Fortschr Neurol Psychiatr 2017; 85(11): 651
DOI: 10.1055/s-0043-119054
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Metformin könnte bei Parkinson helfen


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Publication Date:
22 November 2017 (online)

Bei bestimmten Parkinson-Formen könnte Metformin – ein Diabetesmedikament – helfen, berichten Hirnforscher der Universität Tübingen und des Deutschen Zentrums für Neurodegenerative Erkrankungen in Tübingen. Die Neurowissenschaftler identifizierten ein Eiweiß, das eine wichtige Rolle im Energiehaushalt von Zellen spielt. Fehlt dieses Protein, ist der Energiehaushalt nachhaltig gestört. Dies kann zum Zelltod und letztendlich zum Ausbruch der Parkinson-Krankheit führen. Anhand von Zellkulturen zeigten die Forscher, dass Metformin in den Energiehaushalt eingreift und so die Zellen schützt.


Für die Studie wurden Zellen eines Parkinson-Patienten untersucht. Dabei konnte festgestellt werden, dass ein wichtiges Protein fehlt, welches die Energiegewinnung in den Mitochondrien reguliert. Die Folge: Unabhängig vom tatsächlichen Verbrauch produzieren die Zellen in den Mitochondrien durchgängig Energie. Dabei entsteht jedoch auch ein Übermaß an freien Sauerstoffradikalen. Diese schädigen die Zelle und führen langfristig zu Zellalterung und Tod. Metformin wirkt hier wie eine Bremse. Es verlangsamt die Bildung von Energie und Sauerstoffradikalen und schützt die Zellen so vor negativen Auswirkungen.


Die Studie der Tübinger Neurowissenschaftler gibt einen weiteren Hinweis, dass Diabetesmedikamente positiven Einfluss bei bestimmten Parkinson-Formen zu haben scheinen. Erst vor Kurzem zeigte eine englisch-amerikanische Forschungskooperation, dass ein anderes Medikament Bewegungsstörungen bei Parkinson-Patienten vermindern kann. Die neuen Erkenntnisse tragen zur Entwicklung einer individualisierten Medizin bei. Bei der Entstehung von Parkinson spielen sowohl eine erbliche Veranlagung als auch Umwelteinflüsse eine Rolle. Die Ursache variiert hierbei von Person zu Person. Langfristig kommt die Studie denjenigen Patienten zugute, bei denen die Energiegewinnung in den Zellen fehlerhaft ist.


Nach einer Pressemitteilung des Hertie-Instituts für klinische Hirnforschung (HIH)