgemachten Infektionen nicht mehr „immunologisch naiv“ sind, zum andern die Omikron-Variante deutlich weniger pathogen ist als der SARS-CoV-2-Wildtyp und die früheren Varianten. Vor diesem Hintergrund sollten – bei Beachtung einer guten Basishygiene nach KRINKO und der Impfempfehlungen der STIKO – Schutzmaßnahmen auf ihre Wirksamkeit geprüft und auf ein ethisch vertretbares Maß begrenzt werden, welches sowohl der Selbstbestimmtheit der Bewohner als auch dem notwendigen Schutz der Pflegenden Rechnung trägt.
Publication History
Article published online:
08 March 2023
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Georg Thieme Verlag
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