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DOI: 10.1055/s-0043-117517
Editorial
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Publication Date:
25 October 2017 (online)
Psychische Erkrankungen wie Depressionen, Angstzustände, Schizophrenie und Sucht sind auch in Deutschland weit verbreitet. Sie verursachen neben dem menschlichen Leid für direkt Betroffene und Angehörige auch hohe Kosten, insbesondere durch Arbeits- und Berufsunfähigkeit. Diese betragen hierzulande jährlich insgesamt über 152 Mrd. Euro.
Die Pharmakotherapie psychischer Erkrankungen blickt auf eine lange Tradition zurück. Zu Beginn der 1950er-Jahre wurde das erste Antipsychotikum bzw. Neuroleptikum Chlorpromazin bei Patienten eingesetzt. Die bisherigen Fortschritte bei den Behandlungsmöglichkeiten für Suchterkrankungen, Persönlichkeitsstörungen und andere Indikationen machen es heute möglich, etwa zwei Drittel der Patienten mit psychischen Erkrankungen mit wirksamen pharmakologischen und nicht-pharmakologischen Methoden zu behandeln. Ein Drittel der mittelschwer bis schwer Erkrankten spricht allerdings nicht auf die vorhandenen Therapien an. In den letzten zehn Jahren wurde deutlich, dass insbesondere für psychotische und affektive Erkrankungen Ansatzpunkte jenseits der Katecholamin-Hypothese für neue Therapeutika benötigt werden.
Bei Autoimmunkrankheiten wie Multipler Sklerose oder rheumatoider Arthritis sowie bei vielen Infektionskrankheiten und Krebsarten ist es durch immer bessere Aufklärung der molekularen Pathomechanismen gelungen, Ansatzpunkte für mögliche Therapien zu identifizieren und darauf aufbauend neue Therapieoptionen zu entwickeln. Ob Ähnliches auch im Bereich psychischer Krankheiten zu erwarten ist, soll bei diesem Paul Martini Stiftungs-Symposium untersucht werden.
Im ersten Teil des Symposiums werden Forschungsarbeiten vorgestellt, die innovative Zielstrukturen oder Zielmechanismen aufgreifen, um zu diesen neuen pharmakotherapeutischen Ansätzen zu gelangen. Darauf folgen Vorträge über vielversprechende Wirksubstanzen in ersten klinischen Studien oder schon auf dem Weg in die breite klinische Anwendung. Im zweiten Teil des Symposiums werden – auf der Basis neuer Erkenntnisse der Neurobiologie – aktuelle Ansätze der Akut- und der Langzeitbehandlung von Suchterkrankungen mit Fokus auf dem Craving-Verhalten zusammengeführt. Im letzten Teil werden neueste Ansätze zur Therapie affektiver Erkrankungen dargestellt, wiederum ausgehend von der molekularen Pathogenese, etwa der Rolle von Genen (FKBP5) und spezifischen biochemischen Mechanismen (Signalübertragung durch Ceramide). Sie sollen insbesondere eine Behandlung von Patienten mit bislang therapieresistenten Verlaufsformen ermöglichen.
Dem Zweck der Paul-Martini-Stiftung entsprechend sollen bei diesem Symposium etablierte Therapien sowie Forschungs- und Entwicklungsarbeiten im Bereich der akademischen Forschung und der Industrie präsentiert und von den Teilnehmern aus Wissenschaft und Industrie – aber auch aus anderen Bereichen des Gesundheitswesens – diskutiert werden.
Peter Falkai
Ludwig-Maximilians-Universität München
Stefan Endres
Ludwig-Maximilians-Universität München
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