Aktuelle Dermatologie 2018; 44(05): 194
DOI: 10.1055/s-0043-121864
Derma-Fokus
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Atopische Dermatitis: Auch Erwachsene profitieren von Schulungen

Heratizadeh A. et al.
Effects of structured patient education in adults with atopic dermatitis: Multicenter randomized controlled trial.

J Allergy Clin Immunol 2017;
140: 845-853
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Publication History

Publication Date:
09 May 2018 (online)

 

Die Arbeitsgemeinschaft Neurodermitisschulung für Erwachsene (ARNE) hat ein Schulungskonzept für Patienten entwickelt – und mit eindrucksvollem Erfolg getestet.


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Empfehlungen werden oft nicht befolgt

Im Praxisalltag sehen sich Dermatologen bei der Behandlung von Patienten mit atopischer Dermatitis (AD) oft vielfältigen Anforderungen gegenüber – denen sie selten wirklich gerecht werden können. Die Behandlung ist deshalb oft ungenügend, nicht zuletzt weil die Patienten sich mangels Zeit für ausführliche Erklärungen oft nicht an Therapieempfehlungen halten. In einer Befragung schätzten Dermatologen die Therapietreue ihrer AD-Patienten auf über 80 % – nach den Angaben der Patienten lag sie unter 30 %. Andere Studien belegen, dass die meisten Patienten nicht gut Bescheid wissen über ihre Erkrankung.

Für Kinder und Jugendliche mit AD haben sich Schulungen bereits als sinnvoll erwiesen und sind für diese Patientengruppe weitgehend etabliert. Die Arbeitsgemeinschaft Neurodermitisschulung für Erwachsene (ARNE) hat jetzt ein entsprechendes Programm für Erwachsene entwickelt und getestet.

168 Patienten mit leichten bis moderaten Ekzemen an 15 Standorten in ganz Deutschland nahmen an den 12-stündigen Schulungen (6 Doppelstunden) teil, die 147 Patienten der Kontrollgruppe kamen auf Wartelisten. Die Schulungen erfolgten durch ein multiprofessionelles Team in Kleingruppen von 5 bis 8 Teilnehmern, um einen intensiven Austausch zu ermöglichen.


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Weniger Symptome, mehr Lebensqualität

Ein Jahr später ging es den geschulten Patienten messbar besser als jenen in der Kontrollgruppe: Sie kamen mit der Krankheit besser zurecht und hatten eine höhere Lebensqualität. Interessanterweise lag auch der Schweregrad der Erkrankung objektiv und subjektiv niedriger – möglicherweise infolge einer konsequenteren Umsetzung der Therapie. In mehreren Schulungsstunden ging es um die genetische Prädisposition und Triggerfaktoren der Erkrankung, die zu einer gestörten Hautbarriere führen, und um die Therapieoptionen – inklusive Abwägung von Nutzen und Risiken.

Auch psychologische Aspekte nahmen einen breiten Raum ein: Themen wie Bewältigungsstrategien, strukturiertes Problemlösen und der Umgang mit Rückfällen machten mehr als 40 % des Schulungsprogramms aus. Das führte möglicherweise zu den signifikant besseren Bewältigungsstrategien bei den ehemaligen Schulungsteilnehmern.

Fazit

Die Autoren plädieren angesichts dieser Erfahrungen dafür, Schulungsprogramme für Patienten mit atopischer Dermatitis breit in der ambulanten Praxis zu implementieren. Insbesondere sollten Schulungen vor der Anwendung aggressiverer Therapieoptionen mit einem höheren Nebenwirkungsrisiko erwogen werden.

Dr. Nina Drexelius, Hamburg

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Bei Verdacht auf eine Allergie auf Textilien sollte der Test auch die Kleidung des Patienten umfassen, weil die Testserien bei weitem nicht alle potenziellen Kontaktallergene enthalten. Quelle: creativ collection

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Bei Verdacht auf eine Allergie auf Textilien sollte der Test auch die Kleidung des Patienten umfassen, weil die Testserien bei weitem nicht alle potenziellen Kontaktallergene enthalten. Quelle: creativ collection