Deutsche Gesellschaft für Luft- und Raumfahrtmedizin e. V.

Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen, sehr geehrte Damen und Herren,

erst vor wenigen Tagen ist unsere 55. Wissenschaftliche Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Luft- und Raumfahrtmedizin (DGLRM) e.V. im Zentrum Anatomie der Uniklinik Köln zu Ende gegangen. Die Tagung war insgesamt ein großer Erfolg und wurde von mehr als 100 Kollegen besucht. Über 50 Redner haben sowohl wissenschaftliche Vorträge als auch Fortbildungsvorträge auf hohem Niveau gehalten. Besonders die Fortbildungsvorträge, die nun in einer eigenen Sitzungsreihe parallel zu den wissenschaftlichen Vorträgen gehalten wurden, fanden einen großen Anklang. Das bestärkt den Vorstand, zukünftig mit diesen beiden Vortragsreihen weiter zu planen. Des Weiteren wurden insgesamt 14 Poster den Kongressbesuchern vorgestellt und die 3 besten wurden prämiert.

In den Pausen während des Kongresses, im Rahmen des Gesellschaftsabends und des Rahmenprogramms bestand die Möglichkeit zum Gedanken- und Erfahrungsaustausch und zur fachlichen Diskussion. Während unseres Gesellschaftsabends am 15.09.2017 auf dem Rheinschiff wurden die diesjährigen Poster-Preisträger prämiert: Herzlichen Glückwunsch! Es wurden 2 dritte Preise vergeben, da beide Poster exakt gleich durch die Kommission bewertet wurden:

• 1. Posterpreis: Jessica Koschate et al. Akute Blutdruckregulation nach (simulierten) Gravitationsänderungen

• 2. Posterpreis: Monika Rausch et al. Der Einfluss eines 12-wöchigen Hypertrophietrainings auf die muskuläre Beanspruchung unter Beschleunigungskräften in der Humanzentrifuge

• 3. Posterpreis: Elisabeth Lipke et al. Jeder Tropfen zählt – Urinproben in der forensischen DNA-Analyse

• 3. Posterpreis: Lutz Thieschäfer et al. Effekte von 60-tägiger simulierter Schwerelosigkeit auf kardiorespiratorische Kinetiken und die Wirksamkeit von Sprungtraining als Gegenmaßnahme

Auf der diesjährigen Mitgliederversammlung wurde Herr OFA Dr. Andreas Werner, Zentrum für Luft- und Raumfahrtmedizin der Luftwaffe, Königsbrück, zum neuen Sekretär der Gesellschaft gewählt. Frau Christine Gammel musste ihre Tätigkeit berufsbedingt leider aufgeben. Ich möchte ihr an dieser Stelle für ihre geleistete wertvolle Arbeit in den letzten Jahren ganz recht herzlich danken!

Ein weiterer wichtiger Tagesordnungspunkt der Mitgliederversammlung war die teils kontroverse Diskussion über die Zukunft der Deutschen Akademie für Flug- und Reisemedizin (DAF). Dafür wurde im Vorfeld das Positionspapier der DAF-Task-Force im internen Bereich der Homepage veröffentlicht. Die Mitgliederversammlung hat sich mit großer Mehrheit dafür ausgesprochen, dass die DGLRM Alleingesellschafter der DAF bleibt. Das ist, meines Erachtens, sowohl die richtige Entscheidung als auch eine große Chance für die DGLRM sowohl die Wissenschaft als auch die Aus-, Fort- und Weiterbildung unter dem Dach unserer Fachgesellschaft zu vereinen. Der Vorstand ist bereit, diesen wertvollen Auftrag anzunehmen und wird Sie, liebe Mitglieder, engmaschig und transparent dazu informieren. Der Vorstand wird zukünftig auch darüber beraten, wie die Steuerung der DAF durch die DGLRM optimal und effizient erfolgen kann.

Zum ersten Mal haben wir dieses Jahr eine systematische Evaluation der Jahrestagung durchgeführt, die ich Ihnen kurz zusammenfassen möchte: 72% der Teilnehmer waren männlich (mittleres Alter 52 Jahre) und 28% weiblich (mittleres Alter 41 Jahre). Sowohl die Vorträge als auch die Poster wurden mit einer mittleren Note zwischen 1 und 2 bewertet, wie auch die gesamte Veranstaltung. Vielen Dank für Ihre Bewertung und die Hinweise für sinnhafte und machbare Verbesserungen, die der Vorstand für die nächsten Kongresse beachten und möglichst umsetzen wird.

Am 24.08.2017, kurz vor der Jahrestagung, ist leider unser Ehrenmitglied und ehemaliger Präsident der DGLRM, Herr Prof. Dr. med. Jörg Draeger, verstorben. Er war von 1993–1995 Präsident der DGLRM und war mehr als 50 Jahre Mitglied in unserer Gesellschaft.

Herr Prof. Oliver Ullrich hat federführend einen Entwurf für 3 Fortbildungszertifikate der DGLRM (Wissenschaft, Flugmedizin, Raumfahrtmedizin) erarbeitet, der nun im internen Bereich der Homepage veröffentlicht ist und von Ihnen, sehr verehrte Mitglieder, kommentiert werden kann. Ziel ist die Schaffung eines Nachweises für die Kompetenz in einem der vorgeschlagenen Teilbereiche unseres Faches. Das Zertifikat wird dann künftig durch die DGLRM als Fachgesellschaft vergeben.

Herr Prof. Hans Pongratz hat darüber hinaus den aktuellen Stand der Überarbeitung zur Musterweiterbildungsordnung für die Zusatzbezeichnung „Flugmedizin“ präsentiert. Nach Diskussion mit der Bundesärztekammer mussten einige Modifikationen hierzu vorgenommen werden. Wir als Gesellschaft setzen uns für den Erhalt und die Öffnung der Zusatzbezeichnung „Flugmedizin“ ein. Ich halte Sie auf dem Laufenden.

Rechtzeitig vor der Jahrestagung wurden die Ehrenurkunden für unsere Mitglieder versandt, die mindestens 25 Jahre Mitglied in der DGLRM sind. Dies waren zusammen 147 persönliche Urkunden! Sollten Sie bis dato keine Urkunde erhalten haben und Sie mindestens 25 Jahre Mitglied in unserer Gesellschaft sein, dann wären wir Ihnen sehr dankbar, wenn Sie mit der Geschäftsstelle Kontakt aufnehmen.

Unsere Gesellschaft wird in den nächsten Jahren einige Herausforderungen meistern müssen. Unsere Gesellschaft muss aktiver und attraktiver werden! Als besonders wichtig und auch notwendig schätzt der Vorstand hier den Nachwuchs ein. Wir sollten, nein wir müssen, sowohl die Teilnehmerzahl unserer Kongresse steigern als auch neue und junge Mitglieder für unsere Gesellschaft gewinnen. Das gilt auch für Vortragende, Präsenter und Referenten auf unseren Tagungen. Der Vorstandsrat ist mit einbezogen und wir werden gemeinsam Möglichkeiten hierzu diskutieren und eine gute Strategie erarbeiten.

Bitte merken Sie bereits jetzt die kommende 56. Wissenschaftliche Jahrestagung in Speyer vor, die vom 18.–20. Oktober 2018 im Technikmuseum stattfinden wird. Bereits heute möchte ich auf die einzigartige Raumfahrtausstellung im Museum hinweisen: Unser Gesellschaftsabend am 19.10.2018 wird unter der Raumfähre „Buran“ stattfinden! Die Tagung 2019 wird aller Voraussicht nach im Großraum Berlin stattfinden!

Mit freundlichen Grüßen,
Prof. Dr. med. Jochen Hinkelbein

Vorstandsmitglieder v.l.n.r.: Prof. Dr. Jochen Hinkelbein, Prof. Dr. Dr. Oliver Ullrich, PD Dr. Carla Ledderhos, Dr. Claudia Stern, Dipl.-Phys. Eckard Glaser, Dr. Jörg Siedenburg, Dr. Torsten Pippig, Dr. Andreas Werner. Herr Dr. Christopher Neuhaus fehlt auf dem Bild.
Quelle: MedizinFotoKöln (Thies Schöning)

Kongresseröffnung v.l.n.r.: Prof. Dr. Jochen Hinkelbein (Präsident der DGLRM), Prof. Dr. Jens Jordan (Direktor des Instituts für Luft- und Raumfahrtmedizin des DLR), Elfi Scho-Antwerpes (Erste Strellvertreterin der Oberbürgermeisterin Köln), Prof. Dr. Edgar Schömig (Ärztlicher Direktor der Uniklinik Köln), Prof. Dr. Raphael Schick (Generalarzt der Luftwaffe).
Quelle: MedizinFotoKöln (Thies Schöning)

Nachruf für Professor Dr. Jörg Draeger

Professor Dr. med. Jörg Draeger verstarb am 24. August 2017 im Alter von 87 Jahren. Er wurde am 29. November 1929 in Gera (Thüringen) geboren, studierte in Heidelberg und Innsbruck und wurde nach seinem Medizinstudium 1955 in Heidelberg promoviert. Danach war Herr Prof. Draeger als Oberarzt in Hamburg tätig und habilitierte auch dort. Er wurde Direktor der Städtischen Augenklinik Bremen und erhielt 1980 den Ruf an den Hamburger Lehrstuhl, den er bis 1995 leitete. Neben seiner Begeisterung für Technik und Augenheilkunde galt die wahre Liebe des begeisterten Piloten der Luft- und Raumfahrtmedizin. Er war Principal Investigator von Experimenten auf der D1-, der D2- und der ersten Deutsch-Russischen MIR-Raumfahrtmission. Aufgrund der Messungen während der D1-Mission, die bereits einen Anstieg des Augeninnendrucks in der Schwerelosigkeit zeigten, entwickelte er ein Selbsttonometer, mit dem die Astronauten ganz frühe Messungen während der Raumfahrtmissionen durchführen konnten. So konnte er einen Anstieg des Augeninnendrucks in der frühen Phase einer Mission auf bis zu 114 % demonstrieren. Das Selbsttonometer wurde dann für die Nutzung durch Glaukompatienten auf der Erde weiterentwickelt.

Professor Draeger war Präsident der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft, leitete in dieser Funktion die 89. DOG-Tagung in Leipzig und brachte somit 1991 nach der Wende erstmalig einen DOG-Kongress in ein neues Bundesland. Er war Vice-President der Aerospace Medical Association von der er im Jahre 1994 auch die „President’s Citation“ erhielt. Im Jahre 1993 brachte er den sehr erfolgreichen 41. International Congress of Aviation and Space Medicine nach Hamburg. Draegers wissenschaftliches Werk umfasst mehr als 400 Fachartikel sowie eine Vielzahl von Buchbeiträgen und Monografien.

Herr Professor Draeger war von 1993–1995 Präsident der DGLRM. Aufgrund seiner Verdienste um die DGLRM wurde er Ehrenmitglied und war mehr als 50 Jahre Mitglied in unserer Gesellschaft.

Der Vorstand

DGLRM—ARBEITSGRUPPENVORSTELLUNG

AG Raumfahrtmedizin / Space Life Sciences

Für die Exploration unseres Sonnensystems werden Menschen so lange wie nie zuvor außerhalb der Erde leben und arbeiten. Während die Visionen und Ziele unserer entdeckenden und erforschenden Spezies Mensch weit ins Weltall reichen, ist der Horizont unseres Wissens immer noch sehr begrenzt.

Es sind enorme Anstrengungen in der Grundlagen- und klinischen Forschung erforderlich, um die Bedeutung der Schwerkraft und anderer Umgebungsbedingungen des Raumflugs für den menschlichen Organismus und das Leben besser zu verstehen. Nur durch rigorose Erforschung dieser Grundlagen werden wir die Risiken bemannter Langzeitmissionen besser einschätzen können und adäquate Maßnahmen zum Monitoring und Gesunderhaltung des Menschen unter Raumflug und nicht irdischen Gravitationsbedingungen ermöglichen können.

Die AG Raumfahrtmedizin/Space Life Sciences besteht aus Ärzten und Wissenschaftlern, deren Forschungsinteressen vor allem im Bereich der klinischen Medizin, Humanphysiologie und der Zell- und Molekularbiologie unter Raumflug- und veränderten Schwerkraftbedingungen liegen. Mitglieder der AG führen regelmäßig Experimente auf Parabelflügen, suborbitalen ballistischen Raketenmissionen und der Internationalen Raumstation durch sowie auf komplexen Simulationseinrichtungen am Boden.

Die AG vereint interdisziplinäre Kompetenz in der Raumfahrtmedizin und Gravitationsbiologie, viele ihrer Mitglieder sind international ausgewiesene Wissenschaftler. Innerhalb der AG-Mitglieder besteht eine rege Zusammenarbeit in verschiedenen Forschungsgebieten und mit einem hohen wissenschaftlichen Output. Wir hoffen, dass unsere Arbeit eines Tages dazu beiträgt, Menschen auch außerhalb unserer Erde gesund und leistungsfähig zu halten und den menschlichen Horizont in das Unbekannte zu erweitern.

Kontakt: Prof. Hon.-Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Oliver Ullrich, Universität Magdeburg und Universität Zürich