Gefäßmedizin Scan - Zeitschrift für Angiologie, Gefäßchirurgie, diagnostische und interventionelle Radiologie 2017; 04(03): 197-208
DOI: 10.1055/s-0043-117373
CME-Fortbildung
CME-Grundlagen
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Gefäßverletzungen II – Zugangswege zur Blutungskontrolle an Hals und Thorax

Daniel C. Hinck
,
Janina Kosan
,
Axel Larena-Avellaneda
,
Tilo Kölbel
,
E. Sebastian Debus

Subject Editor: Wissenschaftlich verantwortlich gemäß Zertifizierungsbestimmungen für diesen Beitrag ist Dr. med. Daniel C. Hinck.
Further Information

Publication History

Publication Date:
13 September 2017 (online)

Die Terroranschläge von Paris, Brüssel, Nizza, Berlin und London in den vergangenen 2 Jahren haben schmerzlich vor Augen geführt, wie schnell die Prinzipien der chirurgischen Individualmedizin in diesen Situationen an ihre Grenzen stoßen. Die lebensrettende chirurgische Blutungskontrolle rückt deshalb immer mehr in den Fokus des Interesses. In diesem Beitrag wird eine Auswahl gefäßchirurgischer Zugangswege an Hals und Thorax zur Kontrolle lebensbedrohlicher Blutungen vermittelt.

Kernaussagen
  • Bei polytraumatisierten Patienten ist eine Gefäßrekonstruktion meist zu langwierig. Deshalb wird die Vascular Damage Control Surgery mit temporärer intravasaler Shunt-Anlage, Gefäßligatur oder auch primärer Amputation bei schweren Gefäßverletzungen bevorzugt.

  • Bei Gefäßverletzungen im Bereich des Halses können die Aa. carotides communis, externa und interna sowie die V. jugularis betroffen sein.

  • Intrathorakale Gefäßverletzungen sind in 80 – 90 % der Fälle letal. Zur Blutungskontrolle können als Zugänge eine mediane Sternotomie, ein supra- oder infraklavikulärer Zugang oder eine linksseitige bzw. beidseitige anterolaterale Thorakotomie gewählt werden.

  • Die mediane Sternotomie ist bei Verletzungen des Truncus brachiocephalicus, der linken A. carotis communis, der V. cava superior und der intrathorakalen V. cava inferior indiziert. Die linke A. subclavia ist über diesen Zugang jedoch nicht ausreichend einsehbar.

  • Für die Blutungskontrolle der mittleren und peripheren A. subclavia ist der supraklavikuläre Zugang geeignet, für die Blutungskontrolle der A. axillaris der infraklavikuläre Zugang.

  • Die linksseitige anterolaterale Thorakotomie ist der Zugang der Wahl bei Verletzungen des Perikards, des pulmonalen Hilus, des distalen Aortenbogens und der Aorta descendens.