Pneumologie 2018; 72(01): 13-14
DOI: 10.1055/s-0043-123783
Pneumo-Fokus
Kongressbericht
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Hallesches Seminar Klinische Zytologie in der Pneumologie 2017

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Publication Date:
16 January 2018 (online)

 

Am 3. und 4. November 2017 fand in Halle das jährliche Zytologieseminar unter der Schirmherrschaft der Sektion Endoskopie der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin statt, welches vor allem von Mitgliedern der Arbeitsgruppe „Klinische Zytologie“ der Sektion Endoskopie der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin getragen wurde.


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Einen Schwerpunkt bildete die zytologische Schnelldiagnostik. Beyer (Ballenstedt) stellte seine 23-jährige Erfahrung mit der Anwendung der ROSE (rapid onsite evaluation) vor und konnte die hohe Effizienz der Vorgehensweise durch umfassende wissenschaftliche Untersuchungen belegen. Es handelt sich um ein etabliertes Verfahren zur Überprüfung der Qualität des endoskopisch oder durch Feinnadelpunktion gewonnenen Materials. Im Idealfall sollte der Endoskopiker oder der punktierende Arzt diese Methode beherrschen, um sich damit auch selbst hinsichtlich der Qualität seiner Biopsietechnik zu kontrollieren. Anderenfalls ist es oft nicht möglich, die notwendigen personellen Ressourcen vorzuhalten, wie aus einer deutschlandweiten Umfrage von ihm hervorging. Diese belegte dennoch, dass in knapp der Hälfte der befragten pneumologischen Kliniken/Abteilungen ROSE angewendet wird. Welker (Großhansdorf) zweifelt dennoch an der Notwendigkeit dieser Strategie, weil hierdurch die Qualität der Materialentnahme nicht zu verbessern sei. Bernhardt (Wien) stellte eine Möglichkeit der Schnellbeurteilung mittels Telezytologie vor, die es erlaubt, das Verfahren zu praktizieren, auch wenn sich der Zytologe nicht vor Ort befindet. Dies erfordert jedoch auch zytologische Grundkenntnisse des Kollegen, der die Biopsien vornimmt und dem erfahrenen Zytologen die mikroskopischen Befunde präsentiert.

Heine (Halle) stellte eigene Ergebnisse der onsite-Zytologie thorakoskopisch gewonnener Biopsate und Literaturdaten vor. Der Stellenwert ist für diese Biopsietechnik jedoch noch nicht geklärt, weil umfassende und valide Daten fehlen.

Frau Bittmann (Rothenburg) zeigte Möglichkeiten, Grenzen und Probleme der histologischen Schnellschnittdiagnostik auf.

Frau Riha (Coswig) berichtete über ihre Erfahrungen mit der intraoperativen Schnellzytologie, die durchaus eine Alternative zur allgemein praktizierten Schnellschnittdiagnostik darstellen kann, wenn ein Schnellschnittlabor nicht verfügbar ist.

Rittmeyer (Immenhausen) konnte anhand von Kasuistiken hervorragend zeigen, dass auch in bedrohlichen Situationen im Rahmen von Tumorerkrankungen die rasche zytologische Befunderhebung wegweisend und ggf. lebensrettend sein kann.

Opitz (Halle) sprach über die Möglichkeit der „Blitzdiagnose“ im Rahmen der Abklärung von peripheren Lymphknotenschwellungen, die innerhalb kürzester Zeit zu einer Klärung oder zur Indikationsstellung weiterer diagnostischer Maßnahmen führen kann. Er wies aber auch darauf hin, dass immer eine definitive Beurteilung ohne Zeitdruck abschließend erforderlich ist, um Fehleinschätzungen zu vermeiden.

Einen besonderen Stellenwert hat die rasche zytologische Untersuchung für die Diagnostik von Patienten mit thorakalen Infektionen (Tuberkulose, opportunistische Infektionen, Viruserkrankungen etc.). Darüber berichtete Schalleschak (Wien).

Frau Engels (Köln) und Soudah (Hannover) stellten Raritäten der Zytodiagnostik (u. a. Parasitosen) vor, die auch viele der erfahrenen Zytologen bisher noch nicht gesehen haben. Blöhbaum (Halle) stellte Probleme der definitiven Diagnostik von fibrosierenden Lungenerkrankungen und den Stellenwert der Histologie vor. Schalleschak (Wien) zeigte zytologische Befunde, die auf fibrosierende Erkrankungen hinweisen können. Frau Taege (Eisleben) und Beyer (Ballenstedt) präsentierten einen Fall mit drei synchronen Lungentumoren (Plattenepithelkarzinom, BALTome), von denen das Plattenepithelkarzinom zytologisch und die beiden Lymphome zytologisch und histologisch beurteilt wurden.

Ein wesentlicher Bestandteil des Seminars war das jährliche molekularbiologische Update.

Frau Wickenhauser (Halle) und Neumann (Dessau) stellten die aktuellen Möglichkeiten und Probleme der molekularbiologischen Diagnostik, einschließlich der Liquid Biopsy bei Lungentumoren, vor.

Für alle Teilnehmer des Seminars standen Mikroskope zur Verfügung, um die Originalpräparate selbst im Mikroskop beurteilen zu können.

Sitzung der Arbeitsgruppe „Klinische Zytologie“

Am Vorabend des Seminars hat die Arbeitsgruppe „Klinische Zytologie“ in der Pneumologie der Sektion Endoskopie der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin getagt. Kernpunkte waren die Planung des Seminars 2018, bei dem neben interdisziplinären klinisch pathologischen Falldiskussionen die zytologischen Befunde bei Erkrankungen der Schilddrüse Themenschwerpunkte sein werden. Darüber hinaus wurden Aktivitäten für den Kongress der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin 2019 geplant. Ein im Entwurf bereits bestehender Qualitätsstandard für die klinische Zytologie soll 2018 fertiggestellt und publiziert werden.

Zytologie-Veranstaltungen unter der Schirmherrschaft der DGP für 2018
  • Grundlagenkurs Klinische Zytologie in der Pneumologie (Teil I)
    31. Mai bis 02. Juni 2018

  • Hallesches Seminar Klinische Zytologie in der Pneumologie
    02. bis 03. November 2018

Anmeldung für beide Veranstaltungen:
Frau K. Marien
Sekretariat der Medizinischen Klinik III
Krankenhaus St. Elisabeth und St. Barbara Halle/Saale
Mauerstr. 5, 06110 Halle
Tel.: 0345/213-4281
k.marien@krankenhaus-halle-saale.de

Dr. Ralf Heine, Halle/Saale


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