Zusammenfassung
Ziel der Studie Eine der derzeit zentralen gesundheitspolitischen Herausforderungen liegt in der
flächendeckenden Sicherstellung der hausärztlichen Versorgung. Allerdings ist bislang
nicht ausreichend bekannt wie die Bevölkerung die regionale Versorgungssituation sowie
die Einführung neuer Versorgungsformen, die als Lösungsansatz zur Sicherstellung der
Versorgung dienen können, bewertet. Die Zielsetzung dieser Studie liegt demnach darin
zu erheben, wie die Bevölkerung die regionale hausärztliche Versorgung bewertet und
welche neuen Versorgungsformen bevorzugt werden. Zudem wird untersucht, ob diesbezüglich
Unterschiede zwischen schwer zu versorgenden und normal zu versorgenden Regionen vorliegen.
Methodik Basierend auf Fokusgruppendiskussionen sowie einer systematischen Literaturübersicht
wurde ein Fragebogen entwickelt, um die Bewertung der regionalen Versorgungssituation
sowie ausgewählter neuer Versorgungsformen durch die Bevölkerung zu erheben. Der Fragebogen
wurde an eine Zufallsstichprobe von 2000 Personen in 8 Regionen in Niedersachsen geschickt.
Ergebnisse Die bereinigte Rücklaufquote der Befragung lag bei 51% (n=996). Mit 97% hat der überwiegende
Anteil der Befragten einen Hausarzt, der im Schnitt 5,4-mal jährlich aufgesucht wird.
Die durchschnittliche Entfernung zum Hausarzt liegt bei 13 min. Während die gegenwärtige
hausärztliche Versorgung überwiegend als gut bewertet wird, wird insbesondere in schwer
zu versorgenden Regionen eine Verschlechterung der Versorgungssituation erwartet.
Unter den neuen Versorgungsformen werden die Delegation ärztlicher Tätigkeiten sowie
mobilitätsorientierte Konzepte bevorzugt, während die Telemedizin überwiegend Ablehnung
erfährt.
Schlussfolgerung Neue Versorgungsformen können nach der Einschätzung der Bevölkerung zur Sicherstellung
der Versorgung beitragen. Werden jene Versorgungsformen, die von der Bevölkerung akzeptiert
werden, bereits frühzeitig eingeführt, so können die Befürchtungen vor einer sich
verschlechternden Versorgungssituation verringert werden. Zudem können jene neuen
Versorgungsformen, die eine geringere Akzeptanz seitens der Bevölkerung erfahren,
in Modellprojekten ausgetestet werden. Verlaufen diese Projekte erfolgreich, so steigt
möglicherweise die Zustimmung der Bevölkerung.
Abstract
Objective of the study One of the central challenges in health policy is to ensure nationwide provision
of primary healthcare services. However, it is not clear how the general public rates
the current primary healthcare provision in their region. Furthermore, there is very
little information on whether people are willing to make use of new models of care
that could contribute to ensuring a nationwide provision of healthcare services. Thus,
the objective of this study was to analyse the general public’s ratings of the local
primary healthcare provision as well as their acceptance of selected new models of
care. Furthermore, potential differences in the ratings of the population between
hard to serve regions and normal regions will be analysed.
Methodology: Focus group discussions and a literature review were conducted in order to develop
a questionnaire to elicit the expectations of the population concerning the local
provision of primary healthcare as well as their acceptance of new models of care.
A postal questionnaire was sent to a random sample of 2,000 persons in 8 regions in
Lower Saxony.
Results: The adjusted response rate of the postal survey was 51% (n=996). 97% of respondents
saw a general practitioner regularly, with 5.4 visits per year on average. Patients
could reach the practice in 13 min on average. Respondents predominantly rated the
current healthcare provision as being good. However, the majority of respondents expected
the local primary healthcare provision to deteriorate in the future. New models of
care most preferred by the respondents were the delegation of medical tasks to non-medical
professionals and mobility-oriented models. On the other hand, the provision of healthcare
via telemedicine was rejected.
Discussion: According to the results of this study, respondents believe that new models of care
can play an important role in ensuring the nationwide provision of healthcare services.
Introducing, at an early stage, those new models of care that people accept could
contribute to ensuring a sustainable provision of primary healthcare services. Furthermore,
the introduction of these new models of care could reduce the public’s concerns regarding
a worsening provision of primary healthcare services in their regions. Additionally,
pilot projects with those new models of care that are rather rejected might increase
acceptance with these models of care if they prove to be successful.
Schlüsselwörter
Hausärztliche Versorgung - Patientenerwartungen - ländliche Regionen - Sicherstellung
der Versorgung - neue Versorgungsformen
Key words
primary care - patient expectations - rural areas - ensuring the provision of care
- new models of care