Gefäßmedizin Scan - Zeitschrift für Angiologie, Gefäßchirurgie, diagnostische und interventionelle Radiologie 2017; 04(04): 289-303
DOI: 10.1055/s-0043-120976
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Vaskuläre Systemerkrankungen
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Lymphologie – von der Diagnostik zur Therapie

Gerd R. Lulay

Subject Editor: Wissenschaftlich verantwortlich gemäß Zertifizierungsbestimmungen für diesen Beitrag ist Prof. Dr. med. Gerd R. Lulay, Rheine.
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Publication Date:
10 January 2018 (online)

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Mit Lymphödemerkrankungen sind Spezialisten verschiedenster Fachgebiete konfrontiert, vom Allgemeinmediziner bis zum Gefäßspezialisten. Obwohl ein frühzeitiger Therapiebeginn zur Vermeidung von gravierenden Folgeschäden essenziell ist, fehlen oft fundierte Kenntnisse bezüglich Klinik, Diagnostik und Therapie. Dem möchte der folgende Beitrag Abhilfe schaffen.

Kernaussagen
  • Neben dem Venensystem stellt das Lymphgefäßsystem das 2. Drainagesystem des Körpers dar. Zu den lymphpflichtigen Substanzen zählen vor allem Eiweiße, Fette und Zellen. Muskelpumpe, Arterienpulsationen, intraabdominelle Druckschwankungen, zentralvenöser und externer Druck fördern die Lymphmotorik und unterstützen den Rücktransport der lymphatischen Last.

  • Das Lymphödem ist ein eiweißreiches Ödem der interstitiellen Flüssigkeit und kann zu einer chronischen Entzündungsreaktion in den beteiligten Gewebestrukturen führen. Mögliche Folgen können lymphostatische Arthropathien, Keimbesiedelung oder Tumoren sein, aber auch Lymphozelen, Lymphzysten, Lymphfisteln und Lymphvarizen.

  • Hereditäre primäre Lymphödeme werden von sekundär erworbenen Lymphödemen unterschieden. Letztere entstehen z. B. postoperativ, -traumatisch oder -ischämisch, aufgrund einer Tumorerkrankung, bei Erysipel, nach Radiatio, nach onkologischer Therapie, bei Beckenvenenthrombose oder im Rahmen verschiedener Syndrome.

  • Die Diagnostik setzt sich aus der klinischen Untersuchung mit Fotodokumentation und evtl. apparativen Untersuchungen z. B. mittels Ödemsonografie, Fluoreszenzlymphografie und Funktionslymphszintigrafie zusammen. Differenzialdiagnostisch sind das Phleblymphödem, das Lipödem, das Lipo-Lymphödem, die akute Venenthrombose sowie das Lymphödem bei chronisch-venöser Insuffizienz, bei V.-saphena-magna-Crossektomie und bei Adipositas per magna zu berücksichtigen.

  • Die konservative Therapie ist der Goldstandard bei der Behandlung eines Lymphödems. Sie beinhaltet vor allem die KPE und evtl. eine AIK. Sollte eine operative Therapie zum Einsatz kommen, stehen rekonstruktive, deviierende und resezierende Verfahren zur Verfügung. Wichtig ist aber vor allem die Prävention.