Aktuelle Dermatologie 2018; 44(05): 192-193
DOI: 10.1055/s-0043-125355
Derma-Fokus
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Jeder sechste Patch-Test ist positiv auf deklarierungspflichtige Duftstoffe

Bennike NH. et al.
Non-mix fragrances are top sensitizers in consecutive dermatitis patients – a cross-sectional study of the 26 EU-labelled fragrance allergens.

Contact Dermatitis 2017;
77: 270-279
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
09. Mai 2018 (online)

 

Seit 2005 müssen in der EU 26 häufig verwendete allergene Duftstoffe auf dem Etikett von Kosmetika deklariert werden, wenn diese mindestens 10 ppm (bei Kosmetika, die auf der Haut bleiben) bzw. 100 ppm bei (Kosmetika, die abgespült werden, sowie Haushaltsdetergenzien) von ihnen enthalten. Eine dänische Studie hat untersucht, welche dieser Substanzen Patienten in der Praxis am häufigsten zu schaffen machen.


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Die Patch-Tests von gut 6000 aufeinander folgenden Patienten einer dermatologischen Uniklinik in Kopenhagen der Jahre 2012 – 2015 wurden hierfür ausgewertet. Bei 15,7 % von ihnen fanden sich positive Testergebnisse auf Duftstoffe. Bei den Einzeltestungen waren besonders häufig Linalool-Hydroperoxid (Lin-OOH, 3,9 %) und Limonen-Hydroperoxid (Lim-OOH, 2,5 %) positiv. Diese oxidierten Varianten bereits bekannter allergener Duftstoffe haben sich als eigene Allergene erwiesen und wurden ab 2012 mitgetestet. Weitere Duftstoffe, die häufig positive Reaktionen im Patch-Test zeigten: Evernia furfuracea (3,0 %) und Hydroxyisohexyl 3-Cyclohexen Carboxaldehyd (HICC, 2,1 %).

FM I/II-negativ, einzeln positiv

Von den Patienten mit positiven Reaktionen auf die Duftstoff-Mixturen (fragrance mix) FM I und FM II, die 14 der 26 Substanzen enthalten, reagierten nicht alle auch positiv auf die enthaltenen Einzelsubstanzen: Von jenen, die eine Reaktion auf FM I zeigten, hatten nur 32,7 % auch ein positives Testergebnis für (mindestens) eine der enthaltenen Einzelsubstanzen, bei FM II waren es 57,0 %. Umgekehrt blieb bei einigen Patienten mit einer Reaktion auf einen Einzelstoff die Reaktion auf die entsprechende Mixtur aus (FM I: 3,2 %, FM II: 12,4 %).


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Oxidierte Terpene mittesten

Relativ viele Patienten hatten schwer zu interpretierende Testergebnisse auf Lin-OOH (20,9 %) und Lim-OOH (13,7 %). In einer vorangegangenen Dosis-Wirkungs-Studie mit Lin-OOH konnte bei 62 % der Patienten mit einer zweifelhaften Reaktion auf den Standardtest durch eine verdoppelte Wirkstoffkonzentration ein schwach positives Ergebnis erreicht werden. Vermutlich hat also ein Großteil der Studienteilnehmer mit einem unklaren Testergebnis auf oxidierte Terpene eine Kontaktallergie auf diese Duftstoffe. Aber selbst wenn man diese nicht mitzählt, liegt der Anteil positiver Testreaktionen deutlich über den 0,5 – 1 %, die eine Aufnahme in die Routinetests rechtfertigen.

Fazit

Viele der 26 deklarierungspflichtigen Duftstoffe rufen so häufig allergische Reaktionen hervor, dass sie in die Standard-Patch-Tests aufgenommen werden sollten. Am deutlichsten traten hier Lin-OOH, Lim-OOH und E. furfuracea hervor. Nur 30 – 50 % der Patienten, die auf diese Stoffe allergisch reagieren, werden bei Tests mit FM I und FM II als solche erkannt. Für viele Stoffe empfiehlt sich darüber hinaus eine höhere Testkonzentration, um die Tests möglichst empfindlich zu machen.

Dr. Nina Drexelius, Hamburg

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Viele deklarierungspflichtige Duftstoffe in Kosmetika rufen so häufig allergische Reaktionen hervor, dass sie in die Standard-Patch-Tests aufgenommen werden sollten. Quelle: ccvision

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Viele deklarierungspflichtige Duftstoffe in Kosmetika rufen so häufig allergische Reaktionen hervor, dass sie in die Standard-Patch-Tests aufgenommen werden sollten. Quelle: ccvision