Karia PS.
et al.
Clinical and Incidental Perineural Invasion of Cutaneous Squamous Cell Carcinoma.
A Systematic Review and Pooled Analysis of Outcomes Data.
JAMA Dermatol 2017;
153: 781-788
Bei 2,5 – 14 % der Patienten mit kutanen Plattenepithelkarzinomen kommt es zu einer
perineuralen Invasion (PNI). Etwa zwei Drittel der Betroffenen haben keine entsprechenden
Symptome und es gibt auch keinen radiologischen Hinweis auf eine PNI – die wird dann
in der Regel erst in der histologischen Untersuchung festgestellt. Diese Form der
PNI wird deshalb „zufällige“ (incidental) oder mikroskopische PNI genannt (IPNI).
Patienten mit einer klinischen PNI (CPNI) berichten hingegen von typischen Symptomen
(Schmerz, Taubheit, Kribbeln, Lähmung) oder zeigen radiologisch Zeichen einer PNI.
Sie werden oft aggressiver behandelt – auch wenn nicht belegt ist, ob sie davon profitieren.
Plattenepithelkarzinom-Patienten mit einer PNI haben eine schlechtere Prognose. Aber
macht es einen Unterschied, ob klinische Symptome oder radiologische Zeichen vorhanden
sind – oder nicht? Ein systematisches Literaturreview mit gepoolter Analyse der Outcome-Daten
ist dieser Frage nachgegangen.
Mehr Lokalrezidive und Todesfälle
Mehr Lokalrezidive und Todesfälle
Die Analyse der 12 Studien mit insgesamt 640 kutanen Plattenepithelkarzinomen mit
PNI stellt fest, dass Patienten mit CPNI tatsächlich ein höheres Risiko für lokale
Rezidive (37 % vs. 17 %) und krankheitsspezifische Todesfälle (27 % vs. 6 %) haben
als Patienten mit IPNI. Lymphknoten- und Fernmetastasen traten in beiden Gruppen ähnlich
häufig auf. Patienten mit CPNI hatten geringere rezidivfreie 5-Jahres-Überlebensraten
(61 % vs. 76 %) und krankheitsspezifische 5-Jahres-Überlebensraten (70 % vs. 88 %)
als Patienten mit IPNI.
Die Ergebnisse entsprechen denen früherer Studien – allerdings ist diese Untersuchung
nach Angaben der Autoren die erste, die alle verfügbaren Outcomes nach PNI-Klassifikation
zusammengetragen hat – und die erste aus der dermatologischen Literatur (andere Studien
kamen aus der Kopf-Hals-Chirurgie).
Engmaschigere Kontrollen indiziert
Engmaschigere Kontrollen indiziert
Die Befunde unterstreichen die Bedeutung einer sorgfältigen Untersuchung auf Zeichen
einer PNI schon vor der Behandlung des Karzinoms. Patienten mit CPNI benötigen möglicherweise
eine aggressivere Behandlung und engmaschigere Nachkontrollen – die Autoren schlagen
6-monatliche MRTs in den ersten 2 bis 3 Jahren vor. Die höhere Sterblichkeit hängt
nach vorangegangenen Studien vor allem mit der höheren Rate an Lokalrezidiven zusammen.
Werden diese früh entdeckt, kann das möglicherweise das Überleben der Patienten verbessern
– Studien hierzu stehen allerdings noch aus. Gut belegt ist dafür der Nutzen einer
adjuvanten Strahlentherapie.
Auch wenn Patienten mit CPNI eine noch schlechtere Prognose haben, ist auch das Risiko
für Patienten mit IPNI gegenüber jenen ohne PNI erhöht. Auch für sie ist deshalb eine
aggressivere Therapie zu erwägen – nach vorangegangenen Studien vor allem, wenn die
IPNI größere Nerven (≥ 0,1 mm) betrifft.
Patienten mit Plattenepithelkarzinomen und einer perineuralen Invasion haben eine
schlechtere Prognose – insbesondere wenn klinische Symptome oder radiologische Zeichen
schon präoperativ auf die perineurale Invasion hinweisen. Diese Patienten könnten
von einer aggressiveren Therapie und einer engmaschigen Nachsorge profitieren.
Dr. Nina Drexelius, Hamburg