Geburtshilfe Frauenheilkd 2017; 77(09): 949-951
DOI: 10.1055/s-0043-117726
GebFra Magazin
Geschichte der Gynäkologie
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

„Was ihn vor allem charakterisierte, war seine …ungewöhnliche Klugheit“ – zum 100. Todestag von Johann Veit (1852 – 1917)

Andreas D. Ebert
,
Matthias David
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Publication Date:
25 September 2017 (online)

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Johann Friedrich Otto Siegfried Veit ([Abb. 1]) wurde am 17. Juni 1852 in Berlin geboren [1]. Sein Vater, der Geheime Sanitätsrat Dr. med. Otto Veit (1822 – 1883), stammte aus einer bedeutenden deutsch-jüdischen Bankiersfamilie und war selbst Chirurg und Geburtshelfer [1], [2]. Seine Mutter Maria Veit, geb. Malotki von Trzebiatowski († 1903), stammte aus einer alten preußischen Adelsfamilie [1]. Johann Veit absolvierte zunächst das königliche Wilhelms-Gymnasium in Berlin und immatrikulierte sich dann an der Universität Leipzig (1869 – 1870) [1], [2]. Als Student der Medizin nahm er am Krieg gegen Frankreich 1870/71 als Freiwilliger im „I. Garderegiment zu Fuß“ teil und war bei Gefechten sowie der Belagerung von Paris im Sanitätsdienst aktiv eingesetzt [1], [2]. Nach dem Krieg und einem kurzen akademischen Intermezzo in Leipzig beendete Veit das Studium 1871 – 1874 an der Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin, an der er am 18. März 1874 mit einer in der chirurgischen Klinik von Bernhard von Langenbeck (1810 – 1887) erarbeiteten Studie über die „Exstirpation von Schulterblatt und Arm“ zum Dr. med. promoviert wurde [1], [2]. Im gleichen Jahr wurde Johann Veit Assistent von Eduard Arnold Martin (1809 – 1875) an der Königlichen Universitäts-Frauenklinik Berlin [1], [2], [3]. Wie die Ausbildungssituation seinerzeit war, schilderte August Martin (1847 – 1933) in seinen Memoiren: „… Es bestand damals in der Frauenklinik die Einrichtung, dass (…) Assistentenstellen immer für drei Jahre vergeben wurden und zwar auf (…) Auswahl von seiten des Direktors. Der erste Assistent, der Sekundärarzt, galt als Vertreter desselben und leitete die geburtshilfliche Poliklinik, ebenso wie die gynäkologische. Der zweite Assistent hatte den Dienst in der Gebäranstalt, der dritte hatte die Assistenz in der Klinik und in der gynäkologischen Abteilung der Charité, außerdem war er zur Hand für die Vertretungen seiner beiden älteren Kollegen im Falle ihrer Behinderung …“ [4]. Zu den Ko-Assistenten Veits unter den Direktoren E. A. Martin und Carl Schröder (1838 – 1887) zählten damals u. a. Samuel Kristeller (1820 – 1900), Herrmann Löhlein (1847 – 1901), Heinrich Fasbender (1843 – 1914), August Martin, Paul Ludwig Ruge (1847 – 1924) und Carl Arnold Ruge (1846 – 1926) [4], [5], [6].