Background: Unter den monogenen Ursachen der dilatativen Kardiomyopathie (DCM) kommt den Mutationen
in Sarkomer-Genen eine übergeordnete Rolle zu, hierunter fallen auch die Mutationen
im Gen Troponin T2 (TNNT2), welche spontan auftreten oder autosomal dominant vererbt
werden können. Unter den bisher bekannten TNNT2- Mutationen liegt das durchschnittliche
Age of Onset bei 40-50 Jahren mit erhelbichen individuellen Abweichungen.
Method: Wir haben eine Betrachtung von Patienten mit bekannter TNNT2-Mutation aus den kinderkardiologischen
Registern zweier Universitätskliniken durchgeführt. Hierbei wurden die Parameter Age
of Onset, Bildgebungskriterien, Familienstammbäume und Art der Mutation untersucht.
Die genetischen Untersuchungen wurden mithilfe von Next Generation Sequencing und
der Sanger Sequenzierung durchgeführt.
Results: Insgesamt konnten neun mutationstragende Kinder aus drei verschiedenen Familien identifiziert
werden. Jede dieser Familien weist einen Indexpatienten auf, der aufgrund einer hochgradigen
Herzinsuffizienz bereits im Säuglings- beziehungsweise Kleinkindalter verstarb oder
chirurgisch therapiert werden musste. Anhand der genetischen Untersuchung dieser Indexpatienten
konnten die Mutationen identifiziert und bei weiteren Familienmitgliedern nachgewiesen
werden. Molekulargenetisch wurden Einzelnukleotidveränderungen in unterschiedlichen
codierenden Genabschnitten nachgewiesen, die zu Aminosäureaustausch oder -deletion
in hochkonservierten Bereichen des exprimierten Proteins führen. Unter allen bekannten
Mutationsträgern der Familien zeigt sich eine Penetranz der DCM von bisher 92%, das
durchschnittliche Alter bei Diagnosestellung lag bei 16.25 ± 19.29 Jahren und weist
somit eine außerordentliche Heterogenität auf. Von den neun minderjährigen Mutationsträgern
sind bisher 3 transplantiert oder verstorben (33%).
Conclusion: Wir konnten zeigen, dass Kinder mit TNNT2-Mutation in unserem Kollektiv ein deutlich
niedrigeres Age of Onset einer DCM aufwiesen als der Durchschnitt der bekannten DCM-bedingenden
TNNT2-Mutationsträger. Zudem scheinen die Mutationen mit einem aggressiven Krankheitsverlauf
einherzugehen. Laut der Daten aus unserem Kollektiv erscheint es sinnvoll, bei jedem
an DCM erkrankten Kind und gegebenenfalls nachfolgend Verwandten 1. Grades eine genetische
Diagnostik durchzuführen. Weitere Studien sind notwendig, um die prognostische Rolle
der einzelnen TNNT2-Mutationen zu eruieren sowie Confounder des Erkrankungsbeginns
und -verlaufs zu identifizieren.