Am 27.10.2017 starb unsere hoch geschätzte Kollegin, Dr. med. Doris Neuerburg-Heusler
im Alter von 91 Jahren. Die Unterzeichner standen mit ihr in den Pionierzeiten der
Ultraschalldiagnostik in Deutschland, speziell dem vaskulären Ultraschall in regem
Austausch. Wir verdanken ihr viel. Jüngere wissen meist nicht, warum in einem Land
Methoden von einem Fachgebiet intensiv und unter vernünftigen Bedingungen eingesetzt
werden können und dies in einem anderen erschwert ist. Es liegt oft an der kontinuierlichen
interdisziplinären Bearbeitung der Grundlagen und dem Aufbau einer kollegial zusammenarbeitenden
Organisation, die dann für die Implementation und Verbreitung sorgt. Doris, wie wir
sie alle nannten, obgleich uns an Jahren und Lebenserfahrung deutlich voraus, hat
in diesem Sinne viel bewirkt. Ihr Interesse für nicht-invasive Gefäßdiagnostik hatte
sie in der Aggartalklinik bei Prof. Schoop, einem der führenden Angiologen entwickelt
und erste Veröffentlichungen 1978 und 1979 verfasst.
Da sich nicht nur die Angiologie sondern auch die Neurologie für die hirnversorgenden
Gefäße zuständig fühlten, wurde der Arbeitskreis der Gefäßdiagnostik der DEGUM mit
einem doppelten Vorsitz angiologisch (Neuerburg-Heusler) und neurologisch (von Reutern)
1984 ins Leben gerufen. Das 30-jährige Bestehen wurde 2005 zusammen mit dem ähnlich
früh entstandenen „Doppler-Club de France“ bei einer gemeinsamen Tagung in Titisee
begangen. Diese Konstruktion ist bis heute in der Nachfolgeorganisation, dem Arbeitskreis
vaskulärer Ultraschall (AVU), erhalten geblieben, auch nachdem von neurologischer
Seite eigene Themen wie z. B. die B-Bild-Diagnostik des Gehirns oder die Nervensonografie
dazukamen und zur Bildung einer eigenen Sektion führten. Es blieb dennoch bei den
jährlichen interdisziplinären angiologisch-neurologischen Sommertagungen der DEGUM,
die sie als erste organisierte. In den folgenden Jahren wurden gemeinsam Grundlagen
ausgearbeitet, z. B. die Beurteilung des Stenosegrades auf der Basis lokaler Strömungsphänomene
und hämodynamischer Effekte (1986) oder die genauere Erfassung der Dopplersignale
mittels Spektrumanalyse (1987). Parallel dazu wurden in speziellen Arbeitssitzungen
Qualitätskriterien entwickelt, auch dies interdisziplinär besetzt. Unvergessen die
vielen Sitzungen, zu denen Doris die streitbaren Jungakademiker in die Büroräume ihres
Ehemanns unter dem Kölner Dom einlud.
Ihre Bereitschaft zur Zusammenarbeit über die Fachgrenzen hinaus führte auch zu einem
angiologisch-neurologischen Lehrbuch der Gefäßdiagnostik mit Ultraschall, ein Standardwerk,
welches sie mit Michael Hennerici in zwei Auflagen 1988 und 1995 herausbrachte.
Als erste Frau wurde sie als Vizepräsidentin in den Vorstand der DEGUM von 1989 bis1992
berufen. Danach wurde ihr die Ehrenmitgliedschaft der DEGUM verliehen. Die gleiche
Anerkennung wurde ihr durch die angiologische Gesellschaft der Schweiz zuteil. Sie
war stets die fachlich begeisterte und freundlich ausgleichende Vermittlerin, welche
neue Mitglieder in den Bannkreis der Ultraschalldiagnostik zog. Daher hatte sie einen
großen Anteil an der Entwicklung dieser heute nicht mehr wegzudenkenden Diagnostik
und deren Verankerung in dem angiologischen und neurologischen Fachgebiet. Über ihre
zweite Leidenschaft, die moderne Kunst, machte sie in unseren medizinischen Kreisen
nicht viel Aufhebens. Dabei war sie auch auf diesem Gebiet eine große Kennerin, zudem
Sammlerin und Förderin. 2004 – 2007 war sie Mitglied des Vorstands der Gesellschaft
für Moderne Kunst am Museum Ludwig Köln.
Unsere Fachgesellschaft verliert eine hoch angesehene, persönlich integre und sympathische
Persönlichkeit. Sie hinterlässt 4 Kinder, Enkel und Urenkel. Unser Mitgefühl gilt
der Familie. Wir werden sie in ehrendem Gedenken behalten.
G-M. von Reutern, K. Seitz, K. Jäger
Dr. med. Doris Neuerburg-Heusler