Einleitung
In den letzten Jahren hat die photodynamische Therapie (PDT) zunehmend an Bedeutung
im dermatologischen Praxisalltag gewonnen. Hauptindikation zur Durchführung einer
PDT stellt nach wie vor die Behandlung aktinischer Keratosen (AK) sowie vereinzelt
auch superfizieller Basalzellkarzinome und des Morbus Bowen dar. Neben der klassischen
PDT mit rotem Licht konnte hier das Spektrum der PDT durch die Einführung einer Pflaster-PDT
sowie der Tageslicht-PDT entscheidend erweitert werden. Ferner wird die PDT zunehmend
häufiger im ästhetischen Sektor zur Hautverjüngung eingesetzt und findet vereinzelt
auch Anwendung in der Behandlung entzündlicher Dermatosen, was im Folgenden näher
ausgeführt wird ([Tab. 1]).
Tab. 1
Indikationen der PDT.
Non-Melanoma-Skin-Cancer
|
Ästhetische Indikation
|
Entzündliche Dermatosen (Bsp.)
|
aktinische Keratosen
superfizielle BCC
noduläre BCC
Morbus Bowen
|
Skinrejuvenation
|
Acne vulgaris
Sarkoidose
Necrobiosis lipoidica
Lichen sclerosus et atrophicus
zirkumskripte Sklerodermie
|
Das Grundprinzip der PDT
Grundsätzlich beruht das Prinzip der PDT auf der selektiven Anreicherung von sog.
Photosensibilisatoren im erkrankten Gewebe. Es hat sich etabliert, Photosensibilisatoren
oder deren Präkursoren anzuwenden, die topisch aufgetragen werden und anschließend
in die Haut penetrieren. Hierzu werden in aller Regel 5-Aminolävulinsäure-haltige
(5-ALA) Produkte verwendet. 5-ALA gilt als Vorläufersubstanz des eigentlichen Photosensibilisators
Protoporphyrin IX (PpIX). PpIX wird nicht direkt aufgetragen, da es aufgrund seines
Molekulargewichts nicht in die Haut penetrieren würde. In Deutschland stehen aktuell
vier ALA-haltige Produkte zur Verfügung, die zur Durchführung einer PDT verwendet
werden können: eine 5-ALA-haltige Nanoemulsion als Gel (Ameluz®, Biofrontera), zwei Methylester in Cremeform (Metvix® und Luxerm®, Galderma) sowie ein 5-ALA-haltiges Pflaster (Alacare®, Galderma) [1]
[2]. Nach einer Inkubation von 3 h bzw. 4 h (5-ALA-Pflaster) haben sich intrazellulär
hohe PpIX-Konzentrationen gebildet. Erfolgt nun die Belichtung mit rotem Licht ([Abb. 1]), kommt es zur Bildung reaktiver Sauerstoffspezies, die eine Nekrose und Apoptose
der Zellen induzieren. Insgesamt absorbiert PpIX Licht der Wellenlänge zwischen 410 nm
und 635 nm mit einem Absorptionsmaximum bei 410 nm (blaues Licht). Aufgrund der geringen
Eindringtiefe von blauem Licht hat sich insbesondere bei der Behandlung von Hauttumoren
und AK jedoch die Durchführung der PDT mit rotem Licht der Wellenlänge 630 nm etabliert
[3]
[4]. Vorteil der PDT ist, dass 5-ALA insbesondere von stoffwechselaktiven Tumorzellen
aufgenommen und zu PpIX synthetisiert wird, was dazu führt, dass die Effekte auf das
erkrankte Gewebe beschränkt sind, während das gesunde Gewebe weitestgehend geschützt
ist [5]
[6].
Abb. 1 Belichtung der PDT mit rotem Licht aus einem LED-Lampensystem (630 nm, 37 J/cm2). Kühlung während der Belichtung durch kalte Luft.
Hauptnebenwirkung der PDT ist eine zum Teil ausgeprägte Rötung mit Blasen- und Krustenbildung
1 – 2 Tage nach der Belichtung ([Abb. 2]). Diese ist auf das Applikationsareal des Photosensibilisators beschränkt und heilt
in der Regel nach spätestens 2 – 3 Wochen folgenlos ab. Eine Narbenbildung nach PDT
ist nicht zu erwarten, da die Eindringtiefe mit < 2 – 3 mm die Epidermis nicht überschreitet
und somit die Basalmembran intakt bleibt [5]. Ein anderes Problem hingegen stellt die Schmerzhaftigkeit während der Belichtungszeit
dar. Diese kann mitunter so stark sein, dass Patienten die Behandlung abbrechen oder
weitere Therapiezyklen ablehnen [7]
[8]. Hier hat sich in den letzten Jahren mit der sog. Tageslicht-PDT (NDL-PDT, natural
daylight-PDT) ein vergleichbar effektives und nahezu schmerzloses Verfahren entwickelt,
das seit 2016 zur Behandlung einer Feldkanzerisierung mit milden bis moderaten AK
in Deutschland zugelassen ist und auch durch die gesetzlichen Krankenkassen übernommen
wird [1]
[9]. Mit dem Produkt Luxerm® (Galderma) steht zudem ein Photosensibilisator zur Verfügung, der speziell zur Durchführung
der NDL-PDT als Selbstapplikation durch den Patienten entwickelt wurde. Nach Auftragen
eines chemischen UV-Schutzes für ca. 15 Minuten werden die AK-Läsionen leicht angeraut,
um die Penetration des Photosensibilisators zu erhöhen. Dieser wird anschließend auf
das Behandlungsareal aufgetragen. Ein licht- und luftundurchlässiger Verband ist in
diesem Fall nicht notwendig. Innerhalb der nächsten 30 Minuten Inkubationszeit werden
die Patienten dann gebeten, sich 2 Stunden dem natürlichen Tageslicht auszusetzen.
Während dieser Zeit kommt es zu einer kontinuierlichen Bildung kleiner Mengen von
PpIX, noch in den Mitochondrien der erkrankten Zellen lokalisiert, die zeitgleich
durch die Lichtexposition aktiviert werden (photodynamische Reaktion). Da der Sensibilisator
zu diesem Zeitpunkt noch intrazellulär lokalisiert ist und keine Exkretion in den
interzellulären Raum stattgefunden hat, werden hierdurch keine freien Hautnervenendigungen
sensibilisiert, was die nahezu fehlende Schmerzhaftigkeit erklärt. Damit diese intrazellulären
Prozesse aber ablaufen können, sollte eine Umgebungstemperatur von mindestens 10 °C
vorliegen, Sonnenschein ist nicht zwangsläufig erforderlich. Am besten geeignet zur
Durchführung einer NDL-PDT sind daher die Monate von April bis Oktober [1].
Abb. 2 Phototoxische Reaktion 2 Tage nach Durchführung einer PDT mit rotem Licht bei aktinischen
Keratosen i. S. einer Feldkanzerisierung.
PDT als Therapie aktinischer Keratosen und NMSC
PDT als Therapie aktinischer Keratosen und NMSC
Aktinische Keratosen gelten als Präkanzerosen für Plattenepithelkarzinome (PEK). Man
geht davon aus, dass bei einem Patienten mit > 5 AK das Risiko bei 6 – 10 % liegt,
in den nächsten Jahren ein PEK zu entwickeln [10]
[11]. Dabei kann weder aufgrund des klinischen Befundes noch anhand histopathologischer
Kriterien festgemacht werden, welche AK-Läsion potenziell ein höheres Risiko zur Progression
aufweist, sodass empfohlen wird, jede AK-Läsion so früh wie möglich zu behandeln [1]
[12]. Neben zahlreichen topischen Behandlungsoptionen hat sich hier die PDT als sehr
effektives Therapieverfahren etabliert. Man muss eine feldgerichtete PDT für eine
Feldkanzerisierung mit AK abgrenzen von einer läsionsgerichteten PDT für isolierte
AK-Läsionen. Für die läsionsgerichtete PDT steht seit 2012 ein 5-ALA-haltiges Pflaster
zur Verfügung. Dieses durchmisst 4 cm2 und enthält 8 mg 5-ALA. Das Pflaster wird direkt auf die zu behandelnde Läsion appliziert.
Nach einer Inkubationszeit von 4 h erfolgt die Belichtung mit rotem Licht (630 nm,
37 J/cm2). Vorteil der Behandlung mit dem Pflaster ist das einfache Vorgehen, was sich problemlos
in den klinischen Alltag integrieren lässt. Ferner ist der Patient nicht durch lästige
Verbände während der Inkubationszeit behindert [1]
[2]
[13]
[14]. Nebenwirkungen wie Rötungen, Blasen- oder Krustenbildung sind auf die Fläche des
Pflasters begrenzt und damit für den Patienten nicht so beeinträchtigend wie nach
einer flächenhaften PDT. Studien konnten Abheilraten von 82 – 89 % 12 Wochen nach
PDT nachweisen. Diese Ergebnisse waren den Abheilraten der Kryotherapie mit 77 % deutlich
überlegen. Ferner zeigten sich hervorragende kosmetische Ergebnisse ohne postinflammatorische
Hypopigmentierungen [13]
[14]
[15]. Wie bereits oben erwähnt, stehen für die feldgerichtete PDT mit rotem Licht die
Präparate Ameluz® (5-ALA-Nanoemulsion) und Metvix® (MAL) zur Verfügung. Speziell für die PDT mit natürlichem Tageslicht wurde zudem
das Präparat Luxerm® entwickelt® (s. o.). Diese Varianten der PDT sind zugelassen für eine Feldkanzerisierung mit
milden bis moderaten AK am Kapillitium und im Gesichtsbereich. Es konnte gezeigt werden,
dass die PDT mit MAL mit Ansprechraten von 71 – 91 % zu den effektivsten Therapieverfahren
bei AK zählt [16]
[17]. Für die PDT mit der 5-ALA-Nanoemulsion wurden sogar Ansprechraten von 80 – 91 %
12 Wochen nach Behandlung publiziert [18]. Vorteil dieser Form der PDT ist, dass aufgrund der Flächenbehandlung auch inzipiente
AK-Läsionen mitbehandelt werden und so das Auftreten neuer AK verhindert oder zumindest
verzögert wird. Dieses konnte auch in Langzeitbeobachtungen nachgewiesen werden [18]
[19]. Trotz der guten Erfolgsaussichten lehnen immer wieder Patienten eine PDT aufgrund
der ausgeprägten Schmerzhaftigkeit ab. Hier konnte sich seit 2015 die NDL-PDT, zugelassen
für MAL, etablieren (s. o.). So konnte gezeigt werden, dass die Ansprechraten nach
NDL-PDT vergleichbar sind wie nach konventioneller PDT mit rotem Licht (89,2 % vs.
92,8 %). Auch Nebenwirkungen wie großflächige Rötungen, Krusten- und Blasenbildung
waren in beiden Fällen vergleichbar, heilten aber folgenlos mit einem ausgezeichneten
kosmetischen Ergebnis ab [1]
[9]
[20]
[21]
[22].
Neben der Behandlung von AK hat sich die PDT auch zur Behandlung oberflächlicher Non-melanoma-skin-cancer
(NMSC) wie des superfiziellen und nodulären Basalzellkarzinoms (BCC) und des Morbus
Bowen bewährt. In diesen Fällen sollte die PDT in der Regel zweimal im Abstand von
einer Woche wiederholt werden. In Studien konnte nachgewiesen werden, dass die PDT
mit MAL bei superfiziellen und nodulären BCC bis zu einer Tumordicke von 1 mm initial
vergleichbare Ansprechraten wie eine Operation zeigte (superfizielle BCC 92,2 % vs.
98,2 %; noduläre BCC 91 % vs. 98 %) [23]
[24]. Jedoch konnten nach PDT häufiger Rezidive beobachtet werden als nach einer Operation
[23]
[24]
[25]
[26]. Demgegenüber waren die kosmetischen Ergebnisse nach PDT aber deutlich ansprechender
[23]. Zusammenfassend kann also festgehalten werden, dass die Operation bei BCC immer
noch den therapeutischen Goldstandard darstellt. Bei superfiziellen oder nodulären
BCC bis zu einer Tumordicke von 1 mm stellt die PDT aber eine gute Alternative dar,
v. a. wenn die Läsionen bspw. in der Flächenausdehnung sehr groß sind, eine ästhetisch
störende Narbe seitens des Patienten unbedingt vermieden werden soll oder eine Operation
aufgrund zahlreicher Begleiterkrankungen nicht möglich ist. Allerdings sollte das
Vorhandensein sklerodermiformer, mikronodulärer und/oder pigmentierter Varianten des
BCC vor Indikationsstellung für eine topische PDT sicher ausgeschlossen sein, da sie
hier nicht ausreichend sicher wirkt.
Auch zur Behandlung des Morbus Bowen ist die zweimalige PDT im Abstand von einer Woche
zugelassen. In Studien konnten Abheilraten von 80 % 12 Monate nach MAL-PDT beobachtet
werden, was der Kryotherapie (67 %) und der Therapie mit 5-Fluoruracil (69 %) deutlich
überlegen war. Auch das kosmetische Ergebnis war deutlich zufriedenstellender [27]. Jedoch scheint der Erfolg maßgeblich vom Alter des Patienten und den histologischen
Befunden des Morbus Bowen abzuhängen. Höheres Alter sowie ausgeprägte histopathologische
Befunde scheinen das Ergebnis negativ zu beeinflussen und das Rezidivrisiko zu erhöhen,
sodass auch hier die Operation den Goldstandard darstellt, die PDT aber individuell
eine sehr gute Therapiealternative ist [28].
PDT unter ästhetischen Gesichtspunkten
PDT unter ästhetischen Gesichtspunkten
Im Rahmen der Behandlung von AK mittels PDT wurde immer wieder das gute kosmetische
Ergebnis als positiver Nebeneffekt beobachtet, was inzwischen durch zahlreiche Studien
bestätigt werden konnte [29]. Eine Vergleichbarkeit dieser Studien ist zwar schwierig, da in den Studienprotokollen
unterschiedliche Lichtquellen (IPL, blaues Licht, rotes Licht, gepulster Farbstofflaser)
und größtenteils nicht standardisierte ALA-Zubereitungen verwendet wurden, dennoch
zeigte sich in der Zusammenschau ein durchweg positiver Effekt hinsichtlich der Hautverjüngung
[29]. Dieser zeichnete sich durch eine signifikante Besserung der fleckigen Hyperpigmentierungen,
feiner Fältchen und der Rauigkeit aus. Sehr tiefe Falten und Talgdrüsenhyperplasien
als Zeichen der Hautalterung konnten jedoch nicht beeinflusst werden [30]
[31]
[32]. Ursächlich für diese hautverjüngenden Effekte scheint ein signifikanter Anstieg
der Marker Prolyl-4-Hydroxylase und TGF-ß durch die PDT zu sein, was in einer Aktivierung
der Fibroblasten und einer nachfolgend gesteigerten Kollagensynthese resultiert. So
konnte in Studien eine vermehrte Bildung von Kollagen 1 nach PDT in den oberen Dermisschichten
nachgewiesen werden [33]
[34]. Darüber hinaus zeigte sich eine Abnahme der Matrixmetalloproteinasen MMP 1 und
3, die als Kollagen-abbauende Enzyme entscheidende Prozesse der Hautalterung wie z. B.
die Fältchenbildung bedingen [33]
[35]. Jedoch waren diese Prozesse ca. 6 Monate nach der PDT rückläufig, was darauf schließen
lässt, dass eine PDT zur Hautverjüngung keine einmalige Behandlung darstellt, sondern
regelmäßig wiederholt werden muss, um das gute kosmetische Ergebnis aufrecht zu erhalten
[29]
[34]. Ferner kann das Ergebnis durch Kombinationsverfahren verbessert werden. Als besonders
effektiv hat sich das sog. Microneedling nach Sensibilisatorapplikation oder eine
Vorbehandlung mit einem fraktionierten CO2-Laser oder Er:YAG-Laser vor Auftragen des Photosensibilisators erwiesen. Durch beide
Verfahren werden kleine Kanäle in der Epidermis erzeugt, die die Penetration des Photosensibilisators
und damit die Wirksamkeit steigern [36]
[37]
[38]
[39]. Darüber hinaus gibt es positive Berichte über Vorbehandlungen mit milden chemischen
Peelings mit α-Hydroxy-Säure oder Salicylsäure bis zu 3 Tage vor Durchführung der
PDT [36]
[37]
[38]
[39]. Nach entsprechender Vorbehandlung zeigt sich aufgrund der gesteigerten Effektivität
nicht selten ein prolongierter Verlauf phototoxischer Reaktionen wie Rötung, Krusten-
und Blasenbildung, worüber die Patienten aufgeklärt werden müssen [36]
[37]
[38]
[39]
[40]. Trotz der guten Datenlage ist die Durchführung einer PDT aus ästhetischen Gesichtspunkten
bisher off label, sodass es kein allgemein gültiges Standardverfahren gibt, um derartige
Effekte zu erzielen. So liegt es in der Entscheidung des Behandlers, ob eine entsprechende
Vorbehandlung durchgeführt wird oder nicht. Auch die Wahl der Lichtquelle ist nicht
vorgegeben. Wie bereits oben erwähnt, zeigten sich vergleichbare Ansprechraten nach
PDT mit IPL, blauem Licht, mithilfe des gepulsten Farbstofflasers sowie nach klassischer
PDT mit rotem Licht [29]
[41]
[42]. Jedoch scheint die Behandlung mittels IPL-Lasers aufgrund der sehr kurzen Belichtungszeit
etwas weniger schmerzhaft zu sein als eine PDT mit rotem Licht [43]. Dennoch sollte bei ausgeprägtem UV-Schaden der Haut mit gegebenenfalls gleichzeitigem
Vorliegen milder AK eine PDT mit rotem Licht unter standardisierten Bedingungen (s. o.)
gewählt werden [41]. Zudem wird immer wieder diskutiert, ob eine PDT mit natürlichem Tageslicht als
einfaches und kostengünstiges Verfahren nicht ähnliche Effekte zur Hautverjüngung
aufweist wie eine PDT mit rotem Licht, da eine entsprechende Effektivität zur Behandlung
von AK ja bereits nachgewiesen werden konnte (s. o.). Hier müssen jedoch weiterführende
Studien und Untersuchungen durchgeführt werden, um den kosmetischen Vorteil zu belegen
[44].
PDT als Therapie entzündlicher Dermatosen
PDT als Therapie entzündlicher Dermatosen
Seit Jahren wird der Einsatz der PDT zur Behandlung entzündlicher Dermatosen wie der
Akne vulgaris, Necrobiosis lipoidica, Sarkoidose oder sklerosierender Hauterkrankungen
diskutiert und untersucht.
Besonders gut untersucht ist die Behandlung der Akne vulgaris mittels PDT. Allgemein wird von einer 54 – 68 %igen Besserung der Akneläsionen 12
Wochen nach PDT gesprochen [45]. Jedoch basieren diese Aussagen auf zahlreichen Studien mit unterschiedlichen Protokollen,
Lichtquellen und ALA-Zubereitungen, was eine objektive Beurteilung schwierig macht.
Insgesamt konnte gezeigt werden, dass eine PDT die Talgproduktion sowie die Menge
an Propionibacterium acnes reduziert [46]
[47]. So konnten Hongcharu et al. zeigen, dass es 20 Wochen nach einer PDT mit einer
ALA-Zubereitung und anschließender Belichtung mit einer Breitbandlichtquelle (550 – 700 nm)
zu einer reduzierten Talgproduktion und verminderten bakteriellen Porphyrinfluoreszenz
kam. Histologisch zeigten sich deutlich verkleinerte und teils zerstörte Talgdrüsen
im Vergleich zu unbehandelten Arealen. Diese histopathologischen Beobachtungen entsprachen
dem deutlich besseren klinischen Bild mit signifikant besserer Abheilung der Akneläsionen
im Vergleich zu unbehandelten Arealen [48]. Wiegell et al. untersuchten den Einfluss von ALA vs. MAL als Photosensibilisator
bei einer PDT zur Behandlung der Akne vulgaris. 15 Patienten mit einer entzündlichen
Akne vulgaris wurden im Halbseitenvergleich mit MAL-PDT vs. ALA-PDT behandelt. 12
Wochen nach der Behandlung zeigte sich eine 59 %ige Reduktion der Akneläsionen ohne
signifikanten Unterschied im Seitenvergleich. Die Patienten berichteten über zum Teil
starke Schmerzen während der Belichtungszeit. Anschließend zeigten sich eine Rötung,
Pusteln und Krusten. Die Nebenwirkungen schienen im Bereich der mit ALA behandelten
Seite etwas stärker ausgeprägt zu sein, heilten aber folgenlos ab [49]. Zusammenfassend kann eine PDT im Einzelfall bei therapierefraktären Verläufen der
Akne vulgaris einen sinnvollen Therapieversuch im Off-label-Use darstellen, weitere
randomisierte Studien sind aber erforderlich, um eine allgemein gültige Therapieempfehlung
auszusprechen.
Bei der Necrobiosis lipoidica handelt es sich um eine granulomatöse Erkrankung unklarer Genese, welche häufig mit
einem Diabetes mellitus assoziiert ist. Gekennzeichnet ist die Necrobiosis lipoidica
durch das Auftreten teils bizarr konfigurierter, gelb-roter Plaques im Bereich der
Tibiavorderkante, die häufig ulzerieren. Problematisch sind die nicht seltenen therapierefraktären
Verläufe dieses Krankheitsbildes. Hier konnten einige Fälle berichtet werden, bei
denen es unter Anwendung einer PDT zu einer Besserung des Befundes gekommen ist. Borgia
et al. berichten von einer 44-jährigen Frau mit ausgeprägter, therapierefraktärer
Necrobiosis lipoidica, bei der nach Durchführung einer PDT (6 Sitzungen im Abstand
von 2 Wochen) mit 5-ALA eine deutliche Befundbesserung mit Abheilung der Ulzera beobachtet
wurde [50]. Ein weiterer Fallbericht beschreibt das Bild einer 60-jährigen Patientin mit einer
seit 10 Jahren bestehenden Necrobiosis lipoidica. Nach 6-maliger MAL-PDT im Abstand
von 1 Woche zeigte sich eine klinische und histologische Abheilung des Befundes [51]. Im Rahmen einer retrospektiven Studie mit 18 Patienten konnte eine Ansprechrate
von 39 % nach PDT mit rotem Licht beobachtet werden, wobei es nur in einem Fall zu
einer vollständigen Abheilung nach insgesamt 9 Zyklen PDT kam [52].
Ferner gibt es einzelne Berichte über erfolgreiche Behandlungen einer kutanen Sarkoidose mittels wiederholter PDT-Sitzungen [53]
[54]. Größere Studien oder Fallserien fehlen jedoch, um hier eine allgemein gültige Aussage
treffen zu können.
Der genaue Wirkmechanismus der PDT zur Behandlung inflammatorischer und granulomatöser
Erkankungen ist bisher unbekannt. Es wird vermutet, dass es ähnlich wie bei den ästhetischen
Effekten durch die PDT zu einer immunmodulatorischen Wirkung kommt und das entzündliche
Infiltrat beeinträchtigt wird. Ferner machen die Fallberichte deutlich, dass i. d. R.
mehrere PDT-Sitzungen in kurzen Abständen notwendig sind, um bei entzündlichen und
granulomatösen Dermatosen einen Effekt zu erzielen [55]. Aufgrund dieses aufwendigen, nicht standardisierten Verfahrens, der dünnen Datenlage
sowie der fehlenden Zulassung kann daher die PDT bei entzündlichen und granulomatösen
Erkrankungen nicht generell als Therapieoption empfohlen werden.
Immer wieder wird auch ein Einfluss der PDT bei sklerosierenden Hauterkrankungen diskutiert. So gibt es eine kleine Fallserie, die über eine positive Wirkung der
PDT bei zirkumskripter Sklerodermie berichtet. Insgesamt 5 Patienten erhielten eine
PDT mit 3 % 5-ALA und anschließender Belichtung mit einer inkohärenten Lichtquelle
(40 mW/cm2, 10 J/cm2). Diese Behandlung wurde 1 – 2-mal pro Woche über 3 – 6 Monate durchgeführt. Darunter
zeigte sich in allen Fällen eine deutliche Besserung der Sklerosierung. Als Nebenwirkung
wurde eine vorübergehende Hyperpigmentierung beschrieben [56]. Eine weitere Publikation beschreibt eine Verbesserung des Pruritus bei einem Lichen
sclerosus et atrophicus der Vulva. Insgesamt wurden 12 Patienten mittels PDT behandelt.
5 Stunden nach Applikation einer 20 %igen 5-ALA-Lösung erfolgte eine Belichtung mittels
Farbstofflaser. Diese Behandlung wurde im überwiegenden Fall nur einmal durchgeführt.
6 – 8 Wochen nach der Behandlung zeigte sich bei 10 der 12 Patienten eine deutliche
Besserung des Juckreizes, die ca. 6 Monate anhielt. Die Schmerzempfindungen während
der Belichtungszeit waren sehr unterschiedlich. Während 8 Patientinnen keinerlei Schmerzmittel
benötigten, erhielten 3 der Patientinnen intravenöse Opioide [57]. Neuere Fallberichte oder Untersuchungen liegen jedoch nicht vor, sodass hier keine
allgemein gültige Therapieempfehlung gegeben werden kann.
Insgesamt handelt es sich in allen Fällen um kleine Untersuchungsreihen mit geringen
Fallzahlen. Zudem erfolgten die Behandlungen in den meisten Fällen nicht mit den heute
zugelassenen Photosensibilisatoren. Ferner variieren die verwendeten Lichtquellen
und Protokolle sehr, sodass für entzündliche, granulomatöse und sklerosierende Dermatosen
aktuell die PDT nicht allgemein empfohlen werden kann. Bei sehr therapierefraktären
Befunden kann sie in Einzelfällen sicherlich einen zusätzlichen Therapieversuch im
off-label-Use darstellen. Zudem sollte der Patient darüber aufgeklärt werden, dass
in der Regel wiederholte Sitzungen über einen längeren Zeitraum notwendig sind, um
überhaupt einen Therapieerfolg zu erzielen.