Aktuelle Dermatologie 2018; 44(03): 84-85
DOI: 10.1055/s-0043-121078
Derma-Fokus
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Fatigue bei Psoriasis

Skoie IM. et al.
Fatigue in psoriasis: a controlled study.

Br J Dermatol 2017;
177: 505-512
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Publication Date:
12 March 2018 (online)

 

    Fatigue bezeichnet eine tiefgreifende Erschöpfung und Müdigkeit mit mangelnden Energiereserven, die häufig als Begleiterscheinung chronisch-entzündlicher Krankheiten auftritt. Über den Zusammenhang von Fatigue mit Psoriasis ist jedoch bisher wenig bekannt. Norwegische Wissenschaftler haben jetzt untersucht, wie häufig und mit welchem Schweregrad Fatigue bei Patienten mit chronischer Plaque-Psoriasis vorkommt und welche Faktoren dies beeinflusst.


    Skoie et al. rekrutierten für ihre Studie fortlaufend norwegische Patienten über 18 Jahren, die zwischen November 2012 und Mai 2015 in die Dermatologie-Ambulanz der Universitätsklinik Stavanger überwiesen worden waren. Sie schlossen Patienten mit chronischer Plaque-Psoriasis ein, die nicht gleichzeitig an anderen Formen von Psoriasis, Krebs, Psoriasisarthritis, anderen chronisch-entzündlichen Krankheiten oder einer unbehandelten Schildrüsenüberfunktion oder -unterfunktion litten. 84 Patienten wurden mit 84 gesunden Kontrollpersonen für Alter und Geschlecht gematcht.

    Die Forscher sammelten für alle Probanden demografische und klinische Daten, Informationen zu Krankheitsverlauf, medizinischer Behandlung und Tabakrauchen. Den Schweregrad der Fatigue bestimmten sie mit 3 verschiedenen herkömmlichen Verfahren: der fatigue Visual Analogue Skala (fVAS), der Fatigue Severity Skala (FSS) und der Short Form 36 (SF-36). Mit dem Psoriasis Area and Severity Index (PASI) untersuchten sie die Krankheitsaktivität und mit dem Dermatology Life Quality Index (DLQI) den Einfluss auf die Lebensqualität.

    Psoriasis-Patienten zeigten bei allen 3 verwendeten Fatigue-Tests signifikant höhere Werte als gesunde Personen gleichen Alters und Geschlechts. Fast 50 % der an Psoriasis erkrankten Probanden der Studie litten unter Fatigue. Die Forscher ermittelten für Patienten im Vergleich zu Kontrollen mittlere fVAS-Werte von 51 (Quartilsabstand [QA] 21 – 67) vs. 11 (QA 3 – 20), FSS-Werte von 4 (QA 2,5 – 5,3) vs. 1,6 (QA 1,1 – 2,2) und SF-36 Vitalitäts-Werte von 43 (QA 25 – 85) vs. 73 (QA 65 – 85). Raten für eine klinisch relevante Fatigue lagen bei 51 % vs. 4 % (fVAS), 52 % vs. 4 % (FSS) und 42 % vs. 2 % (SF-36 Vitalität) (p < 0,001 für alle Unterschiede).

    Der Schweregrad der Fatigue hing signifikant mit Rauchen, Schmerz und Depression zusammen. Dagegen waren eine höhere Krankheitsaktivität (PASI-Wert) oder erhöhte inflammatorische Blutwerte, z. B. des C-reaktiven Proteins (CRP), nicht mit einer stärker ausgeprägten Fatigue verbunden. Dies weist darauf hin, dass die Fatigue nicht durch Entzündungsreaktionen, sondern durch andere Prozesse verursacht werden könnte.

    Fazit

    Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass Fatigue ein ernst zu nehmender Aspekt der Psoriasis-Erkrankung sein kann. Unabhängig von pro-inflammatorischen Prozessen könnten andere Faktoren wie oxidativer Stress und Ursachen für Schmerz und Depressionen zu ihrer Entstehung beitragen. Laut der Autoren könne ein besseres Verständnis der Zusammenhänge zwischen Psoriasis und Fatigue dabei helfen, den Patienten bessere Pflege- und Selbsthilfeoptionen anzubieten und in Zukunft bessere Behandlungsmöglichkeiten zu entwickeln.

    Dr. Ellen Kilger, Tübingen