Kardiologie up2date 2017; 13(04): 339-354
DOI: 10.1055/s-0043-121499
Thrombozyten und Gerinnungssystem bei kardiovaskulären Erkrankungen
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Antikoagulation bei perkutaner Koronarintervention – Update 2017

Authors

  • Marc Ulrich Becher

  • Georg Nickenig

Further Information

Publication History

Publication Date:
02 January 2018 (online)

Preview

Prä-, peri- und postinterventionell ist die Antikoagulation ein wesentlicher Aspekt der medikamentösen Behandlung der koronaren Herzerkrankung. Dieser Beitrag zeigt auf, welche antithrombozytären und antikoagulatorischen Strategien bei Patienten mit perkutaner Koronarintervention auf Basis der aktuellsten Leitlinien und Studiendaten empfohlen werden.

Kernaussagen
  • Nach PCI reduziert die DAPT das Auftreten von Stentthrombosen und erneuten Myokardinfarkten.

  • Das Risiko von Blutungen unter einer DAPT ist proportional zu ihrer Dauer.

  • Vorteile einer verlängerten oder verkürzten DAPT sind in hohem Maße von der kardiovaskulären Vorgeschichte des individuellen Patienten abhängig.

  • Individualisierte Vorhersagemodelle zur Abwägung des ischämischen Risikos gegenüber dem Blutungsrisiko unter einer verlängerter oder verkürzter DAPT sind in Abhängigkeit identifizierter individueller Faktoren beschrieben (z. B. DAPT-Score oder PRECISE-DAPT-Score).

  • Die Dosis und die Dauer der DAPT ist bei Blutungskomplikationen während der Behandlung neu zu bewerten; der betroffene Patient sollte in einem solchen Fall in einem interventionellen kardiologischen Zentrum betreut werden.

  • Strategien zur Minimierung von Blutungen unter DAPT sind obligat anzuwenden.

  • DES der neuen Generation sind aufgrund ihres den BMS überlegenen Sicherheitsprofils grundsätzlich zur PCI zu bevorzugen.

  • Auch die Notwendigkeit einer kurzen DAPT rechtfertigt nicht die Verwendung eines BMS anstelle eines DES der neueren Generation.

  • Eine Tripel-Therapie bei Patienten mit OAK und PCI sollte nur bei zwingender Indikation und so kurz wie möglich erfolgen, da sie mit einer bis zu 4-fachen Zunahme von Blutungskomplikationen einhergeht.

  • Die Verwendung von Ticagrelor oder Prasugrel wird bei einer Tripel-Therapie nicht empfohlen. Eine Kombination von Ticagrelor und Dabigatran ist jedoch eine mögliche Therapieoption im Ausnahmefall, die sich in dieser Form nicht in den Leitlinien findet.