Aktuelle Dermatologie 2017; 43(12): 501
DOI: 10.1055/s-0043-118384
Derma-Fokus
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Psoriasis: TNF-α-Antagonist verringert Gefäßentzündung nicht

Bissonnette R. et al.
TNF-α Antagonist and Vascular Inflammation in Patients with Psoriasis Vulgaris: A Randomized Placebo-Controlled Study.

J Invest Dermatol 2017;
137: 1638-1645
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Publication Date:
04 December 2017 (online)

 

Psoriasis-Patienten haben ein erhöhtes Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle – möglicherweise eine Folge der Gefäßentzündung, die bei der immunvermittelten Systemkrankheit häufig zu finden ist. In einigen Studien konnte die Zahl der Herzinfarkte durch die Gabe von Methotrexat oder TNF-α-Antagonisten gesenkt werden. Jetzt hat ein kanadisches Forschungsteam untersucht, ob der TNF-α-Antagonist Adalimumab die Gefäßentzündung verringert.


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In der randomisierten, doppelblinden Multicenter-Studie bekamen 107 Patienten mit mäßiger bis schwerer Psoriasis vulgaris entweder 52 Wochen lang Adalimumab oder 16 Wochen lang Placebo und danach ebenfalls für 52 Wochen Adalimumab. Die Gefäßentzündung wurde anhand der Aufnahme radioaktiv markierter 18Fluor-2-desoxy-D-Glucose (18FDG) im PET ermittelt.

Das PET mit 18FDG wurde bereits in anderen Studien verwendet, um das Ausmaß der Gefäßentzündung zu messen – u. a. in einer Pilotstudie desselben Forschungsteams mit 30 Psoriasis-Patienten. Die 18FDG-Aufnahme hatte sich hier in 15 Wochen zwar insgesamt nicht verändert, es hatten sich aber kleine Unterschiede zwischen der Adalimumab- und der Kontrollgruppe gezeigt, wenn die Messungen an der aufsteigenden Aorta und an den Carotiden getrennt voneinander ausgewertet wurden.

Entzündungsprozess nicht aufgehalten

Das Ergebnis der neuen, größeren, sorgfältiger designten Studie war noch ernüchternder: Nach 16 Wochen zeigte sich kein signifikanter Unterschied zwischen den Anfangswerten und dem aktuellen Befund – weder in der Verum- noch in der Placebo-Gruppe, weder in der aufsteigenden Aorta noch in den Carotiden. Nach 52 Wochen Adalimumab-Behandlung war an der aufsteigenden Aorta immer noch keine Veränderung zu sehen, an den Carotiden hatte die Entzündung sogar noch etwas zugenommen.

Die Studie ist nach Angaben der Autoren die bislang größte ihrer Art. Sie zeigt, dass Adalimumab keinen Effekt auf die Gefäßentzündung bei Psoriasis hat – auch wenn die CRP-Level durch das Adalimumab gesenkt wurden (ein Hinweis, dass die systemische Entzündung beeinflusst wird).

Dass die 18FDG-Aufnahme in die Carotiden nach einem Jahr sogar noch höher lag als zu Beginn der Studie, spricht dafür, dass der TNF-α-Antagonist nicht einmal das natürliche Fortschreiten der arteriosklerotischen Veränderungen verhindern kann. Dies entspricht den Ergebnissen von Studien an Patienten mit Arteriosklerose der A. carotis.

Fazit

Der TNF-α-Antagonist Adalimumab kann das Fortschreiten entzündlicher Veränderungen an den Arterien bei Psoriasis-Patienten möglicherweise ein kleines bisschen verlangsamen, aber nicht aufhalten oder gar verringern.

Dr. Nina Drexelius, Hamburg


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