PPH 2018; 24(02): 101
DOI: 10.1055/s-0043-124840
Rund um die Psychiatrie
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Für Sie gelesen: Hanson B, Young MA. Understanding the Impairment Associated With Depressive Symptoms. The Journal of Nervous and Mental Disease 2017; 205 (8): 600–604. DOI: 10.1097/NMD.0000000000000644

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Publication Date:
23 March 2018 (online)

Hintergrund: Menschen mit Depressionen sind oftmals physisch und physisch negativ beeinträchtigt und leiden unter einer verminderten Lebensqualität. Es besteht Forschungsbedarf, um zu verstehen, wie genau depressive Symptome zu einer Beeinträchtigung führen können.

Das Ziel dieser Studie ist, ein umfassendes Verständnis für die Beeinträchtigung von depressiven Menschen zu entwickeln.

Diese Forschung basiert auf Aussagen und individuellen Erfahrungswerten der Studienteilnehmer zu dem Aspekt, in welchen Lebensbereichen depressive Symptome eine Beeinträchtigung verursachen können. Die Studie baut auf dem bisherigen Forschungsstand auf und konzentriert sich auf einzelne Symptome sowie Interaktionsprozesse.

Methode: Von den 18 Studienteilnehmern wurden 16 aus einer psychiatrischen Klinik und zwei weitere aus einer Forschungsstudie einer anderen Universität rekrutiert.

Die Teilnehmer mussten das Erwachsenenalter erreicht haben und frei von aktuellen psychotischen Symptomen sein. Weiterhin war Voraussetzung, dass sie mindestens fünf DSM-IV-Symptome (Niedergeschlagenheit, vermindertes Interesse oder Freude, Appetitveränderungen, Schlafveränderungen, Müdigkeit oder Energieverlust, verminderte Denk- oder Konzentrationsfähigkeit, Suizidgedanken und psychomotorische Unruhe oder Verlangsamung und so weiter) in einer mindestens zweiwöchigen depressiven Episode in den letzten 12 Monate vorweisen konnten.

Weiterhin wurden die Teilnehmer mit dem diagnostischen Test Beck-Depressions-Inventar (BDI-II) hinsichtlich der Ausprägung der Depression bewertet.

Mit allen Probanden wurden semi-strukturelle Interviews geführt und audiovisuell aufgezeichnet.

Nach der Transkription wurde ein systematisches Analyseverfahren durchgeführt, um Inhaltsbereiche und Themen zu identifizieren. Wenn ein Symptom identifiziert wurde, folgten Detailfragen dazu, wie das Symptom eine Beeinträchtigung verursacht hat.

Ergebnis: Diese drei Lebensbereiche wurden als bedeutsam identifiziert: Beeinträchtigungen der Verhaltensweisen, Erfahrungen mit Beeinträchtigungen (Art und Schwere der Beeinträchtigung) und Wege zu Beeinträchtigungen (Prozesse, die Symptome mit Beeinträchtigungen verbinden). Die Interaktionen umfassten direkte Verbindungen zwischen Symptomen und Beeinträchtigungen sowie indirekte Verkettungen, die durch andere Symptome sowie kognitive Reaktionen übertragen wurden.

Fazit: Die Ergebnisse zeigen die Heterogenität der Beeinträchtigungserfahrungen und machen einen ersten Schritt, um verstärkt die Perspektive von Menschen mit Depressionen hinsichtlich der Beeinträchtigung in die aktuelle klinische Praxis und Forschung zu bringen. Weitere Forschung ist empfehlenswert, um ein umfangreicheres Verständnis zu erreichen, damit die Diagnose sowie die klinische Intervention verbessert werden können.

Jörg Kußmaul