Aktuelle Dermatologie 2018; 44(03): 86
DOI: 10.1055/s-0043-118921
Derma-Fokus
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Nicht-melanotischer Hautkrebs: Häufigkeit nimmt in Deutschland weiter zu

Leiter U. et al.
Incidence, Mortality, and Trends of Nonmelanoma Skin Cancer in Germany.

J Invest Dermatol 2017;
137: 1860-1867
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Publication Date:
12 March 2018 (online)

 

    Die Häufigkeit nicht-melanotischer Hautkrebsformen (non-melanoma skin cancer, NMSC) nimmt in vielen europäischen Ländern und auch in den USA und Australien seit mehreren Jahrzehnten immer weiter zu. Unter die NMSC fallen vor allem Basaliome und Plattenepithelkarzinome der Haut, die am häufigsten bei älteren Menschen auftreten. Eine Arbeitsgruppe hat nun die Trends in 2 deutschen Bundesländern genauer untersucht.


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    Ulrike Leiter und ihre Kollegen haben für ihre Untersuchung die Krebsregister aus dem Saarland (Zeitraum 1970 – 2012, umfasst Daten für ca. 1 Million Einwohner) und Schleswig-Holstein (Zeitraum 1999 – 2013, Daten für ca. 2,8 Millionen Einwohner) herangezogen. Darin suchten sie nach den altersstandardisierten Inzidenzen sowie nach den Rohdaten. Letzteren liegt die Tatsache zugrunde, dass die Altersstruktur in Deutschland, mit einer Verschiebung hin zu höheren Altersgruppen, nicht mehr mit der bei der Standardisierung zugrunde gelegten Altersstruktur der europäischen Standardbevölkerung übereinstimmt.

    Die Auswertung ergab in Schleswig-Holstein

    • bei Männern eine Zunahme der altersstandardisierten Inzidenz um jährlich 2,3 %,

      • von 125 Fällen pro 100 000 Personenjahre im Jahr 1999 auf 170/100 000 Personenjahre im Jahr 2012, und

    • bei Frauen eine jährliche Zunahme um 3,3 %,

      • von 92/100 000 Personenjahre auf 134/100 000 Personenjahre.

    Die jeweiligen Rohdaten zeigten

    • bei Männern eine jährliche Zunahme um 5,0 %,

      • von 147/100 000 Personenjahre im Jahr 1999 auf 278/100 000 Personenjahre im Jahr 2012, und

    • bei Frauen eine jährliche Zunahme um 4,4 %,

      • von 143/100 000 Personenjahre im Jahr 1999 auf 241/100 000 Personenjahre im Jahr 2012.

    Für das Saarland zeigten sich ähnliche Trends, wobei wegen der längeren Beobachtungsdauer die Zunahme noch deutlicher ausfiel:

    • Bei Männern nahm die altersstandardisierte Inzidenz um jährlich 6,0 % zu

      • von 10,5/100 000 Personenjahre im Zeitraum 1970 – 1972 auf 117,7/100 000 Personenjahre im Zeitraum 2010 – 2012, und

    • bei Frauen um jährlich 6,3 %,

      • von 8,1/100 000 Personenjahre auf 93,1/100 000 Personenjahre.

    Die jeweiligen Rohdaten zeigten

    • bei Männern eine Zunahme um jährlich 7,7 %

      • von 8,4/100 000 Personenjahre (1970 – 1972) auf 186,1/100 000 Personenjahre (2010 – 2012), und

    • bei Frauen um jährlich 7,4 %,

      • von 9,1/100 000 Personenjahre auf 163,1/100 000 Personenjahre.

    Und diese Zunahme hat ihr Plateau offensichtlich noch nicht erreicht: In statistischen Extrapolationen errechneten die Wissenschaftler für das Jahr 2030 in Schleswig-Holstein Inzidenzen

    • zwischen 232 und 459/100 000 Personenjahre für Männer (altersstandardisierte bzw. Rohdaten) und

    • zwischen 204 und 386/100 000 Personenjahre für Frauen.

    Ähnliche Anstiege fanden sie auch für das Saarland. Die stärksten Zunahmen wurden dabei für die Altersgruppe der über 65-Jährigen errechnet, auf 1115 – 2000/100 000 Personenjahre (Männer) und 800 – 1290/100 000 Personenjahre (Frauen).

    Die NMSC-spezifische Sterblichkeit allerdings blieb über den untersuchten Zeitraum bis 2012 etwa stabil oder nahm leicht ab, vor allem in der älteren Bevölkerung.

    Fazit

    Es findet sich demnach eine deutliche und anhaltende Zunahme der NMSC-Diagnosen, fassen die Autoren zusammen. Teilweise kann das an der erhöhten Aufmerksamkeit für die Erkrankung liegen, die sich beispielweise in Screening-Programmen niederschlägt. Andererseits haben Aufklärungsprogramme zum Hautkrebsrisiko durch ungeschütztes Sonnenbaden bislang noch wenig Wirkung auf das entsprechende Verhalten gezeigt, sodass ein weiterer Anstieg der Diagnosen wahrscheinlich ist.

    Dr. Elke Ruchalla, Bad Dürrheim


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