Aktuelle Dermatologie 2018; 44(01/02): 14
DOI: 10.1055/s-0043-125226
Derma-Fokus
Buchbesprechung
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Geschichte(n) der Medizin in 3 Bänden

Erens O, Otte A. (Hrsg.)
Geschichte(n) der Medizin in 3 Bänden.

Stuttgart: Gentner; Band 1: 2014. 159 S., 67 Abb., 38 Euro,
ISBN: 978-3-87247-763-7 Band 2: 2015. 174 S., 79 Abb., 38 Euro,
ISBN: 978-3-87247-770-5 Band 3: 2017. 206 S., 86 Abb., 38 Euro,
ISBN: 978-3-87247-773-6
Further Information

Publication History

Publication Date:
09 February 2018 (online)

 

    Die Herausgeber und Autoren einiger Beiträge des Werkes sind der Chefredakteur des Ärzteblattes Baden-Württemberg sowie Bundesvorsitzender des Verbandes der Medizin- und Wissenschaftsjournalisten e. V., Dr. med. Oliver Erens, und der Professor für Biomedizinische Systemtechnik der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Medien Offenburg, Dr. med. Andreas Otte.

    Ihre Idee zu diesem Werk gründet auf der Vorstellung, dass sich Medizingeschichte auch mit einzelnen realen Geschichten aus dem Alltag der Medizin erzählen lässt. In „Geschichte(n) der Medizin“ haben Erens und Otte dieses Vorhaben vorwiegend auf der Basis von medizinhistorischen Artikeln verschiedener Autoren, die im Verlauf der letzten 15 Jahre im Ärzteblatt Baden-Württemberg erschienen sind, durch 63 Beiträge in Buchform auf 539 Seiten umgesetzt. Kurz nach Erscheinen des ersten Bandes war das Interesse der v. a. ärztlichen Leserschaft so groß, dass 2015 ein Nachdruck erfolgen musste und zwei weitere Bände 2015 und 2017 erscheinen konnten. Dadurch wuchs die Themenvielfalt und machte zugleich das Werk über den Kammerbezirk Baden Württemberg hinaus bekannt.

    Die Zeitspanne der erzählten Geschichten beträgt rund 7000 Jahre und reicht von einem paläontologischen Fund über die griechische und römische Antike bis in die Jetztzeit. In einem „Zeitstrahl“, der jedem Band vorangestellt ist, wird ein zeitlicher Bezug der erzählten Geschichten zur jeweiligen historischen Periode und deren markanten Persönlichkeiten hergestellt. Das vorliegende Werk schildert Höhepunkte der medizinischen Wissenschaft und Praxis (Entdeckung des Penicillins, Einführung der Röntgenstrahlen, Entwicklung des EKG, Organtransplantation u. a.), aber verschweigt auch nicht Irrtümer und Katastrophen (u. a. Contergan-Tragödie). Es schildert ohne Glorifizierung ethisch begründetes ärztliches Handeln, aber auch das Versagen großer Teile der Ärzteschaft z. B. gegenüber Rassenwahn und Antisemitismus in der Vergangenheit sowie den schweren Weg von Ärztinnen auf dem Weg zur Gleichberechtigung mit ihren männlichen Kollegen. Informativ sind auch die Ausführungen über Arzneimittelsicherheit. Durch den biografischen, kasuistischen und episodischen bis feuilletonistischen Charakter der vorgestellten Geschichten werden die Leser nicht nur belehrt, sondern auch unterhalten, wie die Beiträge über die Krankheiten von Bruckner, Paganini, Toulouse-Lautrec und van Gogh beispielhaft zeigen. Interessant geschildert wird u. a. die Begegnung der Nervenärzte Heinrich Hoffmann (Verfasser des „Struwwelpeter“) und Alois Alzheimer (sein Heidelberger Chef Emil Kraepelin gab später der von seinem Schüler erstmals genau beschriebenen Demenz den Namen „Morbus Alzheimer“), deren Lebenswege sich 1888 für kurze Zeit kreuzten. Es war dies auch das Jahr, als das Leben des deutschen Kaisers Friedrich III. nicht zuletzt durch eine insuffiziente ärztliche Behandlung tragisch endete – auch mit fatalen politischen Folgen für Europa.

    Die Herausgeber der „Geschichte(n) der Medizin“ erheben nicht den Anspruch auf eine Gesamtdarstellung der Medizingeschichte. Es ist ihnen vielmehr gelungen, so durch Geschichten aus der Medizin quasi kaleidoskopisch eine narrative Medizingeschichte entstehen zu lassen. 232 illustrative, darunter selten gesehene Abbildungen (z. B. Porträtfoto von Vincent van Gogh) und Verweise auf Literaturquellen erhöhen den Wert des Werkes. Die Gestaltung der 3 Bände durch den Verlag entspricht in ihrer Gediegenheit dem anspruchsvollen Inhalt.

    Der Preis von 38,00 € pro Band erscheint angemessen. Das Werk wird Ärzten aller Fachrichtungen, Medizinhistorikern, Naturwissenschaftlern und interessierten Laien zur Lektüre empfohlen und sollte in keiner Fachbibliothek fehlen.

    H.-D. Göring, Dessau


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