DRG: Herr Professor Nikolaou, Herr Professor Uder, welche Rolle spielen Ihrer Meinung
nach grundsätzlich Wissenschaft und Forschung für den Erhalt und die Weiterentwicklung
des Fachs Radiologie?
Prof. Dr. Konstantin Nikolaou: Die Radiologie ist ohne Frage klinisch und wissenschaftlich ein zentrales Fach. Unsere
Forschung wird dabei immer komplexer, gerade wenn es um Themen der Systemmedizin,
um Multilevel- oder multiskalische Analysen geht. Wir sind Vorreiter, wenn es darum
geht, über radiologische Daten hinaus Informationen nutzbar und vernetzbar zu machen,
beispielsweise aus der Molekulargenetik, der Labormedizin oder der Pathologie, und
wir haben jetzt die einmalige Chance, uns als der wissenschaftliche Datenintegrator
in der Medizin zu positionieren. Hinzu kommt, dass sich unsere Umgebung rasant ändert.
So haben wir zum Beispiel neue onkologische Therapieformen, molekulare Therapien oder
neue Immuntherapien. Auch hier sehen wir einen Paradigmenwechsel in der Beurteilung
radiologischer Bilddaten. Wir werden also weiter forschen müssen, um mit dem allgemeinen
Wissenszuwachs Schritt halten und das neue Wissen auch implementieren zu können. Insofern
bleiben wir einerseits unserer traditionell methodischen Forschung treu, blicken andererseits
aber auch in wissenschaftlicher Hinsicht über den Tellerrand und bieten damit unseren
forschenden Partnern deutlich mehr als bisher. Die Erwartungshaltung an die Radiologie
ist also hoch, das Potenzial aber auch.
Prof. Dr. Michael Uder: Man kann vielleicht vereinfacht sagen: Ein Fach, das seine akademische Anbindung
und den Zugang zur Forschung verliert, ist tot. Es wird sich langfristig nicht im
allgemeinen Fächerkanon halten können. Das haben wir bei anderen Fachdisziplinen gesehen,
die erst in die ambulante Versorgung abwandern, um dann sukzessive einzugehen. Forschung
ist elementar und sichert das Überleben auch der Radiologie.
Grundlagenforschung, angewandte Forschung oder auch translationale Forschung – muss
die Radiologie hier bestimmte Prioritäten setzen bzw. gibt es für die Radiologie im
Vergleich zu den Nachbardisziplinen eine anders gelagerte Notwendigkeit?
Uder: Wir müssen sicherlich zu allen drei Bereichen einen Zugang haben und sie alle drei
gleichermaßen pflegen.
Nikolaou: Die ganze Bandbreite der Forschung gehört immer dazu. Der Weg von der Grundlagenforschung
über die Translation in die Klinik ist extrem sinnvoll und wichtig. Standorte, die
es schaffen diese Brücke zu bauen, sind da eindeutig im Vorteil.
Uder: Man muss, denke ich, auch hier ganz grundsätzlich sagen: Die Radiologie ist ein integraler
Bestandteil der modernen Medizin. Wir waren in den letzten hundert Jahren ein wichtiger
Entwicklungsmotor für die Weiterentwicklung der gesamten Medizin und viele Dinge wären
ohne die Radiologie nicht möglich gewesen. Deshalb stehen wir auch zukünftig in der
Verantwortung.
Wie zufrieden sind Sie mit den Forschungsaktivitäten und -leistungen der Radiologie
in Deutschland – im Vergleich zu anderen Fachdisziplinen, aber auch im internationalen
Vergleich?
Nikolaou: Die deutsche Radiologie belegt im internationalen Vergleich regelmäßig einen Spitzenplatz
bei der Zahl und der wissenschaftlichen Qualität von Kongress-Abstracts und Arbeiten,
die bei nationalen und internationalen Journals eingereicht werden. Im interdisziplinären
Vergleich ist die Frage nicht ganz so leicht zu beantworten. Das Ziel muss sein, dass
sich die Radiologie an größeren und interdisziplinären Forschungsverbünden beteiligt.
Aber ich habe auch hier den Eindruck, dass sich die Radiologie wissenschaftlich immer
mehr in komplexere Forschungsprojekte integriert und dass auch entsprechende Ausschreibungen
immer häufiger bildgebende Aspekte berücksichtigen.
Uder: Unsere Forschung unterscheidet sich an einem Punkt von der anderer Disziplinen. Wir
haben einen starken Bezug zur Industrie, d. h. unsere Forschungsaktivitäten sind eng
verknüpft mit den Aktivitäten und Entwicklungen der Hersteller bildgebender Systeme.
Das darf uns aber nicht davon abhalten, eigene Grundlagenforschung zu etablieren,
was ja vielfach auch geschieht. So haben wir an vielen Institutionen Forschergruppen,
die sich beispielsweise mit MR-Physik oder Kleintier-Bildgebung befassen.
Welchen Stellenwert hat in der aktuellen Forschung die Digitalisierung, beispielsweise
Big Data-Techniken oder Deep Machine Learning-Modelle, und welche zusätzlichen Herausforderungen
sehen Sie hier für die Radiologie?
Nikolaou: Die Digitalisierung ist ein Thema, das alle Forschungsbereiche und Disziplinen betrifft,
nicht nur die Radiologie. Unsere vorrangige Aufgabe besteht in der Strukturierung
der Bilddaten, um sie vollumfänglich nutzbar zu machen. Das stellt eine große Herausforderung
dar, weil wir eine andere Art unserer Befundstruktur und der Parametrisierung erreichen
müssen. Das bedeutet einerseits, dass wir aus unserer wissenschaftlichen und klinischen
Arbeit heraus die Daten besser strukturieren und damit abrufbar machen müssen. Andererseits
gilt es künftig so zu parametrisieren, dass die Daten standardisiert und reproduzierbar
sind. Was wir nur gemeinsam mit Partnern aus der Bio- oder Medizin-Informatik angehen
können, ist die Entwicklung komplexer systemmedizinischer Modelle, die eine Integration
unserer Daten ermöglichen, um sie auch in Zusammenschau mit Daten der Genetik, Proteomik
oder der Pathologie nutzbar zu machen. Das ist im Moment sicher das „dickste Brett“,
das wir zu bohren haben. Hier gibt es kein Patentrezept, sondern wir müssen uns vernetzen
und werden so viel dazulernen.
Uder: Dem kann ich mich nur anschließen, insbesondere die Vernetzung ist ein wichtiger
Punkt. Wir müssen verstehen, dass wir solche dicken Bretter nur bohren können, wenn
wir mit allen medizinischen Fachdisziplinen gemeinsam arbeiten. Das ist eine unglaubliche
Chance für uns alle, alle Daten miteinander zu kombinieren und gemeinsam etwas völlig
Neues auf die Beine zu stellen.
Leitstern für die medizinische Versorgung von Patienten ist die evidenzbasierte Medizin.
Und der Weg zu einer Refinanzierung von medizinischen Leistungen geht nur über den
Nachweis der Evidenz und d. h. über randomisierte, kontrollierte Studien. Ein unauflösbares
Problem für die Radiologie?
Uder: Ich glaube, dass wir da einen Nachholbedarf haben. Bei uns ist die Kultur, neue Forschungsergebnisse
schnell in die Routineversorgung zu überführen und diese wiederum mit neu publizierten
Daten abzugleichen, weniger ausgeprägt als in anderen Fachdisziplinen. Das wird zukünftig
aber absolut notwendig sein. Da sind uns beispielweise die Kardiologen voraus, wenn
es darum geht, die Vorteile ihrer Arbeit und ihrer Methoden in Studien nachzuweisen.
Nikolaou: Wir müssen stärker in evidenzbasierter Medizin und in entsprechenden Studiendesigns
denken – das hat die Radiologie als primärer Initiator solcher Studien vielleicht
nicht immer ausreichend beherzigt. Und der Bedarf ist ja da. Jede Studie, egal ob
beispielsweise onkologisch oder kardiovaskulär, würde gerne Imaging Endpoints und
Imaging Biomarker entwickeln. Wir sollten uns deshalb stärker in primäre Studienplanungen
einbringen und so genannte „Companion (Imaging) Biomarker“, die im Rahmen solcher
Studien mitentwickelt werden, von Anfang an mitinitiieren. Wichtig dafür ist, dass
wir frühzeitig in multidisziplinären primären Planungsgremien solcher Studien relevante
Themen und entsprechende bildgebende Fragestellungen identifizieren. Es gilt, den
gewünschten Outcome und die Endpunkte frühzeitig und gemeinsam zu definieren, d. h.
bevor wir für das Standard-RECIST-CT abgeholt werden. Die Eigenentwicklung einer Outcome-Studie
aus der Radiologie heraus ist naturgemäß nicht einfach, aber z. B. für Themen der
Interventionellen Radiologie durchaus zutreffend und realisierbar.
Uder: Das ist ein wichtiger Punkt. Wir gehen vielfach unter, weil man sagt: „Die Radiologie
zur Endpunktkontrolle ist sowieso vorhanden.“ Die Bilder spielen entweder gar keine
Rolle, oder wir werden neben diesen Bildern nicht wahrgenommen. Aber natürlich müssen
wir uns einbringen in die Festlegung dieser Endpunkte und wir sind ein zentraler Bestandteil
einer Outcome-Kontrolle. Ohne uns geht es eigentlich gar nicht.
Nikolaou: Wir müssen das Bewusstsein aller Beteiligten dahingehend schärfen, dass immer gemeinsam
mit der Radiologie geplant wird. Und wir müssen in die primäre Studienplanung integriert
werden, sodass wir auch die Art der Bildgebung beeinflussen können. Im Rahmen einer
Therapiestudie können wir dann zum Beispiel konkrete Vorschläge machen, warum bei
einer modernen Immuntherapie vielleicht eine Hybridbildgebung mit einem spezifischen
Tracer und speziellen MR-Techniken ein sehr viel besserer Outcome-Parameter für die
Prognose oder Response-Evaluation sein könnte als ein Standard-CT.
Kann entsprechend die Leitlinienarbeit nur eingeschränkt erfolgreich sein, weil zu
wenige evidenzbasierte Studien vorliegen? Oder besteht die Herausforderung darin,
aus der Fülle vorhandener Studien diejenigen zu erkennen und auszuwerten, die Relevanz
haben für die eigene (Leitlinien-) Arbeit?
Uder: Meiner Einschätzung nach haben wir zu wenige Studien. Ein ganz klassisches Beispiel
ist die Interventionelle Radiologie. Da bieten wir seit vielen Jahren eine hervorragende
klinische Versorgung, haben aber die wenigsten unserer Konzepte in Studien, in multizentrischen
Untersuchungen abgesichert. Ein weiteres Beispiel ist das PET/CT. Wir haben seit Jahren
keine Studie aufgesetzt, in der wir die Wirksamkeit und den Wert der Methode beweisen.
Entsprechend gibt es dafür immer noch keine Abrechnungsmöglichkeit in Deutschland.
Nikolaou: Auch wenn wir sicherlich Nachholbedarf haben, gibt es auch Ansätze und Studienbeispiele,
die optimistisch stimmen. Es laufen beispielsweise aktuell mehrere prospektiv-multizentrische
Studien, u. a. zur CT-Herzperfusion, um ihren Wert für die Diagnostik der koronaren
Herzkrankheit zu beweisen. Oder eine aktuell in Planung befindliche Studie zur Active
Surveillance, also der aktiven Überwachung bei niedriggradigen Prostatakarzinomen
mittels MRT, die im Rahmen des Deutschen Konsortiums für Translationale Krebsforschung
(DKTK) vorbereitet wird.
Gibt es weitere aktuelle Beispiele für radiologische Studien mit hoher Evidenz?
Uder: Eine Studie mit hoher Evidenz ist beispielsweise PROMIS für das Prostata-Karzinom.
In dieser wird nachgewiesen, dass das MR ganz entscheidend ist, um die richtigen Patienten
für die Therapie eines Prostata-Karzinoms zu identifizieren. Sie wurde in The Lancet
publiziert.
Nikolaou: Mir fallen spontan Arbeiten zur Implementierung der kardialen CT in der Primär- und
Akutdiagnostik der Koronaren Herzkrankheit (KHK) ein, z. B. die ROMICAT-Studie, das
ist eine im New England Journal of Medicine publizierte Multizenter-Studie zur CT
bei akutem Thoraxschmerz. Es gibt regelmäßig hochkarätige publizierte Studien, auch
internationale, die für uns Bedeutung haben. Viele von diesen Studien werden nicht
in den radiologischen Fachjournalen publiziert, sondern in anderen Zeitschriften.
Wir müssen unsere Mitglieder deshalb darüber informieren, welche Auswirkungen die
Ergebnisse dieser Studien auch auf unsere Arbeit haben.
Welche Bedeutung haben in diesem Zusammenhang wissenschaftliche Studien, die außerhalb
der Radiologie publiziert werden?
Uder: Es gibt neben den radiologischen Studien durchaus einige, die in hervorragenden Zeitschriften
publiziert werden und gravierende Auswirkungen auf unsere Arbeit haben.
Nikolaou: Sowohl primär radiologische Studien wie PROMIS als auch nicht-bildgebende Studien
können z. B. bahnbrechend in Bezug auf ihre Therapiekonzepte sein. Ich denke nur an
die Anti-Angiogenese-Therapie, die vor ungefähr zehn Jahren aufkam. Plötzlich saßen
wir in der klinischen Demonstration und beschrieben im Bild das Perfusionsverhalten
des Tumors und nicht mehr nur die Größenänderung. Das ist genau die Art von neuen
Konzepten, die wir im Blick behalten und sofort auf unsere Arbeit übertragen müssen.
Um „know-do“-Lücken zu schließen bzw. erst gar nicht aufkommen zu lassen, kommt dem
Wissenstransfer eine herausragende Bedeutung zu. Publikationsflut, Theorie-Praxis-Kluft
oder Qualitätsverluste bei der Vermittlung können diesen jedoch nachhaltig hemmen.
Treffen diese oder andere Hemmnisse auch auf die Radiologie zu?
Nikolaou: Dieser Problematik versuchen wir z. B. beizukommen, indem wir im „Brennpunkt“ der
RöFo einen Überblick über die aktuelle Fachliteratur geben. Er soll ein Querschnitt
sein durch die Vielfalt unserer radiologischen Disziplinen, durch alle Tätigkeitsfelder.
Die RöFo ist sicherlich ein wichtiges Forum für diese kondensierten Beiträge. Niemand
von uns schafft es, alle diese Publikationen, die da so pro Monat auf uns zukommen,
in ihrer Qualität zu beurteilen und inhaltlich zu überblicken.
Uder: Das stimmt. Auch ich beobachte nur die Fachgebiete, in denen ich mich spezialisiert
habe. Zu mehr komme ich einfach nicht. So geht es uns allen, weshalb wir dringend
einen Überblick über die Themen schaffen müssen, die zukünftig die tägliche Arbeit
vieler Radiologen beeinflussen werden.
Welche Möglichkeiten bieten sich denn medizinischen Fachgesellschaften, um aktuelle
Forschungsergebnisse zu vermitteln oder vielleicht sogar Forschung zu fördern?
Uder: Als Fachgesellschaft können wir kaum direkte Förderung betreiben. Aber wir können
Plattformen anbieten, auf denen sich Konsortien finden, um multizentrische Untersuchungen
zu betreiben. Außerdem können wir wachsam sein und die Kollegen über potenziell relevante
Ausschreibungen von Drittmittelgebern wie dem Bundesministerium für Bildung und Forschung
informieren. Wir helfen in der Akademie auch ganz gezielt bei der Antragstellung.
Im Nachwuchsprogramm „Forscher für die Zukunft“ ist es unser erklärtes Ziel, die Teilnehmer
zu befähigen, einen DFG-Antrag zu stellen, sich also wirklich aktiv an Forschung zu
beteiligen und die Radiologie bei den Förderinstitutionen sichtbar zu machen. Wichtiger
für uns ist aber die Frage: Wie vermitteln wir aktuelle und wichtige Forschungsergebnisse?
Ganz besonders müssen wir darauf achten, bei unseren Tagungen wie dem Deutschen Röntgenkongress
diese Erkenntnisse weiterzutragen. Das passiert über die Arbeitsgemeinschaften der
DRG, die immer die Publikationen im Blick haben, die Eingang in unser Fortbildungsprogramm
finden müssen. Der Wissenschaftskoordinator wiederum muss ein Auge darauf haben, welche
Forschungsergebnisse mehr als eine Arbeitsgemeinschaft betreffen und wie solche übergreifenden
Themen beispielsweise auf dem Deutschen Röntgenkongress von mehreren Arbeitsgemeinschaften
bearbeitet werden können.
Mit der Etablierung eines Wissenschaftskoordinators möchte die DRG ihre Arbeit stärker
an den wissenschaftlichen Entwicklungen und Bedarfen ausrichten. Welche Verbesserungen
versprechen Sie sich davon?
Uder: Wir haben mit Herrn Nikolaou jemanden gewinnen können, der aufgrund seiner herausragenden
Expertise in der ganzen Breite Studienergebnisse qualifiziert prüfen kann, um dann
mit mir zusammen Konzepte zu entwickeln, wie wir relevante Forschungsergebnisse auf
Kongressen, in Online-Fortbildungen und über unsere interaktive Lehr- und Lernplattform
an unsere Mitglieder weitergeben können. Die Kolleginnen und Kollegen haben in ihrer
täglichen Arbeit nicht die Zeit und oft auch nicht die Möglichkeiten, Studien zu sichten
und deren Erkenntnisse in ihre tägliche Arbeit zu überführen. Es liegt deshalb in
unserer Verantwortung als Fachgesellschaft, die Ergebnisse aufzuarbeiten und in Kooperation
mit den Arbeitsgemeinschaften schnellstmöglich an unsere Mitglieder weiterzugeben.
Nikolaou: Wir versuchen ja alle, jeden Tag wenigstens ein bisschen über den eigenen Tellerrand
zu schauen, aber das ist allein aufgrund der Fülle an Publikationen sehr schwierig.
Das heißt für uns, dass wir eine Auswahl von qualitativ hochwertigen Journals fortlaufend
prüfen und filtern. Dies beinhaltet auch, die Qualität und die Evidenzgrade der relevanten
Studien zu beurteilen, zu sortieren und für unsere Mitglieder zusammenzufassen und
damit besser nutzbar zu machen.
Uder: Ich möchte noch einen wirklich wichtigen Punkt ergänzen. Wir belasten unsere Arbeitsgemeinschaften
im Moment zum Teil mit extrem viel Arbeit. Sie können daher nicht auch noch die gesamte
wissenschaftliche Literatur prüfen und auswerten. Hier wollte der DRG-Vorstand deshalb
neue Wege finden und die notwendigen Mittel bereitstellen, um die Arbeitsgemeinschaften
an dieser Stelle zu entlasten und ihre Arbeit noch effektiver zu machen.
Wie genau wollen sie vorgehen? Auf welche Instrumente werden Sie zurückgreifen, um
Forschungswissen zielgenau in die DRG zu transferieren?
Uder: Wir haben ganz konkrete Schritte geplant: Die Direktoriumssitzung der Akademie wird
künftig zweimal im Jahr stattfinden. Im Vorfeld wird es einen intensiven Austausch
zwischen Herrn Nikolaou und mir darüber geben, welche Inhalte wir dort gerne kommunizieren
möchten. Vor diesen Sitzungen werden wir den AG-Vorsitzenden der Arbeitsgemeinschaften
die Daten weitergeben, die für ihre Arbeit relevant sind. Darüber hinaus werden wir
auch übergeordnete Themen vorstellen. Ziel ist es, in der Diskussion mit den Vorsitzenden
passgenaue Fortbildungsprogramme, zum Beispiel für den Deutschen Röntgenkongress,
auf den Weg zu bringen und Entscheidungen des Vorstands vorzubereiten.
Nikolaou: Ergänzend hierzu wird es auch Ad-hoc-Informationen geben, wenn wirklich etwas Bahnbrechendes
zwischen den Direktoriumssitzungen und den Abstimmungen mit den Arbeitsgemeinschaften
passiert. Das könnte z. B. per Newsletter oder in einem anderen Forum passieren.
Haben Sie sich für die kommenden zwei Jahre konkrete Ziele gesetzt, z. B. eine Anhebung
der Leitlinienprojekte um die Zahl x?
Uder: Für so konkrete Ziele ist es noch zu früh. Wir wollen uns jetzt erst einmal auf unsere
Informationsaufgabe konzentrieren.
Nikolaou: Ich glaube auch, wir sollten uns zunächst darauf konzentrieren, Studienergebnisse
aufzubereiten und Diskussionen anzuregen. Die AG-Mitglieder, die in ihren Vorständen
in Leitlinienarbeit involviert sind, sind natürlich bereits Experten auf Ihrem Gebiet.
Aber vielleicht können wir unterstützen, damit wir alle noch besser vorbereitet in
die entsprechenden Gremien gehen. Wir initiieren ja nicht selbst neue Leitlinienprojekte.
Als Wissenschaftskoordinator kann ich aber Hinweise geben und sagen: „Schau mal, das
ist eventuell für dich wichtig, und auch in dem nächsten Gremium, in dem du sitzt,
mag es im interdisziplinären Setting wissenswert und relevant sein.“
Uder: PROMIS ist ein gutes Beispiel für eine Studie, die eben nicht nur für den Vorsitzenden
der AG Uroradiologie und Urogenitaldiagnostik relevant ist, sondern im Grunde für
jeden Radiologen, der eine Praxis in Deutschland betreibt. Hier wird auch deutlich,
dass wir nicht nur über mögliche Veranstaltungsthemen sprechen, sondern auch über
Themen, die der Vorstand der DRG aufnehmen muss, um beispielsweise ein Fortbildungsprogramm
für Prostata-MR sowie eine entsprechende Zertifizierung voranzutreiben.
Vielen Dank für das Gespräch!
Prof. Dr. Konstantin Nikolaou
Prof. Dr. Michael Uder