Aktuelle Dermatologie 2017; 43(12): 507
DOI: 10.1055/s-0043-118740
Derma-Fokus
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Genetisch bedingte Störung der Hautbarriere zieht Berufsunfähigkeit nach sich

Heede NG. et al.
Hand eczema, atopic dermatitis and filaggrin mutations in adult Danes: a registry-based study assessing risk of disability pension.

Contact Dermatitis 2017;
77: 95-105
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Publication Date:
04 December 2017 (online)

 

    Es existieren nur wenige Studien zu Betroffenen mit Filaggrin-Mutationen. Der genetische Defekt führt zu extremer Trockenheit, Reizungen und Entzündungen der Haut, die berufliche Konsequenzen nach sich ziehen. Dänische Dermatologen untersuchten nun die persönlichen Folgen von Menschen sowohl mit Filaggrin-Mutationen als auch mit atopischer Dermatitis und Handekzem.


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    Für ihre Auswertung nutzten die Autoren die Daten von erwachsenen Patienten mit atopischer Dermatitis und/oder Handekzem sowie die Daten der Teilnehmer der Health2006-Studie, einer Bevölkerungsstudie, die im Südwesten von Kopenhagen durchgeführt wurde. Bei allen Teilnehmern erfolgte eine Untersuchung auf Mutationen des Filaggrin(FLG)-Gens. Alle Teilnehmer beantworteten Fragen zum Auftreten eines Handekzems. Die Health2006-Studie zählte 3247 Personen, die Zahl der erwachsenen Patienten mit atopischer Dermatitis, die von der dermatologischen Klinik des Gentofte Krankenhaus rekrutiert wurden, betrug 496.

    In der Bevölkerungsstichprobe ergaben sich signifikante Unterschiede hinsichtlich Alter, Geschlecht, Beschäftigungsverhältnis sowie Einkommen. Teilnehmer mit atopischer Dermatitis mit und ohne Handekzem waren signifikant jünger als diejenigen mit Handekzem aber ohne Vorgeschichte einer atopischen Dermatitis. In dieser Gruppe fanden sich auch mehr Frauen als in der letztgenannten.

    Der Anteil der Personen, die eine Berufsunfähigkeitsrente erhielt, lag bei denjenigen mit Dermatitis, atopischer Dermatitis mit und ohne Handekzem sowie alleinigem Handekzem signifikant höher als bei denen ohne Dermatitis.

    Personen mit atopischer Dermatitis und/oder Handekzem waren diejenigen mit dem geringsten Einkommen. Dabei hatten die Träger einer FLG-Mutation ein noch niedrigeres Einkommen als diejenigen ohne Mutation.

    In der Patientengruppe des Gentofte Krankenhaus war die Geschlechtsverteilung gleich, aber die Patienten mit atopischer Dermatitis waren signifikant jünger als die mit Handekzem und ohne atopischer Dermatitis. Insgesamt lag der Anteil der ≤ 30-Jährigen bei 18 % und der Anteil der Träger einer FLG-Mutation lag bei den unter 30-Jährigen signifikant über dem der > 30-Jährigen.

    Handekzem und atopische Dermatitis, auf der Basis der Daten einer Selbsteinschätzung, waren bei den Trägern einer FLG-Mutation mit einem höheren Risiko einer Berufsunfähigkeit assoziiert. Darüber hinaus litten 60 % der Träger einer FLG-Mutation mit atopischer Dermatitis, die ein Handekzem entwickelten, bereits an Symptomen vor dem Erwachsenenalter.

    Fazit

    Die Untersuchung zeigt, so die Autoren, dass Handekzem und atopische Dermatitis, insbesondere bei solchen Personen mit genetisch bedingter Störung der Hautbarriere mit einem erhöhten Risiko einer Berufsunfähigkeitsrente assoziiert ist. Obwohl die Gründe der Frühverrentung nicht eindeutig bekannt sind, lohnt sich die frühzeitige Feststellung von Hautsymptomen, damit Betroffene durch eine entsprechende Berufsberatung profitieren können.

    Richard Kessing, Zeiskam


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